10. Dezember – Resteessen
Was sich erst einmal leicht abwertende anhört, gehört für uns zu den leckersten Dingen in der Küche: das Resteessen. Eigentlich könnten wir uns fast immer von den Resten des Essens vom Vortag ernähren (wenn ausnahmsweise etwas übrig bleibt ...), denn was gibt es schöneres, als aus dem Essen von gestern ein neues – manchmal noch leckereres – Gericht zuzubereiten? Inspiriert von meinem Praktikum in der Küche der Wern’s Mühle im Saarland, habe ich gestern zum ersten mal "Seidene Klöße" gekocht. Die waren gestern schon ziemlich gut und zum Glück sind sogar ein paar davon übrig geblieben. Daher war heute mal wieder so ein Glückstag. Ich habe die Klöße halbiert, langsam in Butterschmalz gebräunt und mit der Rotweinsauce von gestern, sowie etwas Käse überbacken und – voilà – war das Essen fertig. Es sieht vielleicht nicht so spektakulär aus, dafür war es spektakulär lecker.
09. Dezember – Oh du heilige Vielfalt
Wie ist das schön! So eine Vielfalt, so eine Sorgfalt, so eine Liebe in all den Dingen, die uns – besonders vor Weihnachten – täglich anschauen. "Kauf mich!", "Nimm mich mit!", "Verschenk mich!"
Oh ja, jetzt, in dieser so andächtigen Zeit, kann sich selbst Christian kaum noch zurückhalten. Zu umfangreich ist das Angebot, zu lieblich die weihnachtliche Musik, zu viele Menschen, die beschenkt werden wollen … am Ende bleibt uns ja immer noch der Müllklapp (die spaßige Form von Julklapp) oder der Gelbe Sack. Auf dass die Welt zu einem besseren Ort werde. Halleluja.
08. Dezember – Amore mio
Alte Kaugummiautomaten haben bis heute ihre Liebhaber – zumindest lassen die immer noch gefüllten Automaten an den Hauswänden darauf schließen. Und wie schön sind bitte die in die Jahre gekommenen Flipperautomaten? Alte Automaten aller Art ziehen die meisten von uns in einen nostalgischen Bann. Diesen "Gummiwaren-Automaten" mit seinem Inhalt für eine Mark haben wir am Wochenende in Hitzacker gefunden und er brachte uns sofort zum Schmunzeln. Leider funktionierte er nicht mehr, was weniger an fehlenden Markstücken, sondern vielmehr am Ablaufdatum der Dreier-Packungen lag. Diese stammen nämlich vermutlich noch aus dem letzten Jahrtausend.
07. Dezember – Nichts wie weg
Das muss sich dieser Weihnachtsmann gedacht haben. Wahrscheinlich hatte er von der ganzen Gefühlsduselei in der Adventszeit bereits jetzt schon die Schnauze voll und wollte Flüchten. Nur durch einen Zufall entdeckten wir ihn auf seiner Flucht, sprachen beruhigend auf ihn ein und konnten ihn letztlich doch zur Vernunft bringen. Er kehrte reumütig zurück, um zumindest bis Heiligabend durchzuhalten. Was wäre das für eine Enttäuschung, wenn die Geschenke einfach nur vom Postboten gebracht werden würden? Denn wir alle glauben doch irgendwie gerne an das Geheimnisvolle, das den Heiligen Abend umgibt.
06. Dezember – Wie schön, dass es so etwas noch gibt
Vor zehn Tagen, einen Tag, bevor ich von meinem zweiwöchigen Praktikum wieder nach hause gefahren bin, durfte ich Markus Keller und Willi Wern beim Walnussöl pressen zuschauen. Markus, der mit seiner Familie den Landgasthof nach umfangreichen Umbauarbeiten 2012 wiedereröffnet hat, ist maßgeblich daran beteiligt, dass die historischen Ölmühle 2014 wieder Betrieb genommen wurde. Seitdem trifft er sich regelmäßig mit Ölmüller Willi Wern zum Pressen von Walnuss-, Kürbiskern-, Leinsamen-, Leindotter- oder Hanföl. 1841 wurde die Mühle von einem von Willis Vorfahren erbaut, bis in die 1960er Jahre betrieben und 1995 restauriert.
Die Walnüsse, die Willi und Markus heute dort pressen stammen aus der Region und werden in Zusammenarbeit mit Behindertenwohngruppen und der Lebenshilfe in einer eigens angefertigten Knackmaschine geknackt und entkernt. Zur Vorbereitung werden die Walnusskerne vor dem Pressen in Markus' Küche erwärmt und am Schluss leicht angeröstet, was dem Öl einen besonders intensiven Geschmack verleiht. Der Pressvorgang, der in drei Druckstufen mit bis zu 100 bar erfolgt, dauert insgesamt etwas länger als eine Stunde. Das Öl aus Stempelpressen ist übrigens besonders hochwertig, weil die Temperatur im Gegensatz zu Schneckenpressen deutlich geringer ist, aber eben auch deutlich länger dauert. Es war wahnsinnig interessant zu sehen, was sich in dem etwa 25 Quadratmeter großen Raum alles drehte, hob und senkte, um ausreichend Druck zu erzeugen und den Stempel in Bewegung zu setzen. Nach etwas über einer Stunde des Pressens und Fachsimpelns (es war mir ein Rätsel, wie sich die beiden trotz des hohen Geräuschpegels überhaupt miteinander verständigen konnten), war das Walnussöl fertig. Dieses wird in der Küche des Landgasthofes verwendet und im Mühlenladen verkauft. Auch das "Abfallprodukt", die Ölkuchen, finden im Nachgang noch Verwendung: sie werden zu Walnussmehl verarbeitet, das ebenfalls in der Küche in Form von Brot und Nudeln zu finden ist.
Ich freute mich über diesen spannenden Vormittag und durfte am nächsten Tag auch eine Flasche des frisch gepressten Öles mit nach hause nehmen.
05. Dezember – Lebenslinien
Es gibt Gesichter, die so ausdrucksstark sind, so besonders, dass wir einfach nicht anders können, als um ein Foto zu bitten. Ob Rainer in Flensburg oder Jo in Wohltorf, ganz egal. Hauptsache, wir haben einen freundlichen Menschen mit seiner Geschichte vor der Kamera. Jeden Zentimeter Haut gilt es zu erforschen, zu beleuchten, zu bewundern. Gesichter, die Leben atmen, Erfahrungen, Leid, Freude, Trauer, Glück – alles das zeichnet sich ab, brennt sich ein und die einzigartige Oberfläche des Lebens. Danke, lieber Jo, für dein Vertrauen.
04. Dezember – Er ist wieder da ...
"Christian, dieses Jahr werde ich mal wieder ein bisschen weihnachtlich dekorieren." Es muss an meinem Blick gelegen haben, weil Mareikes nächster Satz etwas resignierter klang: "Du nimmst mir aber auch jede Freude!" Vermutlich lag es an meinen leicht angstgeweiteten Augen, die Mareike zu dieser Aussage verleitete. Es ist ja bei weitem nicht so, dass bei uns Weihnachten ohne jeglichen Schnickschnack über die Bühne geht. Ein Herrnhuter Stern ziert den Giebel unseres Hauses, außerdem verschönert ein großer Adventskranz den Esstisch. Das sollte doch eigentlich reichen. Heute ist nun auch noch der dänische Weihnachtsnisse in Wohltorf eingezogen. Das finde ich einfach nur kitschig – naja, aber auch ein bisschen süß. Zum Glück ist der Dekospuk in vier Wochen wieder vorbei, solange werde ich es wohl aushalten.
03. Dezember – Ein Keiler auf Reisen
Nicht irgendein Keiler, nein, es ist der weit über die Landesgrenze hinaus bekannte und allseits beliebte Meudelfitzer Keiler. Und jetzt steht ein Exemplar im Landgasthaus Wern's Mühle im Saarland. Wie er dahin kommt? Der muss sich wohl ins Gepäck von Mareike geschmuggelt haben. Er bringt nicht nur Freude und Zerstreuung ins Saarland, sondern regt auch zum Nachdenken an, dass das Gute auch in unserer Nähe liegt. Und er ist friedfertig, ihm darf man gerne auch in der freien Natur begegnen, ohne dass man Angst um Leib und Leben haben muss. Die Reise geht weiter.
02. Dezember – Oft einfacher gesagt als getan
Das sagt sich so leicht daher: Einfach mal locker bleiben. Doch gerade das ist im Alltag oft schwer. Dennoch lohnt es sich, in stressigen oder unangenehmen Situationen zumindest zu versuchen einmal kurz innezuhalten, um zu überlegen, ob das, was uns gerade so sehr beschäftigt und anstrengt, wirklich so wichtig ist. Das gilt im beruflichen Kontext ebenso wie im Privaten. Wie oft haben wir unseren liebsten und nahestehendsten Menschen schon im Stress Dinge an den Kopf geworfen, die wir so eigentlich gar nicht gemeint haben und haben damit einen Streit provoziert? Oder in unserem Berufsleben von der Deadline gehört: Zu einem bestimmten Termin müssen zum Beispiel die Druckunterlagen eines Katalogs fertig sein, ansonsten kann der Drucktermin nicht eingehalten werden. Also herrscht meistens in den Tagen vor der Deadline höchste Anspannung, nichts darf jetzt noch schiefgehen. Dabei würde bei beiden Beispielen – dem Beruflichen und Privaten – ein einfach mal locker bleiben bestimmt entspannter zum Ziel – oder zu einem entspannten Abend – führen.
01. Dezember – Einstimmung zum Advent
Bach, Brahms, Chopin standen heute am frühen Abend unter anderem auf dem Programm. Also los, einen freien Platz suchen, Augen zu und das Träumen konnte beginnen. Am heutigen 1. Advent spielten die beiden Pianisten Oksana Goretska und Aaron Greese auf Gut Dötzingen in Hitzacker, wie bereits im letzten Jahr. In diesem wunderschönen Rahmen wussten die beiden Nachwuchskünstler musikalisch zu verzaubern. Auch wenn Christian von Johann Sebastian Bach gar nicht genug bekommen kann, war es heute Abend Frédéric Chopin, der uns am meisten berührte. Die Musik hautnah zu erleben, ist einfach durch keine auch noch so gute Aufnahme zu ersetzen. Jetzt kann die Adventszeit beginnen.
30. November – Ich könnte schon wieder …
Zwei Wochen war ich bei Familie Keller im Saarland. Zwei Wochen voller neuer Eindrücke, Erfahrungen, Dankbarkeit und Respekt. Dankbarkeit für die Offenheit und Freundlichkeit, die mir entgegengebracht wurde. Respekt für die Leistung, die dort täglich erbracht wird. Nicht nur in der Küche, sondern auch im Service und allem, was sonst noch dazu gehört, wenn man einen Landgasthof mit ein paar Hotelzimmern betreibt. Langeweile herrscht dort nie. Es gibt immer etwas zu tun, zu reparieren, zu planen, zu entwickeln, zu besprechen. Wie oft habe ich Markus schon vormittags in der Küche werkeln sehen, Gerichte mussten vorbereitet, Brotteig verarbeitet oder der Wareneinkauf geplant werden. Anna entwickelt mit Vorliebe neue Rezeptideen im Bereich der vegetarischen und veganen Küche, tüftelt an weiteren Dessertkreationen, lange vor die ersten Gäste kommen – oder nachdem diese gegangen sind – und hat außerdem eine Hundeschule mit Übungsplatz direkt hinter dem Haus. Theresia und Luisa haben den gesamten Bereich vor der Küche im Blick, besprechen sich mit Gästen, die ihre Feierlichkeit geplant haben wollen, kümmern sich um Personalfragen, um aktuelle Dekorationen oder aktualisieren die Präsenz im Internet und die Speisekarte. Dieses sind nur ein paar Beispiele für die Dinge, die täglich zu erledigen sind und von denen der Gast so gut wie nichts mitbekommt. Zum Glück müssen die vier nicht alles alleine stemmen. Mein Respekt vor der Leistung, die Kellers mitsamt ihres Teams Tag für Tag vollbringen, ist nach diesen zwei Wochen noch einmal größer geworden und jetzt könnte ich das Küchen-Praktikum mit meinem bereits erworbenen Wissen noch einmal von vorne anfangen.
29. November – Eine von Zweimillionensechhundertvierzigtausendvierhundertzweiundfünfzig
Bereits seit vielen Jahren wollte ich unbedingt einmal über die Geierlay Hängebrücke im Hunsrück gehen, die am 03. Oktober 2015 eingeweiht wurde. Schon einige Male waren wir dort in der Nähe, doch nie hat es gepasst. Auch dieses Mal hätte ich genug Ausreden gehabt, nicht anzuhalten auf meinem Rückweg aus dem Saarland: "Zu spät losgekommen...", "Wetter zu schlecht.", "Zu spät zuhause.", "Da muss man ja erstmal eine halbe Stunde hinlaufen...", wären passende Ausreden gewesen. Doch dann habe ich es einfach gemacht, denn eineinhalb im Vergleich zu sieben Stunden Fahrt waren ein starkes Argument. Der Wettergott meinte es ebenfalls gut mit mir, denn in dem Moment, als ich mich vom Parkplatz aus auf den ca. 2,5 km langen Weg zur Brücke begab, hörte es auf zu regnen und als ich nach gut eineinhalb Stunden zurück war, fing es wieder an. Die Geilerlay-Brücke hängt über dem Mörsdorfer Bachtal, unweit von Zell an der Mosel. Sie ist 360 Meter lang, 100 Meter hoch und nicht schwingungsfrei. Für mich war es eine wunderbare Erfahrung, denn obwohl ich eine von 2.640.452 Personen war, die diese Brücke bereits überquert haben, war ich an diesem Tag fast alleine dort.
28. November – Sehnsuchtsort
Als wir vor vielen Jahren den Van Volxem Saar Riesling kennengelernt haben, begann unsere Genussreise zu den unterschiedlichsten Weißweinen Deutschlands. Und seitdem wollten wir immer einmal an die Saar. Für mich war es Anfang der Woche dann endlich soweit, denn Theresia und Markus "entführten" mich an die Saarschleife, genauer gesagt, zu dem Aussichtspunkt Cloef bei Mettlach-Orscholz. Die Saarschleife gilt als Deutschlands schönste Flussschleife und ist das bekannteste Wahrzeichen des Saarlandes. Vor über 150 Jahren besuchte im Jahr 1856 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, gemeinsam mit seiner Gemahlin, Königin Elisabeth, die Cloef. Die Zeitung berichtete damals: "Von hier aus begab sich Seine Majestät nach Nennig, um den Mosaikboden zu besichtigen, und anschließend zur Cloef, wo Allerhöchstderselbe von der prachtvollen Aussicht, die sich vor seinen Augen entfaltete, vollkommen entzückt war.“
Ich konnte die Entzückung seiner Majestät nachempfinden. Trotz des trüben Wetters und des vom Regen der letzen Tage aufgewühlten Flusses, war der Blick auf einer der bekanntesten Wahrzeichen des Saarlandes einfach fantastisch. Und das, auch ohne auf den 42m hohen Aussichtsturm, der 2016 als Endpunkt eines Baumwipfelpfades eröffnet wurde, zu erklimmen. Beim nächsten Mal sind Christian, Kendo und Greta definitiv dabei – keine Frage, um diesen erhabenen Ausblick bei etwas angenehmeren Witterungsbedingungen zu genießen. Und natürlich wollen wir auch gerne unsere Weinwanderungen fortführen und da hat die Gegend um die Saar ja auch einiges zu bieten.
27. November – Es ist immer schon alles da
Wir suchen stets das Einzigartige. Das Besondere. Die Schönheit und das Chaos. Ordnung und Abwechslung. Nicht nur in unseren Leben, sondern auch in der Kunst. Zum Beispiel in der Musik, der Malerei oder Literatur, bestimmt die Suche nach dem nächsten großen Moment unsere Zeit. Ein neuer Künstler, eine neue Band wird entdeckt, gehypt und zieht mit ihrer Kunst alle Aufmerksamkeit auf sich.
Doch all das Streben nach Einzigartigkeit scheint vergebens, denn wenn wir einmal genauer hinsehen erkenne wir, dass die Natur für alles eine eindrucksvollere Antwort bereithält – eine, die unübertroffen ist. Sei es in den filigranen Strukturen eines Wirsings oder den perfekten Mustern eines Granatapfels: Schöner, geheimnisvoller und beeindruckender geht es kaum.
26. November – Warum in die Ferne schweifen
Wir sind begeisterte Leser des Klassik-Blogs www.klassik-begeistert.de. Dort erfahren wir, wer wann wo gespielt, gesungen oder getanzt hat: Ob die 8. Sinfonie von Bruckner mit diesem oder jenem Orchester in Wien oder München und unter welchem Dirigenten sie für die Zuhörer zu einem unvergesslichen Konzertereignis wurde. Nicht zu vergessen die zahlreichen Klavierabende, die nicht selten als Sternstunden des Musikgenusses beschrieben werden.
Und ja, auch wir haben unsere Lieblingssänger bei Wagner – zum Beispiel Michael Volle und Georg Zeppenfeld. Und zum zweiten Mal ein klares Ja: Natürlich haben wir unsere Opernbesuche in Kopenhagen, Dresden oder Bayreuth sehr genossen.
Genauso schön wie das oben Beschriebene ist es, wenn wir – so wie am vergangenen Sonnabend – nur dreimal hinfallen müssen, um in Hitzacker zur Geburtstagsfeier des Vereins Zukunftsmusik Wendland zu gehen. Denn was dort von den jungen, geförderten Nachwuchskünstlern geboten wurde, war einfach großartig. Die Atmosphäre, der Klang, die Stimmung und nicht zuletzt das anschließende Buffet haben diesen Abend zu etwas Besonderem gemacht – zu einem Abend der Freude.
Vorher fotografierten wir noch den Vereinsneuzugang Jacub Lücke aus Hamburg, der an diesem Abend sowohl am Cello als auch am Klavier zu begeistern wusste.
25. November – Mehl. Wasser. Salz.
Mehr braucht es nicht, um ein fantastisches Brot zu backen. Genau diese Faszination, aus nur drei Zutaten etwas so köstliches herzustellen, brachte Markus Keller von der Wern’s Mühle vor gut zwei Jahren auf die Idee, seine eigenen Brote zu backen. Vor allem der Sauerteig hat es ihm dabei angetan. Er hat Bücher gelesen, sich weitergebildet, ausprobiert, verworfen und verfeinert. Dabei herausgekommen sind die verschiedensten Brotkreationen, von denen ich In den letzten zwei Wochen einige Varianten kennenlernen konnte. Besonders hängen geblieben (im wahrsten Sinne des Wortes) ist mir der Vorteig des Roggenvollkornbrotes. Ich hatte mehrfach die (zweifelhafte) Ehre, diesen sehr sehr klebrigen Teig aus der Rührschüssel umzufüllen und kann nicht sagen, was anstrengender war: den Teig aus der Schüssel zu bekommen oder später die Reste von den Fingern (daher gibt es auch keine Fotos davon). Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn das Ergebnis war ein herrlich saftiges dunkles Brot. Besonders angetan haben es mir jedoch die Baguettes, die Markus ebenfalls mit Sauerteig backt (hier war mir auch der Teig deutlich "sympathischer", denn der lässt sich in allen Schritten leichter verarbeiten).
Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Backen mit Sauerteig (wie so vieles in der Küche) keine "Zauberei" ist, auch wenn es an der ein oder anderen Stelle so scheint. Es ist einfach gutes Handwerk, braucht hervorragende Zutaten, Hingabe, viel Geduld und Zeit sowie ein feines Gespür für die verschiedenen Teigsorten. Mich hat diese Erfahrung jedenfalls dazu inspiriert, zuhause selbst mit einem eigenen Sauerteig meine eigenen Brotexperimente zu starten. Ich lasse mich auch von den neu zu lernenden Vokabeln wie Autolyse, Vorwirken, Stock-, Ballen- und Stückgare nicht abschrecken und hoffe, dass ich auch ohne professionelle Knetmaschine erste akzeptable Ergebnisse erzielen kann.
24. November – Sich Zeit nehmen
Sich Zeit für die Fotografie von Menschen zu nehmen, ist eines der ganz wichtigen Geheimnisse einer guten Aufnahme. Und genauso wichtig ist es bei der Produktfotografie. Selbst wenn man das Produkt, wie zum Beispiel diese Mokkatassen, schon öfter vor der Kamera hatte, die eigentliche Aufgabenstellung zügig erledigt ist, lohnt sich ein genaues Hinschauen. Ohne das wäre die Aufnahme aus dieser Perspektive nicht entstanden. An diesem Foto fasziniert uns vor allem die grafische Anordnung und die daraus resultierende Wirkung.
23. November – La Flor Dominican L-Granú
Was wie eine Verheißung klingt, ist es für Zigarrenliebhaber rund um den Globus auch. Zigarren von Litto Gomez Diez aus der Dominikanischen Republik zählen zu den besten des Landes. Und so hatte Christian gestern das Vergnügen, diese besonders dicken Zigarren kennenzulernen, denn bekannterweise ist nach den Lieblingsadressen vor den Lieblingsadressen. Dieses Mal sind wir dazu rund um Schwarzenbek, Geesthacht, Büchen und Lauenburg am Fotografieren. So kam Christian nach Geesthacht zu Zigarren Fries in der Bergedorfer Straße. Der Familienbetrieb, mittlerweile von Oliver Fries geleitet, bietet eine erlesene Auswahl an handgerollten Zigarren aus Anbauländern wie Kuba, der Dominikanischen Republik und Nicaragua an und ist damit wie auch für seine Rum- und Whiskyauswahl bis weit über die Stadtgrenzen Geesthachts bekannt. Mindestens genauso bekannt sind seine zahlreichen Tastingabende, die zu diesen Themen mehrfach im Jahr angeboten werden.
22. November – Ein Abend am Kanal
Auf seinem Ausflug in den Norden, hat Christian auch hier Halt gemacht: am Nord-Ostsee-Kanal.
Der Nord-Ostsee-Kanal ist mit einer Länge von rund 98 Kilometern die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt und ermöglicht Schiffen eine um im Schnitt 250 Seemeilen (460 Kilometer) kürzere Verbindung zwischen Nord- und Ostsee, als die Umfahrung der dänischen Halbinsel Jütland bedeuten würde. Der Bau des Kanals wurde Ende des 19. Jahrhunderts unter Kaiser Wilhelm I. begonnen und 1895 eröffnet. Interessanterweise führt der Nord-Ostsee-Kanal zu einer kuriosen steuerlichen Verbindung: der Sektsteuer. Diese Abgabe wurde ursprünglich im Jahr 1902 eingeführt, um den Ausbau der kaiserlichen Kriegsflotte zu finanzieren. Obwohl der Zusammenhang zwischen dem Sektverbrauch und der Marine schon lange nicht mehr gegeben ist, existiert die Steuer bis heute. Sie ist, wie auch der Solidaritätszuschlag aus dem Jahr 1991, ein Beispiel dafür, dass einmal eingeführte Steuern oft Bestand haben und nicht wieder abgeschafft werden, selbst wenn der ursprüngliche Zweck längst entfallen ist.
21. November – Höhle, Höhle, Höhle
Was macht man an einem freien Montag im Spätherbst im Saarland, wenn das Wetter alles andere als einladend ist und man sich am liebsten in (s)einer (Bett)Höhle verkriechen möchte? Man besichtig am besten eine echte Höhle. So machten Theresia und ich uns am Montag auf nach Homburg, um die unter einer Ruine gelegenen Schlossberghöhlen zu besichtigen. Nach einer kurzen Einführung setzten wir unsere Helme auf und machten uns auf den Weg. Im Gegensatz zu dem Schmuddelwetter draußen, empfanden wir das Klima trotz der hohen Luftfeuchtigkeit von etwa 80 % als sehr angenehm.
Auf der Website der Schlossberghöhlen sind folgende Informationen zu finden, die ich hier sehr verkürzt wiedergebe:
Die Höhlen sind von Menschenhand geschaffen und dienten möglicherweise bereits im Mittelalter der Hohenburg zur Verteidigung. Vermutlich wurde ab Mitte des 17. Jahrhunderts damit begonnen in den Höhlen Quarzsand abzubauen, der möglicherweise zur Glasherstellung genutzt wurde, später dann erfolgte der Abbau nur noch zeitweilig, um Scheuersand zu Reinigungszwecken sowie Formsand für die Eisenindustrie zu gewinnen.
Nachdem die Höhlen für einige Zeit in Vergessenheit gerieten, wurde der heutige Eingang in den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Ende des Zweiten Weltkriegs fand die Homburger Bevölkerung in den Höhlen Schutz vor Fliegerangriffen. An die Sandsteinhöhlen schließt sich ein ebenfalls beeindruckender Bunkerbereich an, der Anfang der 50iger Jahre für die damalige Regierung des Saargebiets angelegt wurde. Die Schlossberghöhlen bieten einen einzigartigen Einblick in die Entstehungszeit des Buntsandsteins vor rund 250 Millionen Jahren. Der heutige Standort lag damals inmitten eines europaweiten Wüstengebietes. Die Höhlen ziehen sich durch Reste ehemaliger Sanddünen und an manchen Stellen lassen sich neben auffälligen Wellenmustern auch Fußspuren kleiner Echsen entdecken. (Uns wären diese Fußspuren übrigens niemals als solche aufgefallen und auch mit den Erklärungen war es für das ungeübte Auge nur schwer zu erkennen …)
An dieser Stelle ließe sich noch einiges über die Schlossberghöhlen sagen, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Wir waren nach einer knappen Stunde durch mit der Besichtigung und haben uns nach einem kleinen Abstecher ins regnerische Homburg wieder auf den Rückweg zur Wern’s Mühle gemacht. Bei unserem nächsten Besuch im Saarland kommt Christian ja vielleicht auch mal mit, obwohl er sich deutlich häufiger als Theresia und ich bücken müsste. Selbst Kendo und Greta dürften ihre neugierigen Nasen mit in die Höhlen stecken, denn Hunde sind in den Höhlen erlaubt. Vermutlich benötigen die beiden aber keinen Helm.
20. November – Erinnerungen
Bilder prägen unsere Erinnerungen: an (einen) Menschen, einen Ort, eine Begebenheit, ein Treffen, eine Reise, ein Lachen – oft werden diese Erinnerungen mit Bildern verknüpft. Dabei kommt es gar nicht auf die Anzahl der Bilder an. Ein Freund von uns hängt zu Hause als Erinnerung jeweils nur ein Foto von einer Urlaubsreise auf.
Wir erinnern uns zum Beispiel gerne an Niemanns Gasthof. Wie herrlich unkompliziert war es (vor allem im Sommer) mit den Hunden über die Bille dorthin zu gehen, etwas zu essen und wieder nach Hause zurück – ein schöner Miniausflug. Oder unsere Erinnerung an einen wunderbaren Menschen aus der Nachbarschaft. An seinem Tisch haben wir auch gesessen, haben ihm zu gehört, uns über seine Hilfsbereitschaft gefreut und so manchen Rat angenommen. Was bleibt, sind die Erinnerungen.
19. November – Zwischenstand
Meine erste Praktikumswoche im Saarland ist um, Zeit für ein erstes Fazit. Es ist interessant zu sehen, was es alles zu bedenken und erledigen gibt, wenn man so einen Betrieb führt. Die Wern’s Mühle hat sechs Tage in der Woche geöffnet und alle vier Kellers arbeiten Vollzeit im Familienbetrieb mit. Ständig gibt es etwas zu tun, auch vieles, was nicht unmittelbar mit den Hotelzimmern oder dem Kochen zu tun hat. Es muss geputzt, repariert, vorbereitet, nachbereitet, Ware angenommen sowie Mitarbeiter koordiniert werden und vieles mehr. Für mich ist es eine große Freude, dass ich dieses Praktikum machen kann und somit noch tiefere Einblicke bekomme, die wir bei unseren letzten Besuchen, als wir zum Fotografieren hier waren, so detailliert nicht bekommen haben. Es ist etwas ganz anderes hautnah für einen gewissen Zeitraum dabei zu sein und mitzubekommen was im Hintergrund los ist, wenn das Haus voll ist.
Ich kann zurzeit hauptsächlich bei den einfachen Hilfsarbeiten mithelfen, wie Kartoffeln schälen, Klöße formen, Dessert-Teller mit anrichten (wenn eine größere Gesellschaft da ist und es schnell gehen muss) und vor allem: vakuumieren, vakuumieren, vakuumieren. Des Weiteren habe ich ein paar Hühner zerlegt – mehr schlecht als recht, und für das "Brust vom Knochen trennen" brauche ich einfach mehr Übung (Klöße formen fällt mir deutlich leichter, aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen). In der Küche der Wern’s Mühle wird ja bekanntlich nach den Slow Food Richtlinien gekocht. Das bedeutet, dass neben der Saisonalität und Regionalität der Lebensmittel so wenig wie möglich weggeworfen wird. Von den verschiedenen Soßengrundlagen, über sämtliche Kartoffelspezialitäten bis hin zu dem Eis wird hier alles selbst zubereitet und nicht zugekauft. Ständig brutzelt oder köchelt etwas neues in den Töpfen und Pfannen und sogar das Brot wird seit zwei Jahren selbst gebacken. Ich freue mich auf die zweite Woche und mache mich jetzt wieder auf in die Küche.
18 November – High Noon
Schleswig an einem Sonntag im November. Stadt an der Schlei. Museumsinsel Schloss Gottorf. Malerische Fischersiedlung Holm. Beeindruckender Dom. Und der wohl mit Abstand hässlichste Bahnhof Deutschlands. Vielleicht war dieser Bahnhof das Vorbild für den Western High Noon mit Gary Cooper in der Hauptrolle. Dort kommen die Schurken an einem ebenfalls nicht sehr ansehnlichen Bahnhof an und wollen den Marshal töten. In Schleswig kommt man am Bahnhof an und möchte einfach nur weg. Auf ganz andere Gedanken kam ich beim Anblick des Fahrrads auf dem Weg in die Innenstadt. Zuerst dachte ich an eine Kunstinstallation, doch bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich leider nur als Beifang aus der Schlei. Interessant sieht es dennoch aus und würde wohl kaum in einem Museum für Gegenwartskunst als Nichtkunst auffallen. Weithin sichtbar – für die einen ein Wahrzeichen, für andere ein Schandfleck – der Wikingturm direkt am Wasser und sehenswert der Hochaltar mit seinen fast 400 aus Eichenholz geschnitzten Figuren im imposanten Schleswiger Dom. Am Ende blieb nur der Weg zurück zum Bahnhof, wo ich dann doch noch etwas mehr Zeit hatte diesen zu genießen – der Zug hatte Verspätung …
17. November – Der Letzte macht das Licht aus
Trotz des reißerischen Titels soll dies nicht als Schwarzmalerei verstanden werden, sondern als eine Überlegung beim Betrachten der Innenstädte von Rendsburg, Flensburg und Schleswig. Schon oft wurde in den Medien vom Niedergang der Innenstädte geschrieben. Es ist eine Sache, darüber zu lesen und eine vollkommen andere, sich selbst ein Bild zu machen. Die sogenannten B- und C-Lagen geben schon seit langem ein trauriges Bild ab und wenn dort selbst Spielhallen schließen, besteht wohl keine Hoffnung mehr. Und in den wirklich guten Lagen? In allen drei Städten bröckeln die Randbereiche in den A-Lagen bedenklich. Leerstand neben Leerstand und zur Mitte hin nehmen die Leerstände ab, dafür die Telefonshops und sonstige Ketten zu. Von Fachhändlern ist kaum noch etwas zu sehen. Die wenigen, die es noch gibt, können wahrscheinlich nur überleben, weil ihnen das Gebäude seit Generationen gehört. „Einkaufen muss wieder zu einem Erlebnis werden!“ Diese Kernbotschaft von Innenstadtmanagern meint, dass dem Kunden neben dem reinen Einkaufen auch etwas geboten werden muss, was es nicht im Internet gibt, wie zum Beispiel Weinverkostungen, Kochvorführungen, Autorenlesungen oder Markttage aller Art. Reicht das wirklich aus, um die Innenstädte als Einkaufsort nicht nur kurzfristig – denn wer kann schon jeden Tag eine Veranstaltung in seinem Laden anbieten – sondern auch langfristig zu sichern? Oder siegt am Ende doch unser Geiz und die Bequemlichkeit?
16. November – Flensburg - die Stadt der Punktesammler
Entweder nach Dänemark – seit vielen Jahren: Bornholm – oder ab in den Süden, so reisten wir bisher. Alles zwischen Hamburg und dänischer Grenze (außer St. Peter-Ording) kennen wir daher so gut wie gar nicht. Aus fernen Schulzeiten vielleicht noch Schleswig mit Haithabu, aber das war es dann auch schon. Vielleicht ist der Spät-Herbst nicht gerade die beste Zeit für den Besuch, aber besser jetzt als nie. Und während Mareike im Saarland verweilt, hat Christian sich mal in den Norden begeben. Nach Schleswig und nach Flensburg. Die Rote Straße mit ihren vielen kleinen Fachgeschäften, den kleinen Innenhöfen sowie der Hafenbereich wurde ihm dort besonders empfohlen, ebenso wie eine Fotoausstellung in den Räumlichkeiten von Robbe und Berking Yachting im Hafengebiet. Flensburg ist deutschlandweit bei Autofahrern gefürchtet und deshalb nicht gerade sympathisch belegt. Das Flensburger Bier und die Lage am Wasser macht aber so einiges wett. Orte oder Städte, die am Wasser liegen, haben es uns eh angetan. Außerdem hat Flensburg einen starken dänischen Einfluss, es leben um die 90.000 Einwohner dort und durch die etwa 9.000 Studenten ist es eine lebendige Stadt – fern ab vom Trubel der großen Metropolen. Die heutigen Fotos könnten durchaus auch in größeren Städten entstanden sein, nur mit mehr Menschen darauf.
15. November – Bier, Rum und jede Menge Wasser
Heute ging es für mich (Christian) mit der Bahn in die nördlichste Stadt Deutschlands. Natürlich ist bei Bier, Rum und jeder Menge Wasser von Flensburg die Rede. Flensburg ist die Lieblingsstadt von Rainer. Hier spielt er öfter in der großen Einkaufsstraße Holm Mundharmonika. Die Haupt-Einkaufsstraße von Flensburg lädt allerdings kaum zum Verweilen ein: zu garstig das Wetter, zu gehetzt die Menschen. Und vor allem gibt es dort zu viele Läden, die es in jeder x-beliebigen Stadt auch gibt. Davon unbeeindruckt spielt Rainer einige Seemannslieder in Dauerschleife, in der Hoffnung auf ein paar Euro. Er freut sich, als ich kurz stehen bleibe, ihm zuhöre und ihn dann um ein Foto bitte. Wieder im Zug auf dem Weg nach Rendsburg kehren meine Gedanken für einen kurzen Augenblick zu dem Mann mit der Mundharmonika zurück. "Was macht er wohl an Weihnachten?" ist nur eine der Fragen, die mir durch den Kopf gehen.
14. November – Wie die Zeit vergeht
Vor etwa zwölf Jahren haben wir Jonas zum ersten mal fotografiert. Damals noch unter unserem alten Firmennamen Das Lichtbild Studio. Damals wie heute ging die Initiative sich fotografieren zu lassen von Jonas aus. Während er vor zwölf Jahren noch mit seiner Mutter zu uns kam, war er gestern alleine bei uns. Anfang der Woche klingelte das Telefon und Jonas fragte nach einigen aktuellen Aufnahmen von sich. Manchmal können wir von heute auf morgen Wünsche erfüllen und so stand er schon am folgenden Tag bei uns im Studio bei Christian vor der Kamera. Das Gespräch mit ihm hat Christian – neben dem Fotografieren – viel Freude gemacht. Und wieder einmal war er beeindruckt von Jonas' guten Mitarbeit bei den Aufnahmen. Kleinste Anweisungen wurden gekonnt umgesetzt – damals wie heute.
13. November – Perspektivwechsel
Ganz nach dem Motto "Öfter mal was Neues ausprobieren", habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt, nämlich den nach einem frei gewählten Praktikum in einem Metier, welches mich interessiert. Nun bin ich seit gestern im Saarland und seit heute in der Küche des Landgasthofes Wern’s Mühle bei Familie Keller tätig. Wir haben die Kellers 2020 kennengelernt und waren seitdem bereits drei mal zum Fotografieren dort. Für die kommenden zwei Wochen werde ich jetzt einen Perspektivwechsel vornehmen und nicht nur mit der Kamera über die Schultern in die Töpfe schauen, sondern auch mithelfen diese zu füllen – so gut es mir gelingt. Die richtigen Lehrer dafür habe ich dort auf jeden Fall: Markus und Anna kochen in der Wern's Mühle gemeinsam mit ihrem Team mit großer Leidenschaft nach den strengen Richtlinien von Slow Food. Der Familienbetrieb wird mit Theresia und Luisa im Service und bei allem, was sonst noch so in einem Landgasthof an Aufgaben anfällt, vervollständigt. Fast hätten die beiden Christian davon überzeugen können, hier ebenfalls ein Praktikum – im Service – zu machen, aber er muss sich um die Belange in der Heimat kümmern und konnte dieses mal nicht mitkommen. Ich freue mich auf die kommenden zwei Wochen und bin gespannt, was ich aus den hier gesammelten Erfahrungen mitnehmen kann. Natürlich ist meine Kamera mit an Bord, um den einen oder anderen Bericht zu bebildern.
12. November – Die Welt von oben
Wie zum Beispiel auf diesem Bild: der Wald von oben. Okay, wir wollen bei der Wahrheit bleiben und gestehen, dass wir bisher keine Drohne für Luftaufnahmen haben. In diesem Fall ist es der mit Moos bewachsene Waldboden aus der Vogelperspektive. Schön. Besonders schön durch die Feuchtigkeit, die das Grün so sehr erstrahlen lässt. Eine Welt für sich. Erst durch das "sich Zeit nehmen, die Dinge in Ruhe zu betrachten" gelingt es, die Schönheit auch im Kleinen zu entdecken. Ob es die Rinde eines Baumes ist oder Herbstlaub, das sich übereinander schichtet, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist nur das Innehalten und die Freude am Entdecken.
11. November – Hoffnung in der Dunkelheit
Schlagartig wird es Jahr für Jahr mit der Umstellung auf die Winterzeit schon früh am Nachmittag dunkel. Wo wir eben noch ausgedehnte Spaziergänge mit den Hunden unternommen haben, zieht es uns jetzt schnell nach Hause. Licht ist dabei ein wichtiger Wohlfühlfaktor, Kerzen brennen, verströmen eine angenehme Wärme und nicht zuletzt freuen wir uns jeden Tag über den leuchtenden Stern im Giebel. Ein Vorbote auf Weihnachten, ein Zeichen der Hoffnung und nicht zuletzt auch ein Wegweiser beim letzten Spaziergang mit Kendo und Greta in der Nacht. Ein Wegweiser, wie einst für die drei heiligen Könige, zu der Krippe von Bethlehem.
10. November – Viel hilft nicht immer viel
Wie erreichen wir unsere Ziele? Der eine möchte am liebsten schon vor dem Startschuss losrennen, bloß nicht zu spät sein. Und andere wiederum bleiben ruhig und gelassen, warten auf ihre Chance und erst dann beginnt für sie die Jagd nach dem Ziel. Bei Kendo und Greta ist dieser Unterschied besonders schön zu sehen. Während Greta in Erwartung der Belohnung schier wie ein Zappelphilipp mit ihrem Schwanz nebst Po wackelt, bleibt Kendo stets vollkommen ruhig und gelassen. Gretas scheinbare Ungeduld hat sich im Laufe ihres Lebens nicht geändert. Auch ihre positiven Erfahrungen, sowieso etwas zu bekommen, haben sie über die Jahre nicht ruhiger werden lassen. Vielleicht steckt es ja einfach in ihren Genen.
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09. November – Fahle Farben im Herbst
An Tagen wie diesen, an denen weder die Sonne scheint noch sich ein Lüftchen regt, die Feuchtigkeit und Kälte an einem hochkriecht, schreit alles nach Wärme, Kaffee und Kuchen. Nur zu gerne hätten wir uns dem hingegeben, wären da nicht vier Hundeaugen gewesen, die unmissverständlich ihre Unternehmungslust kundtaten. "Uns ist so langweilig...", schienen sie zu sagen, also ging es hinaus auf eine unerwartet lange Runde, vorbei an abgeernteten Feldern, hinein in den Wald, durch schier undurchdringliches Gestrüpp, nur um am Ende genauso zufrieden zu sein wie Kendo und Greta. Kaffee, Kuchen und das Aufwärmen gab es dann glücklicherweise direkt im Anschluss. So schön kann es selbst an den grauen Tagen sein.
08. November – Gedruckt sind sie noch mal so schön
Die Welt wird immer digitaler und viele Fotos kommen in ihrer Wirkung kaum über die Größe eines Telefonbildschirms hinaus. Umso schöner ist es jedes Mal, wenn wir die druckfrische Ausgabe der Lieblingsadressen in unseren Händen halten. Kompakt. Gedruckt. Überall hin mitzunehmen. Einfach perfekt zum Schmökern. Die hier gezeigten Bilder sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der gesamten Ausgabe. Unsere klare Empfehlung: unbedingt ein Exemplar besorgen und genießen. (Oder doch lieber online gucken ...?)
https://www.lieblingsadressen.de/
07. November – Hurra, sie ist da!
Es gibt auch noch positive Nachrichten in diesen Zeiten. Die aktuelle Ausgabe der Lieblingsadressen Sachsenwald erblickte heute Abend das Licht der Welt und wir sind mächtig stolz darauf, ein Teil des Teams zu sein. Ausgabe für Ausgabe die Fotos in Zusammenarbeit mit den Kunden zu machen, erfordert immer wieder neue Ideen und Blickwinkel. Wenn dann die neue Ausgabe druckfrisch in unseren Händen liegt, ist auch Zeit für ein kurzes Innehalten zusammen mit den Kunden der Ausgabe, so wie heute Abend im Bistro Lorenzino in Reinbek. Was war das für ein schöner Abend!
06. November – Warnhinweise
Selten gab es so viele Warnungen vor der (Wieder)wahl eines amerikanischen Präsidenten, wie in den letzten Monaten vor der Donald Trumps: er sei ein verurteilter Straftäter, ein Frauenhasser, ein Narzisst und hat viele weitere negative Eigenschaften. Das konnte man zuhauf in der deutschen Presse lesen oder im Fernsehen verfolgen. Genutzt haben all diese gut gemeinten Warnungen aus Deutschland in Richtung der USA nichts. Die Amerikaner haben einfach ihre eigene Wahl getroffen und es haben sogar mehr Frauen, als noch vor acht Jahren, für den kommenden Präsidenten gestimmt. Sind denn tatsächlich so viele Amerikaner so dumm? Das könnte sein. Es könnte aber auch sein, dass wir Deutschen uns für den moralischen Mittelpunkt dieser Welt halten und nur niemand etwas davon hören möchte. Sozusagen ungehört? Unerhört!
05. November – Geschenke, Geschenke, Geschenke
Endlich ist es wieder so weit. Die Zeit der Geschenke. Was fehlt uns denn noch? Das zweite Fahrrad, die vierte Kamera oder das dritte Besteck? Irgendetwas wird uns schon einfallen und wenn nicht, dann bleiben ja noch Gutscheine oder besser gleich Geld schenken. Am einfachsten geht das, wenn man nur den Differenzbetrag überweist, nach dem Motto von Oma gibt es immer etwas im Wert von einhundert Euro und ich schenke ihr Jahr für Jahr etwas für zehn Euro, also kann mir Oma auch gleich neunzig Euro überweisen und dann sind wir quitt. Das Nachhaltige daran wäre, dass die Verpackung, das Umherfahren und Kaufen wegfällt. Ein weiterer positiver Nebeneffekt wäre: wir hätten mehr Zeit. Wofür, das bleibt jedem selbst überlassen und sei es zum Schmücken des Tannenbaums, obwohl ... den könnte man dann eigentlich auch gleich einsparen.
04. November – "Ich bin schon hier!"
Die Fabel vom Hasen und dem Igel kennen die älteren von uns sicher noch. Der Hase macht sich in dieser Fabel über die kurzen Bein des Igels lustig, welcher diesen daraufhin zu einem Wettrennen auffordert und durch eine List gewinnt. In der alten Version fällt der Hase am Ende tot um, in der heutigen ist er lediglich sehr lange k.o.
An den Satz des Igels "Ich bin schon hier!" muss ich immer wieder beim Zusammenleben und -arbeiten mit Christian denken. Denn egal wie viel, wie lange oder wie schnell ich arbeite, Christian scheint oft zu sagen "Ich bin schon hier!" (sprich: fertig), ich hingegen habe immer noch irgend etwas auf dem Zettel. Was macht also die moderne gestresste Frau mittleren Alters? Richtig: sie (also ich) kaufe mir Ratgeber, höre Konzentrationsmusik oder gehe zum Yoga. Gestern war mal wieder Yoga an der Reihe, in Verbindung mit einer Einführung in die Ayurvedische Lebensweise. Es war ein herrlicher Nachmittag in entspannter Atmosphäre mit acht weiteren Frauen. Nach der Yogaeinheit gab es ein ayurvedisches Essen und viel Interessantes zu dem Thema. Jenny, die Besitzerin des Studios, hat uns nach der abwechslungsreichen Yogaeinheit mit viel Witz und Leichtigkeit die Vorzüge einer ayurvedischen Lebensweise näher gebracht. Ganz beseelt und entspannt fuhr ich am Abend wieder nach hause, voll guter Hoffnung, dass ich möglichst viel davon in meinen Alltag integrieren kann. Bis zum nächsten "Ich bin schon hier …"
https://www.yogibude.de/
03. November – Auf dem Weg zur Erleuchtung oder der kurze Weg zum Glück
Als ich das erste Mal von Feldenkrais hörte, dachte ich an einen Kreis im Feld (Kornkreis?), wunderte mich und wurde dankenswerterweise sogleich aufgeklärt, was es denn in Wirklichkeit mit Feldenkrais auf sich hat. Natürlich gibt es noch unzählige Möglichkeiten der körperlichen und seelischen Entspannung wie zum Beispiel Yoga, Shiatsu, Pilates, autogenes Training, Achtsamkeitsübungen, Biodynamik, Eutonie, Rolfing, Progressive Muskelentspannung, Nada Brahma Meditation, Chakra-Meditation, transzendentale Meditation, dazu noch jede Menge Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung, Selbstfindung, Selbstliebe, Selbstakzeptanz, Workshops zu Themen wie Resilienz und Stressbewältigung, Natur-Retreats und Schweigeseminare. Es gibt also eine nicht unerhebliche Anzahl an Möglichkeiten, sein Leben erfüllt und glücklich zu gestalten, sich weiterzubilden, seinen Körper besser zu verstehen, die innere Balance zu erlangen und ein ausgeglichenes Leben zu führen. Während Mareike offen für viele der oben genannten Dinge ist und davon auch schon einige ausprobiert hat, langt mir oft schon ein Blick in den Nachthimmel, ein Spaziergang mit den Hunden oder Gartenarbeit. All diese Dinge entspannen mich, lassen mich an der frischen Luft sein, entlocken mir (meistens) ein Lächeln über die Hunde und sind ohne großen Aufwand und Kosten täglich in Eigenverantwortung zu praktizieren. Das ist vielleicht auch schon der größte Haken bei dieser eher simplen Methode – die Eigenverantwortung. Es gibt niemanden, der einem sagt, was jetzt gerade zu tun oder nicht zu tun ist, was zu denken, woran zu denken oder woran gerade nicht zu denken ist.
02. November – Ein Hoch auf das Ei
Eier sind gesund. Eier sind ungesund. Ein Ei am Tag ist genug. Mehr als ein Ei pro Woche sollte es im Sinne des Tierwohls nicht sein. Gerade geht ein Trend viral, der Eier über den grünen Klee lobt und selbst Veganer dazu verleitet, ab und zu ein Ei zu essen. Nach neuesten Erkenntnissen schützen Eier nämlich die Körperzellen (das Vitamin A im Ei schützt vor schädlichen freien Radikalen), punkten mit viel Proteinen (das Eigelb enthält mehr Proteine als das Eiklar), sind voller Nährstoffe (Eier enthalten Mineralstoffe wie Eisen und Zink und dazu noch das wichtige Vitamin B12) und sättigen außerdem extrem. Nach all diesen Informationen und dem gerade anhaltenden Hype um das Ei (der sehr wahrscheinlich von einigen glücklichen Hühnern gesponsert wird), haben wir heute ein köstliches Rührei aus fünf Eiern, Zwiebeln, Tomaten und Kapuzinerkresse genossen. Mal schauen, welches Lebensmittel als Nächstes durch die Decke geht.
01. November – Ein geschichtsträchtiges Restaurant
So viele persönliche Erinnerungen sind für uns mit der Fürst Bismarck Mühle in Aumühle verbunden. Geburtstagsfeiern der Verwandtschaft fanden und finden hier statt. Zahlreiche Fotoaufnahmen für und mit Kathrin Mallon, der heutigen Inhaberin, haben wir schon in diesem Haus fotografiert, welches es bereits seit über 700 Jahren an diesem Ort gibt. Anfang des 13. Jahrhunderts staute der Herzog von Sachsen-Lauenburg das Fließgewässer der Schwarzen Au zum heutigen Mühlenteich auf und ließ dort eine Kornmühle errichten. Als Pächter des Herzogs betrieb der Müller eine sogenannte "Zwangsmühle", zu der Bauern aus 14 umliegenden Dörfern verpflichtet waren, ihr Korn zum Mahlen zu bringen. 1871 ging die Mühle in den Besitz von Otto von Bismarck über; 1888 wurde sie bei einem Brand bis auf die Grundmauern zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Der letzte Pächter stellte 1959 den Mahlbetrieb ein und bereits einige Jahre später wurde das Gebäude zu einem Restaurant umgebaut. In den letzten Jahren hat Kathrin Mallon jeden Raum und jedes Zimmer nach ihren Vorstellungen umgestaltet und dabei immer darauf geachtet, den Charme des Gebäudes zu erhalten.
https://bismarckmuehle.com/
31. Oktober – All Hallows Eve
Als wir heute am frühen Abend zur Tankstelle fuhren, trauten wir unseren Augen kaum. In den wenigen Minuten unseres Aufenthalts zählten wir etwa fünfzehn gruselig verkleidete Kinder, die dort ihr: "Gib uns Süßes, sonst gibt's Saures!", vortrugen und allesamt mit einer Tüte voller Naschsachen entlohnt wurden. Christian bekam immerhin auch einen Salino ab – woran das wohl lag? Wieder einmal fragten wir uns, woher eigentlich dieser Brauch stammt, der mittlerweile bereits Anfang Oktober unübersehbar in vielen Gärten und Hofeinfahrten Einzug hält? Zuerst dachten wir an eine Verschwörung der Süßigkeitenhersteller, aber schon nach kurzer Recherche wurden wir eines Besseren belehrt, denn Halloween stammt ursprünglich von dem alten keltischen Fest Samhain ab, das vor etwa 2000 Jahren in Irland, Schottland und anderen Teilen Großbritanniens gefeiert wurde. Die Kelten glaubten, dass am Abend des 31. Oktober die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten besonders durchlässig sei, was es vor allem Geistern und übernatürlichen Wesen ermöglichte, die Erde zu betreten. Um sich davor zu schützen, entzündeten die Menschen große Feuer und verkleideten sich in schaurigen Kostümen, um die Geister zu vertreiben. Erst später, als sich das Christentum in Europa ausbreitete, versuchten Missionare heidnische Bräuche wie Samhain mit christlichen Feiertagen zu verbinden. So legte die Kirche im 8. Jahrhundert das Fest Allerheiligen auf den 1. November, einen Tag, um verstorbene Heilige zu ehren. Der Abend vor Allerheiligen wurde als "All Hallows' Eve" bekannt, woraus sich schließlich das Wort "Halloween" ableitete.
30. Oktober – Authentische Gruppenfotos ...
... anzufertigen, bringt uns einfach Spaß. So wie heute. In Lohbrügge bei Julia Bentin Immobilien. Spaß vor allem deshalb, weil alle Protagonisten Lust auf das Foto hatten und die Aufgabe darin bestand, eine authentische Szene einzufangen, anstatt einfach nur nebeneinander sitzend oder stehend in die Kamera zu blicken. Und Spaß auch deshalb, weil wir unsere Erfahrungen und Ideen einbringen konnten und wir keine engen Vorgaben hatten, außer wer und was mit auf die Aufnahmen sollte.
29. Oktober – Brainstorming
Wir haben Flausen im Kopf. Immer. Naja, meistens. Und manchmal konkretisieren sich diese auch. Das gipfelte heute in einem Arbeitsessen am Abend. Mit Birgit und Andreas im Studio in Wohltorf. Nach einem kurzen Essen und der darauf folgenden Aufwärmphase ging es zur Sache. Unter Birgits Federführung wurde alles Nötige besprochen besprochen, bewertet und auch wieder verworfen. Kurzweilig. Spannend. Unterhaltsam. Nach zwei Stunden war die Aufgabenverteilung für das nächste Treffen klar. Wir freuen uns darauf und in nicht einmal einer Woche wissen wir mehr...
28. Oktober – Vier Punkte für ein Halleluja
Am Ende fehlten ganze vier Punkte zum Sieg. Das Geschrei war groß, die Enttäuschung nagte auch noch Stunden nach der verlorenen Partie an uns, aber letztendlich müssen wir neidlos anerkennen, dass Karin heute einfach einen Tick besser Fahrstuhl gespielt hat. Wie so häufig hat Karin am Ende die Nase vorn. Es gewinnen dann weder der vorlaute Christian, noch die sich gerne mal überschätzende Mareike, noch der forsche Ingo, sondern die gelassene Spielweise von Karin zerschmetterte heute wieder einmal die hochtrabenden Sieg-Fantasien von uns anderen. Spaß beiseite, was bleibt von so einem Abend, ist der gemeinsame Spaß an diesem unberechenbaren und gleichzeitig faszinierendem Spiel, dass wir alle Vier meinen irgendwie beeinflussen zu können oder es gar perfekt zu beherrschen, nur um dann im entscheidenden Moment doch auf das Quäntchen Glück angewiesen zu sein, um am Ende des Abends die Nase vorn zu haben. Immerhin waren es heute nur vier kleine Punkte, die fehlten, um Karin zu besiegen.
27. Oktober – Spieglein, Spieglein an der Wand …
… wer ist die Schönste im ganzen Land? Mit der Schönheit, die bekannterweise im Auge des Betrachters liegt, ist es ja so eine Sache. Denn für den einen bedeutet das Adjektiv schön auf eine Stadt bezogen, dass es gute Shopping-Möglichkeiten gibt, für andere ist wiederum das kulturelle Angebot ausschlaggebend und selbst da gibt es noch viele Unterschiede, denn Kultur umfasst ein breites Spektrum. Es gibt weitere Aspekte, die die Schönheit einer Stadt ausmachen, wie zum Beispiel die Architektur (je nach Belieben neu oder alt ), sowie Sauberkeit, die Freundlichkeit der Einwohner, Parks und Gärten, die Verkehrsanbindung, der öffentlicher Nahverkehr, attraktive Übernachtungsmöglichkeiten und noch so viel mehr. All diese Punkte tragen zur persönlichen Wahl der schönsten Stadt bei. Für uns gehört Berlin nicht zu den schönsten Städten, aber definitiv zu den interessantesten und buntesten. Und manchmal hilft es, sie durch Spiegelungen neu zu entdecken.
26. Oktober – Hairlich
Haarmonie, Haarkuna Matata, Hair & Flair, Zum goldenen Schnitt, HAIRvorragend, Haaribo, Haiport, Hair-Force One, Hair Affairs, Schädelgärnter, HaarScharf, Schickhaaria, Drumhairum, Haamore, Komm Hair, Cutastrophe, Love's in the hair, Vorher Nachhair, Frisenleger, Krehaartiv, ... wir könnten diese Liste schier endlos weiterführen. Die Kreativität und die Fantasie der Salonbesitzer kennt bei der Namensgebung keine Grenzen. Welche Salons man besuchen und welche man lieber meiden möchte, kann man anhand der Namen schon sehr gut für sich selbst entscheiden.
Heute fiel uns der Berliner Friseurladen mit dem geschichtsträchtigen Namen Hairkules in der Kantstraße auf. Diesen würden wir – dem Namen nach – vermutlich eher aufsuchen, als den Salon mit dem Namen Cutastrophe – obwohl – ist eigentlich genau unser Humor ...
25. Oktober – Im Dschungel der Großstadt
Zuerst dachten wir, es handele sich um ein Kunstobjekt, das uns da aus der Ferne ins Auge stach, denn wo gibt es bitte heute noch öffentliche Telefonzellen? Wir kennen ja sogar noch die gelben "Originalen". Doch nicht nur die Telefonzellen sind rar geworden, selbst ein Festnetzanschluss gehört heute ebenfalls zur aussterbenden Gattung der Telekommunikation. Telefonkarten waren um die Jahrtausendwende der große Hit, wurden zum Teil sogar unter Sammlern zu extrem hohen Preisen gehandelt. Aber Berlin hat eben von allem alles und so auch dieses seltene Relikt aus vergangenen Zeiten. In ein paar Jahren hat die Natur sich sowieso der Telefonzelle bemächtigt und bei genauer Betrachtung fällt auch der fehlende Hörer auf.
24. Oktober – Hart und herzlich zugleich
Vier Tage Berlin. Oft zu Fuß unterwegs oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. So bekommt man einfach mehr von der Umgebung mit. Außerdem mehr vom oftmals schon zitierten Berliner Charme. "Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich die vordere Tür öffne.", bellte es einigen wartenden Menschen an einer Bushaltestelle vom Busfahrer entgegen. Zwei Stationen weiter beförderte er einen Fahrgast, der gehbehindert war, wieder auf den Bürgersteig, nur weil dieser sich lautstark darüber beschwerte. Dass es auch anders geht, erfuhren wir heute Abend bei einem spontanen Besuch des Lokals Diener Tatersall. Obwohl ausgebucht, wurden wir nach kurzer Rückfrage zu zwei Gästen an ihren Stammtisch gesetzt. Viel wird auch über den sogenannten Berliner Schick (trage an Kleidung was Du willst, die Hauptsache dabei ist, dass nichts zusammenpassen darf) geschrieben, aber das soll heute fotografisch nicht unser Thema sein, stattdessen waren wir von der Unterschiedlichkeit dieser direkt nebeneinanderliegenden Balkone fasziniert. Wer mag sich dahinter wohl verbergen?
23. Oktober –Hinterm Horizont
St. Peter-Ording hat an der deutschen Nordseeküste die tollsten Strände. Ganz egal, ob man es eher ruhiger mag (Böhl), oder doch lieber familiär (Dorf), den Trubel liebt (Bad) oder eine Sportskanone mit einem VW-Bulli ist (Ording), für alle steht der Horizont offen, dieses einzigartige Naturschauspiel, das Gefühl von endloser Weite. Dazu verändert sich gerade im Herbst die Licht- und Wolkenstimmung fast im Minutentakt. Wo eben noch strahlend blauer Himmel war, da ist einige Augenblicke später eine dramatische Wolkenansammlung und taucht die Dünenlandschaft in ein geheimnisvolles Licht. Und wir möchten einfach nur schauen und träumen und schauen und träumen …
22. Oktober – Ten years later
Heute, auf den Tag genau vor zehn Jahren, waren wir ebenfalls in St. Peter-Ording. Das Wetter war damals sehr stürmisch. Dazu regnete es in Strömen. Unser Termin mit Levke war um 11 Uhr angesetzt. Kurz vor 9 Uhr klingelte unser Telefon: "Bitte kommt so schnell wie ihr könnt zur Strandburg, ansonsten kommen wir nicht mehr auf den Pfahlbau, die Sturmflut ist jetzt schon extrem." In Windeseile zogen wir uns zu Ende an, bestellten ein Taxi und schon ging die Fahrt los, über den Deich in Richtung des bereits von Wassermassen bedrohten Pfahlbaus. Das Taxi stoppte hundert Meter vor unserem Ziel. Wir stiegen aus. Mareike zog sich sofort Schuhe und Strumpfhose aus, raffte das Kleid, war zu allem bereit und wir liefen durch Sturm und Regen zu der bereits wartenden Levke. Mit ihr zusammen erwartete Martin uns, um ein paar Fotos zu machen. Nach wenigen Augenblicken waren wir alle total durchnässt, erreichten nicht einmal mehr die Stufen der Strandburg. Selbst die aufmunternden Worte von oben "Ihr könnt hochkommen, wir haben alles vorbereitet..." halfen nicht und kurzerhand beschlossen wir gemeinsam mit Levke in ihrem Auto nach Garding ins Standesamt zu fahren. "Hier geht vor heute nachmittag leider nichts mehr, ich traue euch im Standesamt." Das Gelächter in der Gemeindeverwaltung über das pitschnasse Hochzeitspaar werden wir genauso wenig vergessen, wie Levke, die mit einer Freude und Herzlichkeit diesen eigentlich so trockenen Verwaltungsakt für uns zu einem unvergesslichen Moment werden ließ. Man merkt ihr einfach an, dass sie ihren Beruf mit Herzblut auslebt und die rund 2400 Brautpaare, die sie schon getraut haben dürfte, würden uns sicher beipflichten. Die beeindruckende Bildergalerie in ihrem Büro spricht jedenfalls Bände. Es war einfach schön, Levke heute nach so langer Zeit wieder in die Arme zu schließen und danach noch mit Kendo und Greta ausgiebig den Nordseestrand zu genießen.
21. Oktober – Die spinnen, die Dänen
Das hat uns wieder einmal versöhnt mit Deutschland. Nicht nur bei uns zu Lande wird jeder (ach so tolle) Brauch aus den USA übernommen, sondern auch die Dänen frönen derartigen Bräuchen. So können sie offenbar gar nicht genug von Halloween bekommen. Und das nicht erst am 31. Oktober (wie es sich laut deutscher Norm, dem Anstand und der Sitte gehört), nein darauf pfeifen die lustigen Nordmänner und -frauen. Glücklicherweise ist den Dänen anscheinend wenig heilig, denn sie feiern Halloween einfach während ihrer landesweiten Herbstferien (Woche 42). Geschmückt wird, was das Zeug hält, beziehungsweise, was die Kürbisse hergeben. Es hängen nicht nur zahlreiche gruselige Halloweenkostüme, Skelette und Bettlakengeister in den Gärten, sondern es liegen auch Tausende von Kürbisköpfen in der Gegend herum. Selbst der von uns sehr geschätzte Minigolfplatz wurde mit hunderten von Kürbissen dekoriert (was eventuell einer der Gründe sein könnte, warum Mareike dank ihrer Nervenstärke Christian deutlich besiegen konnte). In Deutschland war früher vielleicht einmal mehr Lametta, die Dänen sind aber deutlich Halloween-verrückter als wir.
20. Oktober – Alles verändert sich
In jeder Sekunde verändert sich alles. Unser Leben, die Umgebung, die Natur, einfach alles. Mal verändert es sich für uns zum Guten und mal zum Schlechten. Wir können nichts festhalten. Keinen noch so schönen Moment einfrieren. Wer oder was uns eben noch Halt gab, lebt vielleicht heute schon nicht mehr. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass nichts bleibt wie es ist. Genau wie die Wellen, die sich unaufhörlich und immer wieder anders an den Felsen brechen, zieht unser Leben immer wieder neue, unvorhergesehene Kreise. Veränderungen und Anpassungen zu akzeptieren fällt uns oft sehr schwer, und gleichzeitig gibt es keinen anderen Weg, als die Veränderung anzunehmen. Und jeden Moment zu genießen ...
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19. Oktober – Die Erinnerung bleibt
Heute ging es wieder nach hause. Die Erinnerung an sieben Tage auf Bornholm bleibt. An den Norden der Insel. Wo es felsig ist. Zum Teil sogar richtig steil. Wo der Langebjerg liegt, auf dem die Trolle leben. Wo die Zauberwege sich entlang der Küste schlängeln. Geschützt durch knorrige, gedrungene Eichen. Dort, wo es atemberaubende Heidelandschaften gibt und dunkle, geheimnisvolle Spaltentäler. Nordbornholm, wo die Wanderwege fast immer im Zeichen der Burg stehen, die hoch oben über der Ostsee wacht. An all diese schönen Momente denken wir zurück, voller Sehnsucht und Vorfreude auf den kommenden Aufenthalt auf diesem Naturwunder mitten in der Ostsee.
18. Oktober – La Le Lu nur der Mann im Mond schaut zu
Gestern war der Mond zum Greifen nah. Der dritte "Super(voll)mond" des Jahres. Als Kinder dachten wir, es gäbe wirklich einen Mann im Mond. Und auch heute noch lud uns der Mond zum Träumen ein. So nah und doch so fern. Die ganze letzte Nacht über war Bornholm eingetaucht in das helle Mondlicht, so dass wir nicht einmal eine Taschenlampe für den letzten Hundespaziergang brauchten. Und natürlich kamen uns Erinnerungen an das alte Kinderlied La Le Lu nur der Mann im Mond schaut zu, das Heinz Rühmann in dem Film Wenn der Vater mit dem Sohne aus dem Jahr 1955 so schön gesungen hat.
17. Oktober – Marathon
Gefühlt haben wir heute einen Marathon absolviert. Dabei sind wir erst um kurz vor 14 Uhr gestartet. Dafür dann aber umso schneller und zielstrebiger. Zuerst gab es aus Motivationsgründen ein Eis bei IS KALAS, bevor es auf die von Mareike bereits im Frühjahr erkundete Runde ging. Doch diesmal drohte bereits gegen 18 Uhr die einbrechende Dunkelheit, weshalb es keine Pausen gab. Kein Verschnaufen, kein Verweilen, nur einen Schritt vor den anderen setzen war angesagt. Zuerst vorbei am Opalsø in Richtung der Burgruine Hammershus, doch bevor wir auch nur einen kurzen Blick auf diese einst größte Burg Nordeuropas richten konnten, mussten wir bereits die Richtung wechseln. Wir konnten die Ruine immerhin halb umrunden, allerdings nur, um kurze Zeit später in den Wald in Richtung des Küstenörtchens Vang einzutauchen. Eben erfreuten wir uns noch an dem schattigen Wald, doch dann ging es schon steil bergauf auf den Küstenweg und kurze Zeit später durch einen Birkenwald, bevor wir einen erneuten Anstieg zu Finnens Top einschlugen. Oben angekommen ging es rastlos weiter über die Klippen hinunter in dunkelste Spaltentäler, die vor uns nur wenige Lebewesen zu Gesicht bekamen (naja – sagen wir es mal so: ein Geheimtipp ist dieser Wanderweg nicht gerade) . Mehr schlecht als recht stolperten wir durch die aufkommende Finsternis, erreichten schließlich vollkommen abgekämpft erneut die Burgruine, bevor es in Richtung Langebjerg ging. Ein sagenumwobener Ort, von dem berichtet wird, dass dort der Troll Krølle Bølle mit seiner Familie wohnt. Ob das stimmt wissen wir nicht. Kendo und Greta waren jedenfalls glücklich über die unzähligen Schafköddel und klaubten sich schon einmal einen guten Teil ihres Abendessens zusammen – man weiß ja nie, wann es wieder etwas zu fressen gibt. Wir hatten dafür keinen Blick mehr, denn es stand noch der harte Abstieg nach Sandvig bevor. Mit viel letzter Kraft erreichten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit unser Ziel. Im Ferienhaus angekommen wurde erst einmal der Ofen angeheizt und es gab etwas zu trinken und zu essen. Heute geht es früh zu Bett. Und das, obwohl wir nicht einmal ein Drittel eines Marathons zurückgelegt haben ...
16. Oktober – Zaungast
Gestern noch gejagt, heute schon unser Zaungast. Von unseren beiden Hunden unbemerkt ließ sich ein Rehkitz die Sonne bei uns im Garten auf das Fell scheinen. Mehr als 30 Minuten verbrachte es mit Äsen, Wiederkäuen und der Fellpflege, nur unterbrochen vom aufmerksamen Lauschen, was in der Umgebung vor sich geht. Auf Bornholm gibt es weder Füchse noch Wölfe oder andere Gefahren (mal ganz abgesehen von Jägern und Autos), so dass Rehe, Fasane, Hasen und Kaninchen extrem entspannt ihrer Wege gehen und häufig bis an die Terrassen der Ferienhäuser herankommen. Erst als Kendo und Greta auf unseren Zaungast aufmerksam wurden und am liebsten durch die Scheibe gesprungen wären, ist das Geißlein durch die Hecke in den nächsten Garten geschlüpft. Wir hatten aber ausreichend viel Zeit es durch die Scheiben zu beobachten mit unserer langen Brennweite zu fotografieren.
15. Oktober – 15.000 Schritte später
Wie wäre unsere Welt heute ohne die Möglichkeiten der digitalen Selbstkontrolle? Wahrscheinlich viel langweiliger, aber bestimmt auch sehr viel entspannter. Aber der Reihe nach: Alles begann heute Vormittag mit dem einhelligen Wunsch nach Bewegung. Nach Weite. Nach einer Runde um die Nordspitze Bornholms. Und zur Belohnung am Ende natürlich wieder mit einem Eis. Das bedeutete für uns, spätestens 17 Uhr am Ziel sein zu müssen. Also nichts wie los. Hunde angeleint. Kameras verstaut. Und los ging es über die Felder, erst einmal in die entgegengesetzte Richtung nach Hammershus, dann ein kurzer Zwischenstopp im Hammerhavn, bevor wir uns auf die letzten Kilometer rund um den Hammerknuden aufmachten. Alles noch gerade in unserem Zeitplan. Doch plötzlich schien unser Ziel in weite Ferne zu rücken, denn die Rinder in freier Wildbahn fühlten sich durch Kendo und Greta erheblich gestört und wollten uns zuerst nicht passieren lassen. Aber unsere Beharrlichkeit ermöglichte uns gerade noch rechtzeitig eine ausreichend große Lücke zwischen den Rindern zu nutzen und so erreichten wir nach (telefon-) verbürgten 15.000 Schritten kurz vor Ladenschluss unser Ziel zu je einer Waffel mit Espresso- und Haselnusseis. Zum Abschluss dieses gelungenen Tages entwischte uns Greta dann noch einmal für 20 Minuten kurz nach unserer Ankunft im Ferienhaus, um ihrer Jagdlust zu frönen, aber das ist eine andere Geschichte.
14. Oktober – Einen Moment bitte
Es gibt diese Momente, da ist man am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Muss nichts mehr machen. Nur da sein und in die Gegend schauen. Momente, die man auf ewig festhalten möchte und doch nicht kann. Flüchtige Momente. Kostbare Momente. Und das scheinen Greta und Kendo auf den Felsen in Sandvig ebenfalls in diesem Augenblick zu empfinden. Von unserem Ferienort bis hinunter zum Wasser zogen die beiden Vierbeiner um die Wette. Zum Wasser, zu den Felsen. Es könnte allerdings auch an der Eiswaffel von IS Kalas gelegen haben ...
13. Oktober – Der perfekte Regentag
Nieselregen. Von morgens bis abends. Dazwischen kurze Momente ohne Nässe von oben. Fast zu ungemütlich, um nach draußen zu gehen. Wenn da nicht das Eis rufen würde ...Immerhin sind gerade die dänischen Herbstferien und wir haben (im Gegensatz zu unseren Besuchen in der Vorsaison) jeden Tag in dieser Woche die Möglichkeit, unser Lieblingseis zu genießen. Also los, Kendo und Greta waren sofort begeistert und prompt gerieten wir in den ersten Regenschauer. Das Eis schmeckte auch im Regen und wo wir schon einmal nass waren, beschlossenen wir den Spaziergang mit einem Einkauf im benachbarten Allinge zu verbinden. Unterwegs entdeckten wir Dinge, die uns bei den fast täglichen Autofahrten so noch nie aufgefallen sind, die Farben leuchten ebenfalls intensiv, die Hunde waren glücklich und so schlenderten wir voller Vorfreude auf den Ofen und unsere leckeren Einkäufe wieder zurück ins Ferienhaus.
12. Oktober – Sitznachbarn
Selten haben wir auf der Fähre zwischen Sassnitz und Bornholm so viele Hunde gesehen wie heute. Und noch seltener hatten wir einen so netten Kontakt zu unseren Tischnachbarn, in dem für Hunde und ihren Begleitern reservierten Abteil, wie heute. Kendo und Greta wurden von vier Mädchen nicht nur gestreichelt, verhätschelt und geknuddelt, sondern auch noch gemalt. Das Werk wurde uns kurz vor Ende der Fährfahrt überreicht und es bekommt daheim einen Platz an der Wand, damit es uns auch in Zukunft an eine der schönsten Überfahrten auf unsere Trauminsel erinnert.
11. Oktober – "Die Fotografin"
Mit den Gutscheinen ist es ja so eine Sache. Von der Idee bis zum Einlösen können da schon mal ein paar Jahre vergehen. Oder sie werden niemals eingelöst. Christian kann sich noch lebhaft an von ihm verschenkte Gutscheine zu Weihnachten im Verwandtenkreis erinnern und auch in Mareikes Familie dürfte noch der ein oder andere Gutschein in irgendeiner Schublade auf seine Einlösung warten. Im aktuellen Fall dauerte die Einlösung auch ein paar Jahre, geriet allerdings nie in Vergessenheit und am Mittwochabend war es endlich so weit. Durch diesen Gutschein waren wir zum ersten Mal im Astor-Kino in der Hamburger Hafencity. Dort wollten wir schon seit vielen Jahren einmal hin und vorgestern war es dann soweit. Es war umwerfend. Schön. Gemütlich. Der gewählte Film: Die Fotografin, mit Kate Winslet in der Hauptrolle als Lee Miller. Die echte Lee Miller (1907–1977) war eine amerikanische Fotografin, Fotomodel und Kriegsberichterstatterin. Sie begann ihre Karriere als Model, arbeitete später als Surrealistin mit Man Ray in Paris und entwickelte sich zu einer bedeutenden Fotografin. Während des Zweiten Weltkriegs war sie als Fotografin für die Vogue tätig und dokumentierte unter anderem die Befreiung der Konzentrationslager und die Zerstörung in Europa. Taschentücher hatte Christian in Anbetracht der Thematik vorsorglich eingepackt. Gebraucht hat er letztendlich keine. Merkwürdig unberührt ließ nicht nur ihn der Kinofilm, sondern uns alle. Auf der Heimfahrt unterhielten wir uns darüber, ob es vielleicht an der Verknüpfung von Kate Winslet zu dem Schmachtfetzen Titanic lag oder ob der Film einfach zu glatt inszeniert war. Es blieb der Eindruck, als wäre eine Maskenbildnerin bei jeder Szene gerade noch damit beschäftigt gewesen, die jeweilige Stimmung entsprechend auf das Gesicht zu bringen. Fazit des Abends: Film okay. Geschichte berührend. Astor Kino klasse.
10. Oktober – Überbleibsel oder Trendsetter?
Nanu, was macht denn dieser Krokus zu dieser Jahreszeit in unserem Garten? Ein Zuspätkommender? Oder kann da etwa jemand nicht mehr bis zum Frühjahr warten? Zum Glück haben wir für solche Fälle die praktische App Picture This und können damit fast alle, Blumen, Sträucher und Bäume in Windeseile bestimmen lassen. Und was sehen wir jetzt hier? Es handelt sich um einen Herbstkrokus, der mindestens genauso schön ist wie seine "Frühlingsverwandtschaft" – jetzt in der beginnenden grauen Jahreszeit vielleicht noch ein bisschen schöner:
ein Muntermacher und Vorbote auf das kommende Frühjahr, wenn die Natur wieder erwacht.
09. Oktober – Odyssee in Wohltorf
Fast zwei Wochen dauerte der Transport quer durch Deutschland. Eine richtige Odyssee hat der liebe Richard hinter sich. Mehrmals war er kurz vor dem Ziel, fast schon in Rufweite des Studios, doch da trat der Paketbote gleich mehrfach die Rückreise an. Zugegeben, die Eichenallee 1c ist rund einhundert Meter von der Hausnummer 1a und 1b entfernt und schon so mancher Bote kam beim Zustellen ins Schleudern. Aber einen wahren Meister können solche kleinen Unannehmlichkeiten auf der Reise zu seinem Bestimmungsort nicht aufhalten und so kam er heute endlich an, wurde sogleich seiner Verpackung entledigt und erinnert uns von nun an in aller Demut an weitere Opernereignisse mit seinen Werken. Apropos beschwerliche Reise: In jungen Jahren floh Wagner vor seinen Gläubigern aus Riga auf einem Segelschiff, das in einen bedrohlichen Sturm geriet. Für Wagner war dies Anlass genug, die Oper Der fliegende Holländer zu komponieren.
08. Oktober – Satt und Gechillt
Sonntag, 11 Uhr. Schönstes Ausflug-Wetter. Es ging in den Wildpark Schwarze Berge (außer uns waren auch nur ein paar tausend weitere Besucher dort ...) Der Anlass war ein Treffen des Norddeutschen Foxterrier Verbandes und da Christian schon beim Anblick von Greta durchdreht, konnte ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen, ihn beim Aufeinandertreffen mit rund zehn anderen Foxterriern zu erleben. Viel von den Tieren im Wildpark hat er dann in der Tat nicht wahrgenommen, nur einmal holte er seine Kamera hervor, kletterte über die Absperrung zum Streichelbereich der Ziegen und hat dieses Foto des Tages gemacht. Unglaublich, wie gechillt diese Ziegen trotz der Nähe zu den Menschen blieben. Es mag daran liegen, dass Ziegen den Menschen generell freundlich gesinnt sind oder aber – und diese Vermutung fanden wir noch zutreffender – dass sie einfach von den vielen anwesenden Kindern regelmäßig ins Koma gefüttert werden und daher diese Nähe um so geduldiger zulassen. Eine Frage beschäftigte uns auf dem Rückweg allerdings sehr: Ist so ein zur Schau stellen von Tieren eigentlich noch zeitgemäß oder würde man ohne Tierpark oder Zoo ganz den Bezug zu Tieren verlieren? Wir können abschließen sagen, dass der Ausflug für Greta und Kendo nicht entspannend war. Das war uns allerdings auch schon vorher bewusst. Immerhin konnten sie sich in den unbeobachteten Momenten einiges an Wildfutter einverleiben. Ohne Christians bedingungslose Zuneigung zu Foxterriern hätten wir diesen Ausflug nicht gemacht (schon gar nicht an einem Sonntag bei bestem Herbstwetter ...)
07. Oktober – Unerwarteter Wintereinbruch
Ja, wo gibt es denn so etwas? Und dann auch noch zu dieser Zeit bei uns im Norden? Dass schon seit Wochen Schnee auf der Zugspitze liegt, ging landauf, landab durch die Presse, aber niemand erfuhr vom unerwarteten Wintereinbruch in der Nähe von Hitzacker. Und warum? Weil es sich hier glücklicherweise nur um eine wunderschöne optische Täuschung handelt. Diese Pflanzung dient der reinen Düngung des Ackerbodens, um auch im nächsten Jahr für die neue Aussaat optimal vorbereitet zu sein.
06. Oktober – Aus hartem Holz geschnitzt
Das Schild der Jugendfreizeitanlage Meudelfitz sieht vom her Design aus, als ob es schon viele Jahrzehnte alt ist und von daher muss es wohl aus einem harten Holz geschnitzt sein, denn ansonsten wäre es sicher ängst verrottet. Normalerweise wird das Sprichwort aus hartem Holz geschnitzt sein benutzt, um eine Person als besonders widerstandsfähig, stark und charakterfest zu beschreiben. Für Menschen, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen oder einfach hart im Nehmen sind. Die Jugendfreizeit Meudelfitz wird hauptsächlich von März bis Oktober für verschiedene Gruppenaktivitäten gebucht, ist allerdings auch im Winter buchbar. Vom Mini-Techno-Festival, über Hochzeiten bis hin zu einer mehrtägigen Ferienausfahrt einer größeren Pfadfindergruppe bietet sie in zwölf Schlafräumen 63 Betten, zwei Gruppenräume und einen Zeltplatz für 350 Personen an. Und wenn der Wind günstig steht, können wir das in den Sommermonaten auch hören.
https://jugendfreizeitanlage-meudelfitz.de
05. Oktober – Ein gutes Gefühl
Wohin nur mit all den Sachen, die wir nicht mehr brauchen? Wir alle stehen oder standen schon vor dieser Frage. Aussortiert ist schnell und dann? Am besten ist es natürlich, wenn jemand anderes noch Gefallen an den Dingen findet, die wir ansonsten wegschmeißen würden. Verschenken ist eine Option oder – wie in diesem Fall – alle abgeliebten Klamotten in den Altkleidercontainer schmeißen. Hauptsache nicht in den Mülleimer. Die meisten von uns haben ohnehin zu viele Sachen. Zu viele Klamotten, Spielsachen, Bücher, Haushaltsgeräte, Fahrräder, Autos – einfach zu viel von allem. Entschlackung lautet das Zauberwort. Nicht nur eine Fastenkur für den Körper tut uns gut, sondern auch das Neu- und Aussortieren der Gegenstände, die uns umgeben. Leicht oder zumindest leichter als zuvor wollen wir uns fühlen. Nicht mehr so im Konsum verhaftet. Wir wollen uns befreien, Raum für Neues schaffen. Aber gleich wegschmeißen? Oh Gott! Dann doch lieber verschenken oder zum Recycling geben. Vielleicht kann ja noch jemand mit meiner ausrangierten Jeans, den Schuhen, den Schallplatten, dem Fahrrad, etwas anfangen. Wie sich dann die Menschen fühlen, die unsere alten Klamotten tragen interessiert uns in der Regel nicht mehr, denn wir haben ja Raum für Neues geschaffen und mit den aussortierten Dingen noch Gutes getan. Und dann belohnen wir uns mit dem Kauf von neuen, qualitativ hochwertigeren Dingen, denn wer billig kauft, kauft zwei mal. Möbeldiscount war gestern, heute ist es das exklusive Möbel aus dem erlesenen Möbelgeschäft. Natürlich sind wir dabei für faire Löhne und faire Produktionsbedingungen, wenn es um neue Dinge in unserem Konsumleben geht. Jeder andere sollte sich dabei dann bitte ein Beispiel an uns nehmen. Unser "Früher" blenden wir dabei dezent aus, immerhin haben wir mit den alten Dingen noch Gutes getan.
04. Oktober – "Das ist jetzt nicht, wie Du es denkst."
Dieser Satz aus dem Film Der bewegte Mann von 1995 passt irgendwie auch zu diesem Bild. Die Situation sieht auf den ersten Blick gestellt aus, oder wie kommen Kendo und Greta auf Christians Rücken und was macht er eigentlich dort auf allen Vieren? Das kann ja nur ein inszeniertes Foto sein! Nein, nicht ganz. Aber die Erklärung ist ganz einfach: Christian wartete kniend vor zwei Herbstkrokussen, die gerade zu blühen angefangen haben, auf die Sonne, die sich hinter einer Wolke versteckt hatte. Schnell kamen Kendo und Greta unbemerkt herbeigelaufen und waren neugierig, was er dort unten wohl so treibt. Auf das Kommando "Hopp" von Mareike waren die beiden im Nu auf seinem Rücken und das Foto im Kasten. Na gut, eine Belohnung gab es hinterher natürlich auch noch. Jedenfalls für die beiden Hunde. Christian belohnte sich selbst mit einem schönen Foto der beiden blühenden Herbstboten.
03. Oktober – Ein Hundsleben
Nicht nur ein Krimi trägt diesen Titel, sondern es bezeichnet auch recht treffend die Gefühlslage von Kendo und Greta heute nachmittag bei ihrer ungeliebten Fell- und Pfotenpflege. Glücklicherweise behält Mareike die Übersicht und Geduld, widersteht jedem Fluchtversuch der beiden Vierbeiner und am Ende – und natürlich auch zwischendurch – gibt es Leckerlies und das nicht zu knapp. Der Begriff Hundsleben bezeichnet normalerweise ein eher entbehrungsreiches Leben und ist in der deutschen Sprache – genau wie die Begriffe Hundstage, Hundskälte, Hundsarbeit, Hundsfott, Hundshunger, Hundsmiserabel, Hundsgemein und Hundsdreck – nicht gerade positiv besetzt, sondern beschreibten unangenehme oder schwierige Situationen und Zustände. Doch zum Glück haben auch diese mal ein Ende und wenn es dann am Schluss etwas zu Essen gibt oder ausgiebig gespielt wird, dann ist die Welt wieder in Ordnung.
02. Oktober – Menschen. Tiere. Natur.
Der Tierwaldhof von Verena Neuse liegt unweit des Örtchens Krukow zwischen Geesthacht, Schwarzenbek und Lauenburg. Hier stehen tiergestützte Therapien, Seminare und Weiterbildung im Mittelpunkt, die sich an Menschen jeden Alters richten – von Kindern bis zu Erwachsenen.
Verena hat den Tierwaldhof als einen Ort geschaffen, an dem Mensch und Tier in Einklang miteinander leben und arbeiten können. Verschiedene Tierarten, wie Pferde, Hunde, Schafe und andere Hofbewohner, spielen eine zentrale Rolle in der therapeutischen Arbeit und ermöglichen emotionale Lernerfahrungen. Besonders gefällt uns die Atmosphäre des Hofes: eine Mischung aus Ruhe, Naturverbundenheit und herzlicher Offenheit. Zuerst waren auch Kendo und Greta ganz angetan von den Eindrücken, bis sie die Hühner auf der Weide entdeckten. Nur mit etwas Mühe konnten wir die beiden davon abbringen, sich die gefiederten Freunde näher anzusehen und so verbrachten die beiden den Rest unseres Besuchs angeleint und unter Aufsicht.
01. Oktober – Frisch, frischer frischeKiste
Letzte Woche waren wir in Syke, um für den Bio-Lieferservice frischeKiste Fotoaufnahmen zu machen. Die Nacht davor war kurz und der Tag begann früh, doch wir fuhren voller Vorfreude auf den Job gen Südwesten. Neben dem Liefersortiment von der frische(n)Kiste sollten auch die anwesenden Teammitglieder gezeigt werden. Zuerst waren die Kisten dran, danach die Menschen. Trotz des angekündigten schlechten Wetters hatten wir fast den ganzen Tag über Glück: Nur vereinzelte Regentropfen verirrten sich nach Syke, dafür hatten wir ein perfektes Licht ohne zu harte Schatten und überaus nette Menschen vor unseren Kameras, die für ihre Idee von gesunder Nahrung brennen. Der Tag wurde noch durch einen Besuch eines ihrer Anbaufelder abgerundet. Es bringt uns einfach Spaß, Menschen mit authentischen Fotoaufnahmen dabei zu helfen sichtbarer zu werden, denn was nützt schon die beste Idee, wenn niemand davon erfährt?