30. September - Drei Stunden über Krieg und Frieden


Yana und Alexander haben sich 2006 via Skype kennen gelernt. Die gebürtige Ukrainerin wollte ihr Deutsch für berufliche Zwecke verbessern,  "klopfte" bei eine paar Deutschen per Skype an und nach einigen Wochen blieb nur Alexander. Dass sich daraus mal mehr entwickeln würde, daran dachte Yana überhaupt nicht. Ein Jahr später heirateten die beiden in der ukrainischen Hauptstadt Kyiv. Kurze Zeit später zog Yana zu ihrem Mann nach Reinbek. Nachdem wir vor einigen Monaten über ihre Spendenaktion für die Ukraine mit den beiden in Kontakt kamen, trafen wir uns heute zu einem Gespräch über die aktuelle Situation in Yanas Heimat, in der nach wie vor ihre Verwandten leben. Es fällt uns schwer, die Emotionen, die während des Gesprächs aufkamen, in Worte zu fassen. Fassungslosigkeit, Trauer, Wut, Bestürzung, Aggressionen und noch vieles anderes spielten während der drei Stunden eine Rolle und am Ende bleibt uns nur die Bitte, die beiden bei ihrer Spendenaktion, die zum Kauf von Kleidung und Schutzausrüstung für die Soldaten Geld sammelt, zu unterstützen. Weitere Informationen und die Möglichkeit der Kontaktaufnahme gibt es unter: www.facebook.com/alexander.harder.1


29. September - Die Definition von Heimat


Arne hat auf der Website seines Gasthauses "Heimathäppchen" in Reinbek seine Definition des Begriffes Heimat verewigt: "Heimat ist viel mehr ein Gefühl, als irgendein Ort auf dieser Welt - Heimat ist dort, wo das Leben gefällt." Unter diesem Motto bietet er seinen Gästen regionale Speisen aus Norddeutschland an, wie zum Beispiel frische Erbsensuppe mit Kasslernacken und Mettenden, mit Hack gefüllte Wirsingrouladen, Labskaus mit Spiegeleiern oder hausgemachte Bratheringe in Sauer eingelegt mit Bratkartoffeln. Arne ist gerne Gastgeber. Er erklärt seinen Gästen auf Wunsch auch gerne die Zubereitung der Speisen: zum Beispiel, was an den Gerichten typisch Norddeutsch ist oder woher die Rezepte ursprünglich stammen. Heute konnten wir die Begeisterung einiger Gäste sogar hautnah miterleben. Ach ja, fast hätten wir es vergessen: Sein Schnüüsch - eine Art Eintopf aus in Milch gekochtem Gemüse - ist ein Gedicht.

28. September - Nordisch by Nature


Stille Wasser sind tief. Auf den ersten Blick ist Andreas ein ruhiger und eher zurückhaltender Mensch. Allerdings nur auf den ersten Blick. Wir kennen ihn schon seit vielen Jahren und lieben den wortgewaltigen Norddeutschen für seinen trockenen Humor und seinen Tiefgang. 
Woche für Woche steht er auf Hamburgs Märkten und macht mit seinen Blumenstraußkreationen viele Marktbesucher glücklich. Andreas ist ein kommunikativer Zeitgenosse, der in seiner Freizeit das Motorradfahren liebt und außerdem ein begeisterter Standardtänzer ist. Unserer Meinung nach könnte er mit seinen Talenten und seinem bezaubernden Charme zusätzlich eine große Karriere als Discjockey in Seniorenheimen machen - Tanzeinlagen und Blumensträuße für die älteren Semester inklusive - aber davon möchte er bis heute nichts wissen. 

27. September - Ohne Schirm, dafür aber mit Charme und Melone 
 

Das erste was uns auffiel, war die gute Laune, die Lennart verbreitet. Gleich gefolgt von seiner Spontaneität ("Kommt einfach vorbei – ich bin heute bis 17.30 Uhr in der Firma.") Mit 31 Jahren hat Lennart Gareis bereits seine eigene Zimmerei und ist vor allem für Privatkunden tätig. Ob es eine Dachsanierung, Gebäudesanierung oder der An- oder Umbau eines Hauses ist, der sympathische Zimmermeister und sein Team, das wir in der letzten Woche bei Fotoaufnahmen für die Lieblingsadressen Sachsenwald kennengelernt haben, sind stark gefragt. Trotzdem hat sich der sympathische Jungunternehmer heute die Zeit für einen kurzen Besuch zum Fotoshooting für unseren Blog genommen. Vielen Dank, Lennart!

26. September - Einfach Unwiderstehlich


Die erste "richtige" Kamera von Christian war eine Nikon F3, gefolgt von einer FM. Beide Kameras wurden in den 80er Jahren während seiner Lehrzeit von damals monatlich 167,- DM nach und nach finanziert und mit den entsprechenden Objektiven erweitert. Christians Lieblingsfilm war der Kodak Tri-X SW-Film und mit genau dieser Kombination ging es für ihn 1984 mit einem bis heute sehr guten Freund nach erfolgreicher Gesellenprüfung auf eine 3-monatige Atlantikreise von Schottland bis nach Portugal. Nach über 30 Jahre als treuer Nikonbenutzer (OK, Mareike kam aus dem "Canon-Lager"), wechselten wir zu Leica und sind seitdem ebenfalls sehr zufrieden -  hatte doch die Kultmarke Nikon einige Jahre den Anschluss ein wenig verschlafen. Und dann passierte es vergangenen Montag während eines Auftrags in Reinbek: Ein Kollege kam mit der brandneuen Nikon Z9 vorbei, um ein paar Making-Of Fotos zu schiessen. Christian konnte und wollten einfach nicht widerstehen und musste diese Kamera ausprobieren. Was lag da also näher, als mit besagter Kamera gleich ein Portrait von Vasili zu machen? Und natürlich in schwarzweiß.

25. September - Lost dreams


Vor über 15 Jahren waren wir am Strand von St. Peter-Ording, um dieses Musikvideo aufzunehmen. Andrej Hoteev spielt Sergej Rachmaninov. Die Originalaufnahme machten wir damals im Reinbeker Schloss mit mehreren Kameras, inklusive einer Kopfkamera, die Andrejs Spiel aus seiner Sicht aufzeichnete. Mit dem Video wollten wir zeigen, dass man klassische Musik auch in Form von Bewegtbildern ansprechend präsentieren kann. Heute, nicht einmal ein Jahr nach Andrejs Tod, sehen wir dieses Video und sind dankbar, ihn gekannt zu haben.

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24. September - Hinter Gittern

 

Alexander Dau gab uns vor einigen Tagen einen Einblick in eine Schliessfachanlage in Reinbek. Hinter einer extrem dicken Panzertür öffnete sich für uns der Blick auf hunderte von Schliessfächern. Bislang kannten wir so etwas nur aus Spielfilmen und die Vorstellung, was sich alles hinter den Schliessfachtüren verbirgt, hatte schon etwas Geheimnisvolles an sich. Als wir nach dem offiziellen Foto für die Lieblingsadressen Sachsenwald noch um ein Foto für unseren Blog baten, fiel die Wahl schnell auf eine SW-Aufnahme hinter Gittern. Danach waren wir dann aber doch froh, wieder ans Tageslicht zu kommen.

23. September - Ein Stück Kindheit geht dahin


Heute kurz vor 16 Uhr in Bergedorf schauten wir mit großen Augen den Abrissbaggern bei ihrer Arbeit zu. Das alte Karstadt Sport- und Spielhaus in Hamburg Bergedorf wurde abgerissen. Was einst in monatelanger Arbeit errichtet wurde, weicht heute in wenigen Tagen. Die Innenstädte erleben einen rasanten Wandel von Einkaufstempeln hin zu einer Mischform aus Wohnen und Einkaufen. Der Onlinehandel und die Krisen der letzten Jahre tun ihr übriges, um diesen Umbau zu beschleunigen. Der Allroundanbieter wird verdrängt. Der Trend geht hin zu Fachgeschäften mit einer Topberatung, die kein noch so raffinierter Onlinehandel bieten kann. Und so weicht unsere Erinnerung an das Stöbern in einem Kaufhaus, das "alles" bietet und macht Platz für Neues.

22. September - Schön war die Zeit


... und viel zu kurz. "Wollt ihr noch einen Kaffee?" fragten uns Tatiana und Stefan, als wir heute mittag bei ihnen in Altengamme ankamen, um noch ein Foto von ihrem Lieblingslatz an der Elbe zu machen. Die beiden sympathischen Hamburger betreiben seit ein paar Jahren das Haus Anna Elbe - dort kann man nicht nur übernachten, sondern auch verdammt gut feiern. Ach ja, Kaffee, Kuchen und einige Events bieten Tatiana und Stefan mit ihren Mitarbeiterinnen auch noch an. Und das alles gleich hinterm Elbdeich. Wir hatten heute im Gespräch noch den französischen Kinofilm "Das Leben ist ein Fest" am Wickel und konnten aus unserer Erfahrung einige Anekdoten aus diesem wundervollen Film zum besten geben. Stefan hat sich sofort bereit erklärt für ein Foto zu posieren. Er ist ein herrlicher Geschichtenerzähler, der seine Gäste nur zu gerne mit entsprechenden Ausflugtipps versorgt - alle von ihm höchst persönlich ausprobiert und für gut befunden. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen.

21. September - Die Gardinenfrau


Wer mag wohl hinter diesem Namen stecken? Das fragten wir uns schon vor einigen Jahren. Bis zu dem Moment, als Tanja unser Studio zu ihrem ersten Fototermin für die Lieblingsadressen Sachsenwald betrat. Und dann wussten wir es: Eine Frau, die Stoffe, das Arbeiten mit diesen, das Dekorieren und "Gemütlich-Machen" des Zuhauses lebt und liebt. "Ich mache alles, außer Schwedische Gardinen." sagt Tanja und spielt an dieser Stelle auch gerne mit der Doppeldeutigkeit des Wortes. Und während wir noch kurz über die Bedeutung dieses Satzes nachdachten, schaute sie verträumt und zugleich nachdenklich in die Ferne.

20. September - "Gut ist’s ein Narr zu sein"


Träumer, Poet, Geschichtenerzähler, Schauspieler und Weltbürger - Musiker, Dichter, Ideengeber, Ratgeber, Unterstützer, Ermöglicher, Tausendsassa und Gedankenreisender. Wenn wir Barbara Stadler in Martfeld zum Fotografieren sehen, treffen wir auch immer auf ihren Mann Erwing Rau, der ununterbrochen entweder mit der Vorbereitung zu einem neuen Theaterstück, dem Bau von Requisiten oder mit der Umsetzung anderer Ideen beschäftigt ist. Seine Hingabe, Fantasie und sein großes  Improvisationstalent begeistern uns jedes Mal auf's Neue und unwillkürlich denken wir dann an diese Zeilen von André Heller (aus: "Gut ist’s ein Narr zu sein"):


Die Narren des Königs ritten ans Ufer der Nacht, und lauschten dem Tamburin des Mondes,

das die Stille bewacht.


Sie zogen den Schnee mit Netzen an Land und schmückten ihn mit Dukaten.

Und ihre Kappen leuchteten wie Segel von Piraten.


Gut ist′s ein Narr zu sein dann ertrinkst du in der Wüste und hälltst das Sterben für ein Diadem.

Gut ist's ein Narr zu sein, denn die Unbequemen, sind den Unbequemen stehts bequem.


Wie schön, dass es Menschen wie Barbara und Erwing gibt.


19. September - Time to say goodbye 

 

Heute war es dann soweit. Nach Tagen der Staatstrauer wurde Queen Elisabeth II. in der King George VI. Memorial Chapel beigesetzt. Und auch wir dachten in den letzten Tagen natürlich ebenfalls, aufgrund der omnipräsenten Berichterstattung in den Medien, öfter an die Queen, als noch zu ihren Lebzeiten. Ist eine Monarchie nicht eigentlich komplett aus der Zeit gefallen oder gibt sie gerade - so wie zum Beispiel in Großbritannien - vielen Menschen Halt? 
Über den Dingen der Tagespolitik schwebend (und das sogar mit Coolnessfaktor - wie zur Eröffnung der Olympischen Spiele in London an der Seite von Daniel Craig), strahlte die Queen stets Würde aus, die - verglichen mit den höchsten Repräsentanten Deutschlands (mal abgesehen von Richard von Weizsäcker) - auch noch einen Stil hatte, der seinesgleichen suchte. 
God save the Queen - ehm: King!

18. September - Gemeinsam lernt es sich am besten


Heute war endlich unser langersehnter Einkochkurs beim Mitmachgartenbau von Jantje in Hamburg Kirchwerder. Acht Interessierte wollten tiefer in die Welt des Einkochens einsteigen und bekamen zuallererst eine kurze Abhandlung über die verschiedenen Möglichkeiten Lebensmittel haltbar zu machen. Neben dem Einkochen oder auch Einwecken gibt es noch das Einmachen, das Einlegen in Alkohol, Essig, Zuckersirup, Öl und Salz, sowie das Fermentieren, Trocknen, Räuchern, Vakuumieren und Einfrieren. Nach dieser kurzen Übersicht ergaben sich viele weitere Fragen. Angefangen mit: "Welche Gefäße sind wofür am besten geeignet?" über "Was ist für welches Lebensmittel am Besten?" bis hin zu "Bei welcher Variante bleiben die Vitamine besonders gut erhalten?" Nachdem uns Jantje ihre Herangehensweise erzählt hatte, ging es ans selber Ausprobieren. Zuerst machten wir uns an das Fermentieren von Sauerkraut, danach an das Einkochen von Kürbis, kurz vor der Pause noch an die Herstellung einer Gemüsebrühe und zum Schluss noch an das Einmachen einer scharfen Chilipaste. In der Pause konnten wir viele von Jantjes eigenen Kreationen probieren - unter anderem zwei kleinen alkoholischen Getränkeproben. Der Nachmittag verging wie im Flug und war insgesamt sehr köstlich und lehrreich. 

17. September - Auf ein Wiedersehen 

 

Wir haben Ibrahim Wolff schon einmal vor vielen Jahren fotografiert, als wir seinen schönen Laden bei einem Spaziergang durch Lüneburg unweit des Marktplatzes entdeckten. 
"Ich kann doch die Menschen nicht mit schlechten oder kaputten Schuhen durch die Welt gehen lassen."  ist das Motto vom Stadtschuster aus Lüneburg. Vermutlich arbeitet Ibrahim Wolff genau deswegen auch mehrere Jahre nach erreichen des Rentenalters immer noch. Er tue dies in der Tat vor allem aus Empathie, wie er uns gestern in einem kurzen Gespräch erzählte. Und mehr noch, als wir ins Plaudern kamen fragte er nach dem Beweggrund für die spontanen Fotoaufnahmen von ihm: "Ihr macht das doch hier jetzt auch aus Liebe zur Fotografie oder?" Recht hat er und sympathisch ist er und wie so oft blieb nur eine Viertelstunde, danach mussten wir leider wieder schon weiter.

16. September - Oldies but Goldies


Bei einem unserer letzten Termine für die Lieblingsadressen Sachsenwald bei Kluge Automobile in Wentorf ist uns dieses legendäre Quartett über den Weg gelaufen. Ein Paar davon auf je zwei "Beinen", das andere auf je vier Rädern. Diese "Vierrädler" muten in der Komination mit diesen beiden älteren Herren fast wie Spielzeugautos an,sind in Wirklichkeit aber komplett ausgewachsene Automobile - und dazu besitzen sie noch einen absolutem Kultfaktor. Der VW-Käfer ist in unseren Breiten vermutlich das bekanntere Fahrzeug von beiden, aber trotzdem ist der Spaß beim Fahren mit einer französischen "Ente" nicht zu verachten. Allein die Kurvenfahrten mit ihr - so sagt man - seien legendär. Und tatsächlich gibt es auch bei uns in der Verwandtschaft eine Tante, die in früheren Zeiten jedes Jahr den "Ritt" über die Alpen wagte und dabei stets wohlbehalten am Gardasee ankam - bestaunt und beklatscht von vielen Italienern, die kaum glauben konnten, dass man mit diesem Auto heil von Hamburg nach Italien fahren konnte. 
Als wir vor zwei Tagen Tagen bei unseren Fotoaufnahmen diese beiden älteren Herren (ja, wir wissen, dass sie in oder dank der Muppet Show einen gewissen Kult-Status genießen) in "ihren" Fahrzeugen entdeckten, ging die Fantasie mit uns durch: Wer wird hier wohl das Rennen gewinnen? Wer ist grantiger beim Fahren? Wer forscher? Und bei wem würden wir lieber einsteigen? Bei Waldorf oder Statler? Und: Wer von beiden ist eingentlich Waldorf und wer Statler?

15. September - Achtung Wildwechsel


Gerade im Herbst sollte eigentlich jeder Autofahrer ganz besonders auf der Hut sein. Der Wildwechsel steht wieder vermehrt an und das nicht nur in Waldgebieten, sondern auch in Dörfern und Städten. Jahr für Jahr sterben laut dem Deutschen Jagdverband auf deutschen Straßen Hunderttausende von Wildtieren. Gestern waren wir beruflich unter anderem in Kiel unterwegs und dabei bot sich unser dieser traurige Anblick. Jeder Rettungsversuch kam zu spät.

14. September - Geduld


Mit wem hat man oft am wenigsten Geduld? Genau! Mit den eigenen Kindern und Eltern. Und zwar am ehesten dann, wenn es dabei um Hausaufgaben oder, so wie gestern für Christian, um das Erklären von Tablet und Handy geht. Und was soll man als Sohn noch dazu sagen, wenn die Mutter über sich selbst sagt: "So blöd wie ich stellt sich sicher kein Zweiter an?" (An dieser Stelle sei gesagt, dass wir das keinesfalls finden - doch zurück zum Thema.) Als Sohn möchte man so gerne helfen und hat doch nicht den nötigen Abstand, um es professionell und entspannt zu können. Trotzalledem gab es bei dieser "Unterrichtseinheit" schöne Momente und vielleicht bleibt das ein oder andere auch in Erinnerung. Ansonsten heißt es: Nachsitzen.

13. September - Hätte, hätte, Fahrradkette


Es gibt so Menschen wie Riadh, mit denen wir uns einfach gerne austauschen. Riadh ist von Beruf Mathe-Nachhilfelehrer. Und schon kamen sie wieder hoch: die Gedanken an unsere eigene Schulzeit. Bei Mareike war es die Erinnerung an die letzte Matheklausur, die nach vielen ernüchternden Klausuren mit neun Punkten ihre Beste in der Oberstufe war (danach konnte sie dieses wenig geliebte Fach trotzdem abwählen) und bei Christian waren es die Gedanken an den schulischen Absturz in der Oberstufe (auf die Frage, wozu man dieses oder jenes lernen sollte, gab es für ihn damals keine befriedigenden Antworten) und somit verließ er die Schule frühzeitig. Als Riadh heute während unseres Fototermins für die Lieblingsadressen Sachsenwald erzählte, wie er unterrichtet - dass er zum Beispiel sehr gerne mit Bildern arbeitet, die verdeutlichen "wozu man dieses oder jenes praktisch gebrauchen kann" und uns dann noch sehr bildhaft darlegte wie wichtig es ihm ist, dass seine Schüler auch wirklich verstehen, was er ihnen da vermittelt und sich auch noch wahnsinnig freut, wenn sie mit seiner Hilfe durch die Prüfungen kommen, war uns klar, dass uns so ein freundlicher und souveräner Nachhilfelehrer damals bestimmt auch hätte helfen können. Aber so ist das nun einmal mit dem "Hätte, hätte …"  

12. September - Der stille Beobachter


Was denkt Kendo wohl, wenn er uns so beobachtet? Etwa: "Gib mir etwas von deinem Essen ab. / Lass mich nicht allein. / Müsst ihr hier so lange rumsitzen?" Schade, dass er nicht sprechen kann. Aber vielleicht ist es auch besser so. Ein Blick in seine Augen beflügelt unsere Fantasie und regt uns des öfteren zum Nachdenken an. Und manchmal macht uns dieser Blick auch ein schlechtes Gewissen - wenn wir mal wieder zu wenig Zeit für Kendo und Greta hatten. Hunde leben immer nur im Hier und Jetzt und nicht wie wir so oft im Gestern oder Morgen. Sie sind die besten Lehrmeister zum Thema Achtsamkeit. Und wo wir gerade bei Achtsamkeit sind, fällt uns direkt folgender Spruch ein"Schau dir sehr genau die Gegenwart an, die du erschaffst. Sie sollte aussehen wie die Zukunft von der Du träumst." (nach Alice Walker) Aber das ist genau genommen ein anderes Thema ...

11. September - "Seid ihr jetzt etwa unter die Prepper gegangen?"


Diese Frage stellte uns Mareikes Schwester Freitag Abend, als sie hörte, dass wir an diesem Wochenende einkochen, fermentieren und einlegen wollten. Andrea bringt so gut wie nichts aus der Ruhe - selbst unsere "Liebe" zu Roland Kaiser kann sie seit einigen Tagen ein wenig besser verstehen - hatte sie doch selbst die Gelegenheit, sich von der Live-Präsenz des Sängers zu überzeugen. Aber als sie hörte, dass Christian etwa vier Kilo Rote Bete einkochen und Mareike nun auch ihre ersten Einlege- und Fermentationsversuche starten wollte, rutschte ihr diese Frage einfach so heraus. Zugegeben, wir sind selbst noch ganz überrascht davon, wieviel Spaß wir am erlernen und ausprobieren dieser "neuen alten Techniken" haben und freuen uns schon darauf, unsere "Werke" in ein paar Wochen auch zu probieren, aber vom "preppen" sind wir noch weit entfernt. 
... oder vielleicht doch nicht ...?


10. September - The last day


"The last days of Fillmore West" war ein legendäres Konzert, welches 1971 das Ende dieses einzigartigen Veranstaltungsortes in Kalifornien kennzeichnete. Bands wie Santana oder Grateful Dead spielten damals dort neben zwölf anderen Formationen. Dieses Konzert ist bis heute unvergessen. Glücklicherweise gilt der heutige "letzte Tag" im Mitmachgartenbau von Jantje nur für den Rest dieses Jahres und spätestens im Frühjahr 2023 sehen wir uns wieder zum Ernten, Fachsimpeln und Genießen. Darauf freuen wir uns jetzt schon. Heute reichten uns vier Kilogramm Rote Bete, die wir zuhause einkochen wollen. "Ist das eigentlich wirtschaftlicher als in einem Bioladen einzukaufen?" war eine Frage, die uns auf dem Rückweg in den Sinn kam. Eine Antwort wollen wir hierauf jedoch gar nicht haben. Wir genießen nämlich viel zu sehr den Austausch mit Jantje, lieben die Entspanntheit beim Ernten, freuen uns über das Riechen und Schmecken der verschiedenen Gemüse und Kräuter und hinterher über unsere erdigen Hände ...  das alles macht jeden Besuch für uns zum reinen Genuss. Zum Glück sind es ja nur noch ein paar Monate bis zum nächsten Ernten. Überbrücken werden wir diese Zeit mit einem Einkochkurs bei Jantje am kommenden Wochenende und mit dem ein oder anderen weiteren Einkoch- und Fermentationsexperiment zuhause.

09. September - Bockwurst, Bier und Blasmusik


War das ein Ritt: Von Roland Kaiser, über Helge Schneider bis hin zu Takeo Ischi - und das in nicht einmal zwei Stunden. Mit niemandem sonst können wir so schnell in der Schlager- und Comedywelt hin und her switchen wie mit Claudia. Und mit wenig anderen Menschen lachen wir so viel wie mit ihr. Hat es doch schon vor Jahren viel Geduld ihrerseits gekostet, Christian endlich die richtige Versfolge von Roland Kaisers Lied "Santa Maria" beizubringen (Santa Maria - Insel die aus Träumen geboren - Ich hab meine Sinne verloren - In dem Fieber, das wie Feuer brennt), dort verwechselte Christian gerne die Reihenfolge von Fieber und Feuer - es war zum Verzweifeln und doch behielt Claudia die Nerven. Oder Helge Schneiders großartiges Lied Gartenzaun (Ich steh den ganzen Tag am Gartenzaun - Wackel lustig mit den Augenbrauen - Dabei tu ich so als würd ich Erdbeeren pflücken - Aber ich guck heimlich Fraun) - wie gerne haben wir das zu dritt gesungen. Nicht zu vergessen der legendäre Takeo Ischi mit seinen hitverdächtigen Liedzeilen: Bockwurst, Bier und Blasmusik, das gehört dazu - Und natürlich du, mein Schatz, immer wieder Du! Auch hier hat Christian den einen oder anderen Dreher gesungen, doch durch den unermüdlichen Einsatz von Claudia letztendlich noch die richtige Reihenfolge gelernt. Besonders gefreut haben wir uns heute über den Kommentar einer Hörerin dieses Songs: „Germans know what's the best, some beer, some good sausage, and some music!“ Unser Dank geht an Claudia für das Näher bringen dieses einmaligen Liedguts und für das dalassen des ein oder anderen Ohrwurms.

08. September - Handarbeit mit Herz


Heute haben wir einen kurzen Zwischenstopp auf einen Becher Kaffee bei Fanny in Wentorf gemacht. Dort im Gewerbegebiet betreibt sie seit Anfang des Jahres einen Imbiss und erfreut mehr und mehr Menschen mit ihren selbstgemachten Speisen. Fanny strahlt dabei eine so positive Energie aus, hat immer wieder neue Ideen für die Wochenkarte und bietet jetzt zusätzlich einen Cateringservice an. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Mittagspause bei ihr und vor allem auf ihren selbstgemachten Pellkartoffelsalat. 

07. September - Was will mir die Fliege sagen?


"Mareike, wo ist eigentlich unsere Fliegenklatsche?" "Wir haben keine, wofür brauchst Du sie denn?“ "Mich nervt diese blöde Fliege, die landet immer auf meinem Bildschirm und stört mich beim Schreiben." "Vielleicht will Dir diese Fliege ja etwas sagen, wie zum Beispiel: arbeite nicht so lange und mach' stattdessen mal eine Pause ..." Was für eine einfühlsame Antwort … Christian war innerlich direkt auf 183 und brauchte tatsächlich ein paar Minuten, um sich wieder zu beruhigen. Kann eine Fliege nicht einfach einmal nerven - ohne jeden Hintergedanken? Muss einem alles immer irgendwie etwas "sagen wollen" oder gibt es (hoffentlich) auch einfach Dinge, die so oder anders passieren dürfen - ohne Sinn und Verstand? An dieser Stelle sind wir uns nicht einig, aber wir können ja zumindest mal darüber nachdenken. Und trotzdem öfter mal eine Pause machen.

06. September - Spürsinn 

 

Wir Fotografen schlafen bekanntermaßen ja so gut wie nie, sondern sind dauernd auf der Suche nach dem nächsten besten Bild. Und genau dieser Umstand verhalf uns heute zu einem der wohl bestgehüteten Geheimnisse Deutschlands: Wo steckt eigentlich Armin Laschet? Armin "wer"? Ja genau, da war doch mal was. Vor fast einem Jahr steckte Betreffender noch im Wahlkampf und machte sich Hoffnung auf eine politische Karriere. Und seitdem? Abgetaucht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Für uns als Spürnasen daher nicht verwunderlich, dass wir ihm heute ganz in der Nähe des Wassers entdeckten und es nur unser Diskretion ist zu verdanken, dass wir diesen geheimen Ort nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen werden. Soviel können wir allerdings versichern: es scheint ihm dort gut zu gehen, wie man auch am Lächeln auf den Bildern erkennen kann.

05. September - Der Unermüdliche


Was klingt wie der Titel eine Westerns führt ohne weitere Erklärung in die Irre. Seit Jahren fotografieren wir mit Philipp für Leuchtturm1917 und genießen dabei stets die anregenden Gespräche. Sei es über die Aufführung von "Der Ölprinz" in Bad Segeberg, über die möglichen Auswirkungen des Handykonsums auf unser soziales Leben, bis hin zu politischen und kulturellen Themen. Wie schön, dass es Menschen wie Philipp gibt, die unumwunden zugeben, dass sie über ein Thema nichts wesentliches wissen und deshalb lieber schweigen, als lediglich Phrasen von sich zu geben. Was die Überschrift "Der Unermüdliche" zu bedeuten hat? Ganz einfach: Philipp nimmt sich immer ein strammes Fotoprogramm vor, lässt nicht locker, bis das "allerbeste" Bild im Kasten ist und vergisst außerdem nie, schon während des Shootings nach dem nächsten möglichen Fototermin zu fragen. 

04. September - Vorfreude


Schon seit Tagen freuten wir uns auf das Kochen am heutigen Sonntag für vier Personen zu einer kleinen Geburtstagsnachfeier. Nach einem Rezept von Volker gab es Roastbeef mit Kartoffeln nach spanischer Art und selbstgemachter Remoulade. Die gesamte Zubereitung dauerte ungefähr drei Stunden und die Vorfreude aufs Essen steigerte sich dabei von Minute zu Minute. Zuerst wurde das gut gesalzene und gepfefferte Fleisch von allen Seiten scharf angebraten, dann kam es auf ein Gitterrost bei 85 Grad in den Ofen. Die Kerntemperatur sollte 57 Grad erreichen (nach circa zweieinhalb Stunden). Danach wurde es noch in Alufolie gewickelt und durfte einige Minuten ruhen, bevor es zusammen mit den Kartoffeln und der Remoulade serviert wurde. Und wenn dann beim Essen andächtig geschwiegen wird - wie es heute Abend der Fall war - dann ist alles perfekt.

03. September - Der Glaube an das Gute im Menschen 

 

Was war das heute wieder für ein Spektakel am Kalkberg in Bad Segeberg. Am vorletzten Tag der diesjährigen Freilichtsaison haben wir "Der Ölprinz" von Karl May in der Abendvorstellung zusammen mit mehr als 7.400 Zuschauern gesehen. Um uns herum sahen wir nur ganz wenige Kinder, dafür waren aber alle aderen Altersklassen gut vertreten. Viele von ihnen mit Picknickkörben ausgestattet, die uns ganz neidisch (und hungrig) werden ließen. Und dann, ja dann ertönte die Melodie - nicht irgendeine - sondern die Melodie, zu der Winnetou das erste Mal reitenderweise die "Bühne" be(t)ritt. Das ist dieser Moment, an dem alles gut zu werden scheint, wir eine Geborgenheit spüren und uns an die eigene Kindheit erinnern. Wer von uns wollte damals beim Cowboy und Indianer Spielen nicht am liebsten Winnetou sein? Zu den unbeliebtesten Rollen gehörten (naja - zumindest bei den Jungs) die weiblichen Rollen: waren sie doch meist auf das Kochen beschränkt (bei den Mädels war es anders, aber das erzählen wir den Jungs nicht). Außerdem hat sich das  glücklicherweise geändert und heute konnten wir uns sogar davon überzeugen, dass man es auch als Frau bis zum Häuptling bringen kann - jedenfalls im Publikum. Gute Zeiten eben. Ach ja: am Ende der Vorstellung gab es noch das obligatorische Feuerwerk. Einfach schön. Nächstes Jahr steht Winnetou Teil 1 auf dem Programm - also alles auf Anfang.

02. September - Mal eben kurz verreisen 

 

Das ist für uns glücklicherweise überhaupt kein Problem, weil Claudia ja um die Ecke wohnt. Hä? Was hat das denn mit "Mal eben kurz verreisen" zu tun? Eine ganze Menge: Claudias Liebe zu den Legosteinen, ihre Geduld, alle richtig zusammenzubauen und ihre Fantasie, die gesamte Szenerie mit Leben zu füllen, führte uns gestern in nullkommanichts von einem Diner in Amerika, in dem zufälligerweise gerade der "King" zu Besuch war, nach Paris in ein Sternerestaurant, wo wir persönlich vom Chefkoch Albert empfangen wurden. Und das alles innerhalb weniger Minuten in ihrem Wohnzimmer. Mittlerweile steht dort eine rund zwei Meter lange Häuserzeile mit einer Vielzahl an Legofiguren. So sind wir schon einige Male mithilfe Claudias Geschichten zu den unterschiedlichsten Schauplätzen in ganz eigene Welten eingetaucht.  Dazu noch die intensiven Gespräche bei einem Kaffee - mehr braucht es nicht, um "mal eben kurz zu verreisen".

01. September - Ouvertüre 

 

Zum Start in die "heiße Phase" der Fotoproduktion für die "Lieblingsadressen Sachsenwald" ging es für uns heute unter anderem in den Fahrenkrug nach Fahrendorf. Dort haben wir den langjährigen Koch des Hauses fotografiert. Steffen ist am 6. November 2022 auf den Tag genau 30 Jahre als Koch im Fahrenkrug tätig. Nicht ohne Grund bestellen wir zu Roastbeef, Bratkartoffeln und Remoulade mindestens noch eine Extraportion seiner Zauberbratkartoffeln dazu. Knusprig und saftig - so dürfen sie für uns sein. Wir gestehen gerne, dass wir Steffen schon seit Jahren genau wegen dieser Bratkartoffeln verehren und hoffen natürlich darauf, dass er für mindestens 30 weitere Jahre dort seiner Kunst nachgeht. Es war ein toller und zugleich kulinarischer Besuch an diesem magischen Ort zwischen Geesthacht und Hohenhorn.

31. August - Unklare Botschaften


"Zu verschenken - nimm mich mit" ist an sich ja eine klare Botschaft. Beim Anblick dieses Angebotes kamen uns dann aber doch Zweifel. Was ist damit genau gemeint und was bitte, ist da zum Mitnehmen gedacht? Die kleine Broschüre? Das Naturschutzheft? Die Badelatschen oder gar der Tisch? Es ist ein besonders interessantes Beispiel für eine Werbeaussage, die schnell missverstanden werden kann. Da denken wir an die Aussage einer Mitarbeiterin eines Fotofachlabores aus den 90er Jahren zurück, die uns damals ernsthaft erzählte, dass nur das, was in der Preisliste steht, auch als Leistung nachgefragt wird. Alles andere - auch Selbstverständlich-keiten wie, zum Beispiel Filmentwicklungen (gehörte damals zum Standard eines Fotofachlabors), wurde immer wieder nachgefragt. Wir Menschen brauchen offenbar klare Botschaften, die das Mitdenken unnötig machen.

30. August - Unterwegs im Weserbergland


Schon wieder im Urlaub? Mitnichten. Wir waren für einen Fotoauftrag in Rinteln unterwegs und nachdem wir die gewünschten Aufnahmen im Kasten hatten, fuhren wir in die Rintelner Innenstadt. "Wenn Sie schon einmal hier sind, dann müssen sie unbedingt in die Altstadt." - wurde uns beim Verlassen der Firma geraten. Und das war genau die richtige Entscheidung: Einfach mal am frühen Nachmittag auf den Marktplatz ins Café setzen, eine Kleinigkeit essen, mit der Bedienung ins Gespräch kommen, die Geschichte über ihr damaliges eigenes Café erfahren ("Das war mir nach fast dreißig Jahren zu anstrengend geworden, hier arbeite ich als Angestellte, habe sogar Urlaub und kann weiterhin meine geliebten Kuchen für die Kundschaft backen.")  Natürlich probierten wir dann auch jeder noch ein Stück Torte, bevor wir uns ein klein wenig die Innenstadt ansahen. Gerne wären wir noch geblieben, aber das gilt fast für jeden Ort, den wir entdecken. Und überall trifft man auf interessante Menschen und deren Geschichten.

29. August - Frühstück am Wasser 

 

Ein Rückblick: Es ist Sonntag. Die Sonne scheint. Und wir wurden von einem Kollegen gebeten, am Tonteichbad ein paar Fotoaufnahmen für einen Reiseführer zu den schönsten Badeseen in Hamburg und Umgebung zu machen. Früh morgens ist nicht gerade unsere Zeit, schon gar nicht am Wochenende, aber dennoch sind wir froh, als wir das Gelände um kurz nach acht Uhr betreten. Entspannte Menschen, leckerer Filterkaffee im Becher, geschmierte Brötchenhälften, belegte Laugenstangen, Rührei und andere Dinge lächeln uns an und lassen uns nach getaner Arbeit und ein paar Bahnen im 22 Grad warmen Wasser spontan zum Frühstücken bleiben. Die ein oder andere Bekannte treffen wir ebenfalls an und nach gut einer Stunde verlassen wir das Bad in dem Gewahrsein, dieses zauberhafte Kleinod direkt vor der Nase zu haben. Wie schön, dass wir nicht in der Stadt wohnen.

28. August - Aus dem Herzen Frankreichs 

 

Bruno lebt schon seit vielen Jahren in Deutschland, ist fussbalbegeistert und hat sowohl die französische, als auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Bis vor kurzem besaß er noch eine Dauerkarte für die Spiele des FC. St. Pauli, die er aber aus Ärger über die schwache Rückrundenleistung der Mannschaft zurückgegeben hat. In Hamburg leitet der gelernte Koch die Küche einer Seniorenwohnanlage und besteht darauf, nur frische Lebensmittel für seine Gäste zuzubereiten. Einer der ganz wenigen Kompromisse, die er hierbei eingeht ist, dass er sich die Kartoffeln bereits geschält anliefern lässt. In der nahen Zukunft träumt er davon, sich ein kleines Haus in seiner ursprünglichen Heimat in der Nähre von Tours im Loire-Tal zuzulegen, um dann mehr Zeit in Frankreich in Reichweite seiner Familie und der alten Freunde aus Kindheitstagen zu verbringen. Mit Bruno über Frankreich zu sprechen, ihm beim Erzählen aus seiner Heimat zuzuhören, ist wie Verreisen mit allen Sinnen. Man sieht die Landschaft, hört das Zirpen der Grillen und freut sich auf den Besuch einer lokalen Markthalle. Bon voyage!

27. August - "Gott strafe Putin"


Ob dieser fromme Wunsch je in Erfüllung geht, steht in den Sternen. Vielleicht weiß das auch nur der liebe Gott selbst. In diesem Fall darf man Gott auch nicht mit der Kirche gleichsetzen. Denn die Institution Kirche hat scheinbar zurzeit ganz andere Sorgen, als sich (ausser mit wohlwollenden Appellen) direkt an die Kriegsparteien zu wenden. Und wo ist eigentlich der Papst? Kein Pilgerzug von tausenden Würdenträgern der Kirche in Richtung Ukraine? Es verwundert also nicht, dass die Kirche immer unbedeutender wird und sich in ein paar Jahrzehnten vermutlich selbst überlebt haben wird. Da bleibt dann nur noch das Hoffen auf Gott - und das ist ja auch nicht das Schlechteste.

26. August - Ein intensiver Augenblick 

 

Was für ein Blick. Beobachtend. Abwartend. Kontrollierend. Scheinbar regungslos wartet Kendo morgens auf seinem Lieblingsplatz. Aber nur scheinbar. Bei jeder Bewegung unsererseits schlägt er seine Augen auf und ist bereit zu agieren: Fressen? Gassi gehen? Spielen? Egal! Hauptsache, alles ist unter seiner Kontrolle. Wir haben ihn schon oft als unseren "Wächter" bezeichnet, der zu jeder Zeit weiß, was wo passiert. Im Moment hat Kendo es allerdings nicht so leicht, da er von Greta öfter bedrängt wird - die Hormone ... Aber genaugenommen muss er seinen Platz in der Gruppe schon seit dem ersten Tag, seit dem Greta bei uns ist, behaupten. Damals, vor etwa drei Jahren, war ihre erste Interaktion mit Kendo nämlich die, dass sie ihm in den Schenkel zwickte. Ihr durchweg ungestümes Verhalten ist bis heute geblieben und nervt ihn manchmal sehr, doch als waschechter Spanier lässt er es sich ungern anmerken und möchte lieber äußerst souverän wirken. Wir erfreuen uns täglich an ihm. Und natürlich auch an Greta. Die beiden passen einfach wie die Faust auf's Auge zu uns.

25. August - Die "Unsichtbaren"


Als wir am Montag in der Wern's Mühle die Abendveranstaltung zum "Tag des Fisches" dokumentierten, wurde uns mal wieder bewusst, wieviel Arbeit und wie viele Menschen hinter einem solchen "Event" stecken, um ein solches zu einem gelungenen Abend für den Gast zu machen. Wir als Konsumenten bekommen all diese Menschen zum Teil nicht einmal zu Gesicht. Wir konnten an diesem Tag sozusagen "zwischen den Welten" hin und her wandern und hatten Einblicke vor und hinter die "Bühne". Und genau das lieben wir! Bereits am Vortag  begannen die Vorbereitungen auf der Festwiese, ebenso in der Küche. Tische und Stühle wurden geschleppt und auf der holperigen Wiese austariert, der Rasen gemäht, die Deko vorbereitet und in der Küche geputzt, geschnippelt, gekocht und gebacken, was die Töpfe und Öfen hergaben. Das alles bleibt für uns als Gast bestenfalls unsichtbar. Wieviele Personen am Gelingen dieser Veranstaltung schlussendlich mitgewirkt haben, wissen wir gar nicht so genau, aber wir kamen nach vorsichtiger Schätzung auf ungefähr zwanzig Personen (für etwa 120 Gäste) und das hat uns sehr beeindruckt. Wir waren begeistert vom Teamgeist und von der Freude am gemeinsamen Arbeiten für ein Ziel: der Zufriedenheit der Gäste. Daher möchten wir heute einmal diese "Unsichtbaren" zeigen - zumindest einen Teil davon. Erlebnisse und Einblicke wie diese erweitern unseren persönlichen Horizont und lassen uns Veranstaltungen dieser Art mit ganz anderen Augen sehen. Das gleiche gilt natürlich auch für viele andere Berufe.

24. August - Über Non-Verbale Kommunikation


Heute morgen, kurz vor der Rückfahrt aus dem Saarland, sprachen wir beim Frühstück noch einmal mit Anna über ihre Hundeschule und die Fotoaufnahmen von gestern. Dabei kam uns die Idee, dass wir einige Kommandos, die per Handzeichen in der Hundeerziehung benutzt werden, noch fotografieren sollten. Gesagt, getan! Wie schön es doch ist, dass wir Hunde gar nicht immer volltexten müssen, denn wir können ganz einfach per Zeichensprache mit ihnen kommunizieren. Was hier auf den Fotos ein bisschen aussieht wie "Stein, Schere, Papier", sind sehr gängige und hilfreiche Handzeichen in der Mensch-Hund-Kommunikation. Kendo war heute morgen noch einmal unser Model und auch, wenn er auf diesen Fotos nicht zu sehen ist,  können wir versichern, dass er seine Sache sehr gut gemacht hat.

23. August - Damit der Hund nicht in der Pfanne verrückt wird

Hä? Was hat das denn zu bedeuten? Große Überraschung in der Werns Mühle im Saarland: Nicht nur, dass Anna Keller verdammt gut kochen kann, fantastische Desserts und Eiskreationen zaubert und das nahezu täglich in der Küche des Familienbetriebes unter Beweis stellt - nein, sie ist außerdem auch ausgebildete Hundetrainerin und feiert am 17. September die Eröffnung ihrer Hundeschule Ami Canis direkt hinter der Werns Mühle. Da ist der Wechsel zwischen Küche und Trainingsgelände zumindest räumlich nicht der Rede wert. Inhaltlich gibt es da schon Unterschiede, aber der Ausgleich und die Abwechlung machen Anna sichtlich Spaß. Welch ein Glück auch für Kendo und Greta, dass die beiden neben diversen anderen Statisten heute ebenfalls als Fotomodelle mitwirken konnten und es das ein oder andere Leckerli als Belohnung gab. Am Ende des Tages wurden wir jedenfalls gleich zweimal gefragt, ob wir nicht unseren Lebensmittelpunkt ins Saarland verlegen wollen. Greta und Kendo hätten bestimmt keine Einwände und würden weiterhin mit Freude die selbstgebackenen Hundekekse verspeisen. Überhaupt, wo sind die beiden eigentlich gerade…? Und was Anna betrifft, konnten wir am Ende nicht sagen, wo die größere Begabung liegt - in der Küche oder auf dem Hundeplatz. Wir finden, sie macht beides super.
www.ami-canis.de

22. August - Schlemmen wie Gott im Saarland

Noch ein Teller und noch ein Glas und noch ein Scheibchen ... Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen. Heute war in Deutschland "Tag des Fisches" und der wurde von Slow Food Saarland an der Werns Mühle begangen. Über einhundertzwanzig Menschen kamen auf der Wiese an der Werns Mühle zum Essen unter freiem Himmel zusammen. Nach einer kurzen offiziellen Eröffnung gab es einen Vortrag eines Gewässerbiologen des saarländischen Wasserverbandes zum Thema Wasserqualität und Fischbestand in den Flusslandschaften. Und dann ging es Gang auf Gang von einer Fisch-Köstlichkeit zur nächsten, um ganz zum Schluss mit breitem Grinsen noch das ein oder andere Dessert zu genießen. Hunderte von kleinen Tellerchen, Gläschen und Scheibchen, die zuvor mit viel Liebe und Handarbeit zubereitet wurden, waren innerhalb von wenigen Stunden an die Gäste verteilt, die zufrieden und satt mit bester Laune nach Hause gingen. Und das alles in familiärer Atmosphäre. Unser Respekt gilt den etwa zwanzig Personen, die seit gestern am Vorbereiten waren und - während wir diese Zeilen schreiben - noch am Aufräumen sind. Wir hatten die Gelegenheit, diese Veranstaltung von beiden Seiten zu dokumentieren: vor und hinter den Kulissen und wissen jetzt, wieviel Arbeit für den Gast bei solchen kulinarischen Veranstaltungen unsichtbar bleibt.

21. August - Die Kunst der Verführung …

… beherrschen Anna und Markus Keller in der Werns Mühle im Saarland - unter anderem - mit ihren Desserts einfach perfekt. Wir sind bereits zum dritten Mal so herzlich von Theresia und ihrer Familie zu Fotoaufnahmen eingeladen worden und jedesmal wieder aufs Neue von der Gastfreundschaft und der exzellenten Kochkunst nach den Richtlinien der Slow Food Chef Alliance, sowie von der Landschaft im Ostertal einfach begeistert. Und das besonders schöne an den heutigen Foodaufnahmen war, dass wir im Anschluss an das jeweilige Foto sofort mit dem Genießen beginnen konnten. "Christian, Du wolltest mir doch die Hälfte übrig lassen ..." war dabei noch die harmloseste Anmerkung von Mareike.

20. August - Der Tag, an dem wir uns Waschlappen kauften, um die Welt zu retten


Manchmal ist es an der Zeit "Danke" zu sagen. Daran dachten wir jedenfalls, als wir den Artikel über Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Kretschmann lasen, in dem er den Deutschen empfiehlt nicht so oft zu duschen und stattdessen lieber mal zum Waschlappen zu greifen, um den seit Wochen herbeigeschriebenen Versorgungsengpass im Herbst und Winter zu meistern. Es sind oft die kleinen Dinge, die so hilfreich sind! Gerade in Krisenzeiten (hatten wir jemals keine?) wie den heutigen. Hochwasser, Dürre, Krieg, Hitzewelle, Orkan, Starkregen, Massentierhaltung, Fischsterben, CO2-Ausstoß, Erderwärmung, Gasengpass, Ölpreisschock, Inflation, Immobilienblase, Energiekrise, Coronakrise, um nur einige zu nennen. Und das alles in nahezu wöchentlichen Wechsel mit den jeweils passenden Ratschlägen von Politikern oder alternativ von dem ein oder anderen Promi. So erinnern wir uns ebenfalls gerne an den Ratschlag unserer designierten Kanzlerin, bei Kälte doch mal ordentlich in die Hände zu klatschen oder den ein oder anderen Hampelmann zu machen.

A propos "Waschlappen": Als wir gestern die Berichterstattung über Olaf Scholz und seine Erinnerungslücken verfolgten - immerhin kann er sich daran erinnern, dass er sich an nichts erinnern kann - fiel uns spontan noch eine andere Bedeutung für diesen sonst so nützlichen Haushaltsgegenstand ein ... aber wenn uns jemand darauf ansprechen sollte, können wir uns leider an nichts erinnern.

19. August - "Du sollst mich doch nicht mehr fotografieren!"


Bei manchen Dingen ist es einfach wichtig, sie nicht zu befolgen, denn dann wäre dieses Foto von Christians Mutter nicht entstanden und das wäre schade. Gestern Abend ging es für die beiden nach Hamfelde in das Restaurant Waldeslust zum Essen und sie genossen die gemeinsame Zeit miteinander. Beim Blick aus dem Fenster des Restaurants auf Tiere fütternde Kinder sagte seine Mutter (fast beiläufig): "Ich wäre so gerne Kindergärtnerin geworden, durfte es aber von zuhause aus nicht." Christian hingegen konnte sich über mangelnde Unterstützung für seine Berufswahl nicht beklagen - im Gegenteil. Seine Mutter sagte damals zu ihm: "Mach' das,  was Du wirklich machen möchtest." Genau das tat er und aus diesem Grund entstand dieses Foto.

18. August - War Watt? - Über die Fähigkeit, sich anpassen zu können

Heute waren Mareike und ihre Freundin Birgit an der Nordsee und wollten - in Kindheits-erinnerungen schwelgend - eine Wattwanderung von Dagebüll nach Föhr machen. Mit den Füßen im Schlick und der Nase im Nordseewind den Erklärungen der fachkundigen Wattführerin lauschen und einfach nur die Natur genießen. Daraus wurde leider nichts, weil die Wanderung kurzfristig abgesagt werden musste. Was nun? Sich über die vermeintlich überflüssige voran-gehende Übernachtung ärgern und das Hotel ganz umsonst bezahlt zu haben? Mitnichten! Die beiden schmiedeten nach kurzem Enttäuscht-Sein einen neuen Plan, begaben sich in die nächste Tourist-Information und danach auf eigene Faust ins Watt. Und es war einfach herrlich! Nun gut, die brennenden Fragen über die Bewohner des Wattenmeers konnten nicht geklärt werden, dafür wurden wundervolle Gespräche, z.B. über die Fähigkeit, immer das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen, geführt und im Anschluss noch herrlich im Ort geschlemmt. Es blieb also nur die Frage "War da eigentlich watt (anderes geplant)?" 

17 . August - Wenn das Leben dir Zitronen gibt, …


… dann mach' Salzzitronen draus. Vor einigen Monaten trauten wir uns zum ersten Mal, ein Glas Salzzitronen selber einzulegen. „Marokkanische Salzzitronen“. Sechs Bio-Zitronen, 60 Gramm Salz, ein paar Lorbeerblätter und einige schwarze Pfefferkörner  - mehr braucht es nicht. Und so einfach geht's: Das Weckglas (oder die Gläser) sterilisieren, die Zitronen waschen, zwei Zitronen vierteln (so, dass sie an der Spitze noch zusammen sind). Das Salz in die aufgeklappten Zitronen hineinstreuen, die Zitronen dicht an dicht in das Weckglas quetschen. Die anderen Zitronen auspressen und den Saft in das Glas schütten, bis die Zitronen ganz mit dem Saft bedeckt sind. Lorbeerblätter und Pfefferkörner dazu geben, aufpassen, dass die Zitronen vollständig mit der Flüssigkeit bedeckt sind und (zum Beispiel mit einem Fermentationsgewicht) beschweren, dann die Gläser verschlossen für einen Tag bei Zimmertemperatur lagern. Am kommenden Tag eventuell noch etwas Saft dazugeben (falls die Zitronen noch nicht ganz bedeckt sind) und ab in den Kühlschrank. Nach ein paar Wochen kann man nach und nach die Salzzitronen zu Salaten, Hähnchengerichten oder Pasta verwenden - einfach köstlich. Wenn sie doch schon fertig wären …

16. August - An apple a day ...


Wir haben zum Thema Apfelküche in der aktuellen Ausgabe der "LandLust" noch weitere Fotos beigesteuert und uns heute nachmittag endlich einmal die Zeit genommen, in Ruhe die Strecke zu genießen. Für die meisten Menschen ist es schwer vorstellbar, wieviel Arbeit in so einer Rezeptstrecke liegt und nur, weil wir von Barbara während des Shootings soviel über das Kochen und Backen erfahren haben, wissen wir heute, dass ein Rezept nicht einfach so vom Himmel fällt, sondern das Ergebnis aus Erfahrung und Lust auf etwas Neues ist.

15. August - Neue Griller braucht das Land


Wir waren am Wochenende auf einer Gartenparty eingeladen. Mit Grillen. Und wer steht heute noch immer hinter dem "Deutschen Grill"? Meistens der Mann. Ja, es gibt hier auch im Jahr 2022 noch einen deutlichen Männerüberschuss, Tendenz leicht fallend. Und hauptsächlich wird nach wie vor Fleisch gegrillt. Nicht so jedoch bei Maren und André. Hier gab es am Samstag selbst-gemachte vegane Burger. Hochkonzentriert begann André sein Werk, um dann nach der ersten Runde die Segel zu streichen und diese ehrenvolle Aufgabe an einen (männlichen) Gast abzugeben. Die Qualität der Patties legte auch sogleich noch einmal an (Grill-)Qualität zu und André konnte sich wieder seinen Gästen widmen. Hier haben André und Christian übrigens etwas gemeinsam: Nicht jeder Mann ist nämlich ein begeisterter Griller. Christians Vorliebe gilt an dieser Stelle auch eher dem Verzehr, als dem Zubereiten.

14. August - Kunst kommt von Können 

 

Der eine kann backen, die andere kochen und dann gibt es Barbara Stadler und die kann beides. Und zwar verdammt gut! Nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch. Und genau das war im vergangenen Oktober unsere gemeinsame Aufgabe: Eine Fotostrecke mit leckeren und vor allem auch nachmachbaren Rezepten rund um das Thema Apfelküche für die aktuelle Ausgabe der "LandLust". Zu unserem Glück durften wir schon damals alles probieren und haben seitdem des öfteren ein himmlisches Kartoffelgratin nachgekocht. Heute gab es zur Feier der Veröffentlichung den einfachen Apfelkuchen. Aber nur die halbe Menge, doch die haben wir komplett verputzt. Extrem lecker.

13. Augst - Ein (halber) Tag am Meer


Nach vielen Jahren der Abstinenz waren wir zum ersten Mal wieder in St. Peter Ording. Zu verlockend war die kurze Entfernung von Gunnar Söths Kartoffelhof, auf dem wir gestern fotografiert haben. Bevor wir Bornholm für uns entdeckt haben, waren wir oft und gerne dort. Dass wir mitten in der Ferienzeit am Ordinger Strand nicht die einzigen Urlauber sein würden, war uns schon klar. Und dennoch war der Schock, als wir gestern am späten nachmittag auf dem Deich standen, riesig. Menschen, Autos, Wohnmobile, Fahrräder und vor allem Hamburger mit ihren Bullis und Range Rovern so weit das Auge reichte. Uns reichte es dann allerdings schon nach wenigen Augenblicken. Einmal an die Wasserkante und zurück. Die Nacht konnten wir immerhin höchst offiziell auf einem Parkplatz verbringen, denn - wen wundert es - sämtliche Camping- und Stellplätze waren wegen Überfüllung für uns geschlossen. Heute morgen machten wir uns dann um kurz nach sieben mit den ersten "Aufbrechern" auch direkt auf den Weg, aber nicht wieder an den Ordinger Strand, der Schock saß noch zu tief. Unser Weg führte uns nach St. Peter-Böhl, wo wir mit zu den Ersten gehörten. Glück gehabt. Kaffee. Frühstück. Und ab ans Wasser. Dort konnten wir etliche Reitergruppen beobachten, die einen heidenspaß hatten, mit ihren Tieren durch die sich langsam füllenden Prile zurückzureiten. Und jetzt gegen Mittag füllt sich auch hier der Strandabschnitt. Es wird Zeit aufzubrechen.

12. August - Eine staubige Angelegenheit


6 Uhr in der Früh klingelt der Wecker. Aufstehen. Anziehen. Alles rein mechanisch. Hunde vor die Tür. Kaffee kochen. Letzte Sachen ins Wohnmobil packen und dann geht es los in Richtung Husum. Verabredet sind wir mit Gunnar Söth auf seinem Hof in Ahrensviöl westlich von Schleswig. Er selbst ist erst in der Nacht aus der Schweiz wiedergekommen. Ein kurzes Hallo zur Begrüßung und schon geht es auf's Feld zur Kartoffelernte. Seine Mitarbeiter sind schon seit Stunden am Arbeiten. Es soll heiß werden. Und es wird im Laufe des Vormittags noch richtig heiss. Extrem staubig ist es auf dem Feld. Kaum zu glauben, wieviel Arbeit in so einer Kartoffel bis zum eigentlichen Verzehr steckt. Und kaum zu glauben, wie kritisch wir manchmal die verschiedenen Gemüsesorten beim Einkaufen betrachten. Da rückt so eine Erfahrung, wie wir sie heute erlebt haben, doch einiges zurecht. Später geht es dann noch in den Betrieb zur Kartoffel-schälmaschine, auf das Gemüsefeld und zu den Schweinen. Mareike ist sofort "verloren". Die Ferkel sind schuld. Taschenkontrolle ist nötig, aber Mareike blieb "sauber". Kendo und Greta wären wohl ansonsten auch empört gewesen. Sicher ist am Ende des Besuchs nur eines: wir kommen gerne wieder (und nehmen zwei Ferkel für Mareike mit).

11. August - Hanns Dieter Hüsch


Das auf dem Fotos ist natürlich nicht Hanns Dieter Hüsch, sondern Christians Bruder Frank. Aber um den Erstgenannten ging es gestern Abend. Fast zwei Stunden sahen und hörten die Brüder sich viele Ausschnitte aus Aufzeichnungen dieses legendären Kabarettisten an. "Er war ein Besessener. Ein Wanderer, ein Prediger, ein Komödiant, ein Listiger, ein Lieber, ein Freund, ein Kugelblitz, ein Weiser mit 10.000 Volt Spannung." schrieb der Kabarettist Heinrich Pachl in der TAZ anlässlich des Todes von Hüsch 2005. Und dabei hatte Hanns Dieter Hüsch ein Sprechtempo, das so manchem Rapper aussehen lässt wie eine lahme Ente. Zu guter Letzt noch zwei Empfehlungen von Frank und Christian: "Gott ist aus der Kirche ausgetreten." und Hüschs Bemerkungen zu "Japanischen Filmen". Viel Spaß.

10. August - Hilfe 

 

Heute machten wir eine grausame Entdeckung. Gegen Mittag fuhren wir zum Atglascontainer auf dem nahe gelegenen Recyclinghof und trauten unseren Augen nicht. Aus einer der Mülltonnen ragte dieser Fuß in die Höhe und spätestens beim Lesen der Botschaft war uns klar: es ist ein Fall für die Polizei! Glücklicherweise wurden wir kurze Zeit später über unseren Irrtum aufgeklärt. Es handelt sich um einen Fuß aus der Maskenbildnerei, der hier einfach entsorgt worden ist. Monate zuvor hatte die Polizei tatsächlich einen nächtlichen Einsatz auf diesem Abfallwirtschaftsgelände und einem der beiden Polizisten sank beim Anblick dieses Fusses tatsächlich kurzzeitig das Herz in die Hose, wie uns der freundliche Mann auf dem Platz verriet. Und da fiel es uns wie Schuppen von den Augen: wie sollte denn auch jemand, der in dieser verzwickten Situation steckt, noch so einen Hilferuf auf seinem Fuß hinterlassen können?!

09. August - Dem Paradies so nah 

 

Für einen Kunden besuchten wir das Gut Wilkenshoff bei Hollenstedt und waren verzaubert von der Atmosphäre. Es gibt dort neben einem Hofladen mit Caf und  einer Tenne für größere Veranstaltungen noch einen Bauernhofkindergarten mit einem großen Spielplatz. Rinder, Schweine, Hühner und Pferde sind dort ebenso zuhause wie zahlreiche Kräuter und Gemüsesorten. Am Ende unseres mehrstündigen Besuchs bekamen wir vom hofeigenen Blumenbeet einen Strauß von Ulrike Cohrs und ihrem Mann mit auf den Weg. Danke für die schöne Zeit bei Euch. 

www.wilkenshoff.de

08. August - Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - oder auch nicht 

 

Dieses Bild des heutigen Tages zeigt nur die halbe Wahrheit. Über das, was wir gemacht - oder aber auch nicht gemacht haben. Es sieht aus wie ein Tag der Langeweile für Kendo und Greta - das stimmt (jedenfalls für die erste Tageshälfte). Für uns war es nämlich ein Tag der Computerarbeit. Hunderte von Fotoaufnahmen mussten gesichtet, ausgewählt und bearbeitet werden. Das ist in der Tat keine aufregende Tätigkeit. Aber es muss halt gemacht werden. Ganz anders sah es dann heute am späten Mittag aus. Es ging raus in die Natur entlang der Bille in Richtung Aumühle. Für Kendo und Greta bedeutete das: toben, baden und rennen nach Herzenslust. Nach all der konzentrieren Arbeit an den Fotos am Bildschirm war das auch für uns ein schöner Ausgleich. Jetzt schlafen die Beiden - oder sie tun zumindest so - und es scheint, als ob sie genug Spaß gehabt hätten.

07. August - Wer nicht genießt, ist ungenießbar


Vor über 40 Jahren haben Christian und Friedrun sich auf der Berufsschule für Fotografie in Kiel während ihrer Ausbildung zum Fotografen kennen gelernt. Nach der Ausbildung fuhren die beiden für drei Monate entlang der europäischen Atlantikküste von Schottland bis Portugal in einem Golf der ersten Generation. Übernachtet wurde auf Campingplätzen, in Jugendherbergen oder auch einfach mal im Auto. Schon damals hatten sie eine perfekt funktionierende Rollenverteilung: Friedrun kochte, Christian kümmerte sich um den Abwasch. Und fast genauso ist es bis heute geblieben. Friedrun kocht, sie genießen und plaudern herrlich entspannt über die Fotografie, über das Leben und zeigen sich ihre neuesten Kameraerungenschaften. Am Schluss gibt es heutzutage glücklicherweise eine Geschirrspülmaschine und Christian muss nicht mehr mit kaltem Wasser auf irgendeinem Campingplatz mehr oder weniger erfolgreich versuchen, die Kochtöpfe einigermaßen sauber zu bekommen (den Rest erledigte meist das Geschirrhandtuch). Dafür bleibt heute mehr Zeit für den gemeinsamen Genuss.

06. August - Irrsinn des Alltags - Protokoll einer standesamtlichen Trauung im August 2022

Eintritt ins Schloss ohne Maske bis vor das Trauzimmer im ersten Stock.

Danach betreten alle Personen dieses auf Hinweis des Standesbeamten mit Maske.

Anweisung an den Fotografen: Bitte nur auf dem zugewiesenen Platz bleiben, wobei das Aufstehen vom Stuhl erlaubt ist. Die maximal anwesenden 15 Gäste sitzen mit Maske und Abstand voneinander im Zimmer verteilt.

Das Brautpaar darf die Maske vor dem Jawort abnehmen, danach wieder aufsetzen.

Nach der offiziellen Trauung dürfen alle Anwesenden ihre Maske im Trauzimmer abnehmen, sich in diesem frei bewegen, einander beglückwünschen und umarmen.

Der Beamte (als Einziger noch mit Maske) öffnet den Gästen nach einer Weile die Tür und alle dürfen ohne Maske das Schloss verlassen.

Keine. Pointe.

05. August - Und es geht schon wieder los … 

 

In der Tat kaum zu glauben, aber es ist wahr: Die Produktion der Lieblingsadressen startet wieder für die Herbstausgabe 2022. Unser erstes Fotomodell im Studio war Erik Gehl. Nach einem intensiven Gespräch über die Geschehnisse der vergangenen zwölf Monate - so lange lag unser letztes Treffen bereits zurück - mit vielen neuen Denkanstössen, einem kleinen Snack zwischendurch, blieb noch die Zeit für ein weiteres Foto. Das war ein toller Auftakt!

04. August - Festkochend, vorwiegend festkochend oder mehlig, aber Hauptsache "Yello"

 

Wer kümmert sich neben diesen drei Eigenschaften eigentlich zusätzlich noch um die Bedeutung der verschiedenen Sorten der Kartoffeln? Wir bisher jedenfalls nicht. Die Menschen auf der Domäne Fredeburg, bei denen wir am Dienstag zu Gast sein durften, tun dies auf jeden Fall. Hier hätten wir sicher noch so einiges über diese äußerst wandelbare kleine Knolle erfahren können, aber wir waren wegen anderer Dinge dort.  
Seitdem wir vor zwei Jahren eine kleine Einführung in die Ernährungsberatung bekommen haben, mögen wir Kartoffeln noch mal so gern. Und hier haben wir etwas mit Dieter Meier, dem Mitbegründer der Gruppe "Yello" gemeinsam: in einem Podcast, in dem es um Essen ging, verriet er - nach seinem Lieblingsgericht gefragt - ohne auch nur zu zögern: Kartoffeln! Mit Salz. Mit Butter. Mit Quark. Mit Öl. Mit Kräutern. Und am liebsten mit ein wenig Kaviar. Letzeres haben wir noch nicht probiert, alles andere lieben wir ebenfalls. Aber heute gibt es bei uns allerdings "Spaghetti al limone" - auch sehr fein.

03. August - Der liebevolle Blick


Zuzuschauen, wie Mareike Menschen oder Tiere beim Fotografieren betrachtet, gehört für mich zu den schönsten Augenblicken beim Arbeiten. Es mag abgedroschen klingen, nur fällt mir dafür nichts anderes ein, als es mit ihrem liebevollen Blick auf die zu fotografierende Szene zu beschreiben. Dieses Interesse und Mitfühlen ist Mareike einfach gegeben. Dabei nimmt sie in den allermeisten Situationen die Scheu vor dem Fotografiert werden und erzielt so ganz nebenbei authentische Ergebnisse. Was ich allerdings bis heute noch nicht verstanden habe ist, warum wir noch keine Kälber bei uns im Garten stehen haben, denn die könnte Mareike mehr oder weniger alle gleich mitnehmen.

02. August - Der Augenblick 

 

"Bleib’ mal bitte so stehen!" und genau das tat Mareike dann glücklicherweise auch. Spontan. Schön. Ausdrucksstark. Und dann dieses Ergebnis in Schwarzweiß ... Als sie dann das fertige Bild sah, sprangen ihr zuerst die eigenen "Problemzonen" ins Auge. Christian hingegen sah Mareike in ihrer ganzen Schönheit und Ausstrahlung. So unterschiedlich schauen wir Fotos an. Und am kritischsten sind wir mit diejenigen, auf denen wir selbst abgebildet sind. Wir sollten versuchen uns mehr zu lieben.

01. August - Dämlich oder extrem dämlich? 

 

Solche Hinweise lesen wir immer mal wieder an den unterschiedlichsten Orten. Wir bezweifeln allerdings stark, dass dieser Hinweis auch bei den richtigen Adressaten ankommt, da diejenigen, die diesen Kasten für Infomaterial schon einmal als Hundeklo benutzt haben, das ziemlich sicher ganz bewusst getan haben. Zu toppen ist dieses Verhalten nur noch mit den benutzten Hundekotbeuteln, die einfach im Wald oder am Wegesrand liegen gelassen werden. Oder aber wir Menschen sind wirklich zu dämlich - manchmal möchten wir das lieber gar nicht so genau wissen.

31. Juli - Meditierst Du noch oder kochst Du schon ein? 

 

Eine vollkommen berechtigte Frage. Pflücken, waschen, eine Menge Strünke entfernen, kochen, würzen und einkochen. Das alles mit 13,5 Kilo Fleischtomaten, einem Einkochautomaten im Design wie zu Omas Zeiten, Weckgläsern, Gummiringen, Klammern und vielen nützlichen und notwendigen Dingen ausgerüstet. Wir hatten uns jedoch dezent in der Menge verschätzt und es fehlten mittendrin einige Gläser, die wir zum Glück noch besorgen konnten. Und natürlich klappte nicht alles auf Anhieb, aber für das erste Mal sind wir sehr zufrieden. Die sieben Stunden mit den Tomaten hatten jedenfalls etwas Meditatives. Außerdem hat es Spaß gemacht und die nächsten Einkoch-Projekte sind schon in der Vorbereitung. Demnächst geht es dann an die Rote Bete - dieses Mal hoffentlich mit ausreichend vielen Gläsern. Und Handschuhen.

30. Juli - 13,5 Kilogramm reines Glück


Unsere heutige Fleischtomatenernte in Jantjes Mitmachgartenbau endete in einem wahren Rausch. Die noch und nur noch die eine: so ging es Schlag auf Schlag. Am Ende stoppte die Waage bei über 13,5 Kilogramm und die Entfernung zum Auto wurde - genauso wie die Arme - immer länger. Warum es ausgerechnet Tomaten sind, die uns an den Rand des Wahnsinns bringen, wissen wir nicht. Wohl aber, dass morgen viel Arbeit beim Einkochen auf uns zukommt. Apropos Einkochen oder Einwecken: seit heute sind wir Besitzer eines Einkochautomaten der Firma Weck - wer kennt sie nicht, die Gläser mit dem roten Gummi aus Omas Zeiten? Tatsächlich wollen wir uns ebenfalls in das Abenteuer selbst eingekochter Lebensmittel stürzen. Und da kommen die Besuche im Mitmachgartenbau gerade recht.

29. Juli - Mütter-Talk


"Ihr meint doch sicher "Muttertag"? Aber der ist doch erst wieder im Mai ..." Nein, nein, das habt ihr schon richtig gelesen. Gestern waren wir mit unseren Müttern zum Kaffeetrinken verabredet. Wochenlang hatten wir die beiden kaum gesehen und jetzt war es endlich mal wieder so weit. Stundenlange Vorbereitungen, wie Törtchen backen, Kaffee kochen, Tisch decken, gingen dem Treffen voraus ... - Nein, nicht wirklich. Alles ging fast wie von selbst (wir waren gut vorbereitet) und das Schönste war sowieso, die beiden wiederzusehen. Ein "Kennt ihr mich eigentlich noch?" als Einstieg wich schnell einem zurücklehnen, zuhören  und genießen. Schön und lecker war’s und wird schon bald wiederholt.

28. Juli - Warum sind Bananen krumm und Gurken gerade? Eu-Norm oder EU-Wahn? 

 

Man kann es sich kaum vorstellen, aber es gab vor langer Zeit einmal eine EU-Verordnung über die Beschaffenheit von Gurken - genauer gesagt über die maximal zulässige Krümmung dieser. Das geschah nicht aus Eigeninitiative der EU-Gesetzgeber, sondern wurde von Handelskonzernen an die EU mit der Bitte um ein entsprechendes Gesetz herangetragen. Sinn und Zweck dabei war eine einfachere Logistik für Gurken. Schwer vorstellbar ist allerdings, dass bei solchen Verfahren die beteiligten Personen ernst bleiben können. Oder es muss einfach ein besonderer Menschentyp sein, der so etwas beruflich machen kann. Diese vier besonders formschönen Gurken bekamen wir gestern frisch aus dem Garten von Ralf und Regine, die mit großer Freude und Geschick seit einiger Zeit ihr eigenes Gemüse anbauen. Das Geheimnis ist es, nicht zu viel von einer Sorte ernten zu müssen, denn wohin sonst mit all den Tomaten, Gurken und Kohlrabis? Wieviel in Gläsern eingelegte Gurken isst man wirklich über das Jahr verteilt? Und wie vielen Freunden macht man wirklich eine Freude mit Selbsteingemachtem? Lauter Fragen, mit denen wir uns in naher Zukunft auch noch beschäftigen wollen. Der Einkochkurs ist jedenfalls schon gebucht.

27. Juli - Doppeldeutigkeiten


Es kommt wie so oft auf das Kleingedruckte an. Wer denkt bei dem Wort "Schimmel-Spray" nicht sofort an schlecht belüftete Räume, an deren Wänden sich Schimmel bildet, welcher dann zumindest oberflächlich mit einem Spray entfernt werden kann? Aber an Pferde? Nicht wirklich! Außer man ist ein Pferdemensch und kümmert sich um Schimmel - ja dann ist alles anders und der erste Gedanke bei dem Wort "Schimmel-Spray" geht sofort in Richtung Pferdepflege. Da leuchten nicht nur die Augen der Pferdefreunde, sondern der Schimmel strahlt nach der Anwendung im herrlichstem Weiß. Also: Augen auf beim Pflegespray-Kauf!

26. Juli - Vertrautheit


So viel Liebe, Vertrauen und Schönheit liegt in diesem Moment. Gestern Abend kamen Karin und Ingo zum Karten spielen zu uns. Und nach dem obligatorischen Austausch der letzten Neuigkeiten (wer, was, wann, warum, wieso?), einigen Runden "Fahrstuhl" und dem Ofengemüse nebst Mürbeteigtörtchen fanden wir noch Zeit für ein paar Fotoaufnahmen. Als wir die beiden baten, einmal die Augen zu schließen und zu träumen, da war er da: dieser kurze magische Moment der Vertrautheit und Liebe. Wunderschön und berührend.

25. Juli - Einfach authentisch sein


Wir können nur zeigen, was auch wirklich da ist. So wie zum Beispiel hier vor dem Café Nu, als wir die beiden Köche Andreas und Meikel fotografiert haben. Zuerst noch in etwas distanzierter  Business-Pose und nach wenigen Momenten dann so witzig und frisch-frech, wie wir sie auch schon kurz zuvor beim Arbeiten in der Küche kennengelernt hatten. Und wenn dann noch die Leistung - wie in diesem Fall bei den beiden Köchen - stimmt ... was will man dann mehr?  
Wir kommen jedenfalls gerne wieder.

24. Juli - Nachlese


Kaum ist der Sommer da, kommen auch schon die ersten Spätsommerboten. Die Erdbeerzeit geht vorüber, die Himbeeren nähern sich auch ihrem Ende zu und gestern fiel schon die erste Eichel vom Baum. Unerhört. Dabei war doch gerade noch der Frühling im Anmarsch. Vielleicht liegt dieses verquere Zeitempfinden auch einfach an den ganzen Dingen, die wir erleben und erlebt haben. Erst Bornholm, dann Leipzig und dazwischen noch zwei Ausstellungsbeteiligungen, die fast untergegangen wären, wenn nicht unser Freund Friedrun sie für uns dokumentiert hätte. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken brachte er uns einige seiner vor Ort gemachten Fotoaufnahmen von unseren  Ausstellungsbeiträgen in Oberstdorf und Arles mit, genauso wie umfangreiches Pressematerial. Danke Friedrun für deine ganze Unterstützung und im nächsten Jahr freuen wir uns dann auf ein Treffen direkt in Arles.

23. Juli  - Glücksbringer


Sind wir nicht alle ein kleines bisschen Abergläubisch? Zugeben werden das vermutlich nicht allzu viele und doch hat bestimmt jeder von uns ein paar persönliche Glaubenssätze oder Glücksbringer - davon sind wir überzeugt (uns geht es jedenfalls so). Was für den einen ein bestimmter, festgelegter, Tagesablauf, das "Glückstrikot" oder ein anderes Kleidungsstück ist, ist für den anderen die berühmte "schwarze Katze" oder Sprüche wie "Wer eine Sternschnuppe sieht, für den geht ein Wunsch in Erfüllung", "Scherben bringen Glück", "Schwein gehabt" oder "Toi toi toi" und es gibt noch viele dieser Beispiele. Für andere sind es Glücksbringer, wie Schweine, Engel, Steine oder ähnliches. Wir mussten jedenfalls schmunzeln, als wir diesen Dackel beim Fotografieren auf einem Armaturenbrett entdeckten - nicht zuletzt, weil wir uns ein wenig "ertappt" fühlten. 

22. Juli - Political Correct-, Awareness und so

Wir haben das Gefühl, dass heutzutage viele Menschen immer "awarer" werden. Es wird auf Minderheiten geachtet, niemand soll sich angegriffen, beleidigt oder diskriminiert fühlen und Sexismus in der Werbung darf nicht sein. Auf der anderen Seite gibt es aus unserer Sicht aber auch ein zu viel an "es allen Recht machen wollen". Bei dem Vermeiden-Wollen von Shitstorms geht die Lockerheit (und der Spaß) verloren und immer weinger Menschen trauen sich, auch einmal streitbare Dinge anzusprechen. Und dabei ist es doch so wichtig, dass wir auch noch über uns und miteinander reden - und lachen - können. 
Wir träumen jedenfalls von einer Welt, in der (fast) alles sein darf, wie es ist und wir verantwortungs- und liebevoll miteinander umgehen. Eine Utopie - ja, aber wäre es nicht großartig in einer Welt zu leben, wo der Po einer nackten Frau genauso respekt- und freudvoll wahrgenommen wird, wie der eines Mannes? Wir träumen jedenfalls weiter.

21. Juli - Warum Fotografie niemals objektiv sein kann 

 

"Aber ein Foto (zumindest ein nicht retuschiertes) zeigt doch immer die - ungeschminkte - Wirklichkeit." 
Ja und nein ist hier die Antwort. Dieses Foto von Mareike ist ein Beispiel dafür, dass man Dinge - in diesem Fall unsere Hunde - sieht, ohne sie wirklich zu sehen. Dabei hätten wir uns auch einfach den Spaß machen können, die beiden Leinen nur links und rechts so zu befestigen, dass es nur so wirkt, als seien die Hunde am anderen Ende und schon wäre ein vollkommen falscher Eindruck entstanden. Also bestimmt der Fotograf immer auch durch den Ausschnitt des Bildes die Wirkung, beziehungsweise die Aussage. Neben dem Ausschnitt spielt auch die Perspektive und die Brennweite des Objektivs eine entscheidene Rolle. In den 1980er Jahren machte Christian Aufnahmen einer öffentlichen Vereidigung der Bundeswehr in Geesthacht und bekam "Ärger", weil die Darstellung eines Majors nach Meinung der Bundeswehr unvorteilhaft gewesen sei - das Foto wurde mit einem Weitwinkelobjektiv von einem niedrigen Standpunkt aus gemacht und war in der Tat wenig schmeichelhaft. Dass Mareike sich auf diesem Foto auch nicht so ganz schmeichelhaft getroffen fühlt, lassen wir an dieser Stelle einmal außen vor ...

20. Juli - Schau mir in die Augen


Wann trauen wir uns eigentlich, einem anderen Menschen länger in die Augen zu schauen? Bei dem eigenen Partner fällt uns das natürlich nicht schwer (sollte es zumindest nicht), aber bei anderen ist das schon so eine Sache. Um so wertvoller sind genau für diesen Zweck Portraits. Oft halten wir mit solchen Aufnahmen so eine Art Zwiesprache. Wir denken dann an den Menschen und können so lange auf dem Bild verweilen, wie wir wollen. Es ist eine stille Form der Kommunikation und in den besten Momenten haben wir das Gefühl, ein wenig in den Portraitierten hineinschauen zu können und das ist auch eine Möglichkeit, über eine größere Distanz in Verbindung zu bleiben.

19. Juli - nuspaper


Was für eine schöne Wortschöpfung. Und dann noch garniert mit der Unterzeile: "Lebenslust nach Art des Hauses". Katharina aus dem Café Nu hat uns ihre Hauszeitung zugeschickt, damit wir auch einmal sehen, was alles aus unseren Fotoaufnahmen gemacht wird. Und wie wir schon öfters an dieser Stelle erwähnt haben, lieben wir Druckerzeugnisse. Passend zum heutigen schönen Sommerwetter draussen sitzen, selbst gebackene Himbeer-Johannisbeertörtchen genießen und ein wenig in der Zeitschrift blättern - ein herrliches Urlaubsgefühl zu Hause.

18. Juli - Naschen erlaubt


Nach intensiver Gartenarbeit am Vormittag träumten wir von selbstgemachte Eis mit Früchten und außerdem wollten unsere Mürbeteig-Minitörtchen noch belegt werden. Auf dem Rückweg von Hitzacker machten wir also kurzerhand einen Zwischenstopp in Börnsen und mussten uns beim Pflücken schon sehr konzentrieren, dass nicht alle Himbeeren in unseren Mägen landeten - sie waren einfach zu köstlich, um sie nicht zu naschen. Jetzt kühlt gerade das Eis und die Puddingcreme für die Törtchen wartet auch noch auf die richtige Temperatur - dann geht es endlich mit dem Belegen los. Naschen nicht ausgeschlossen. Himmlische Himbeerzeit.

17. Juli - Herbstvorboten


Jetzt schon? Das ist doch wohl nicht wahr, oder? War nicht gerade eben noch Frühling? Pustekuchen! Ehe wir uns versehen werden die Felder abgeerntet, die Nächte wieder länger und der Wunsch nach dem Anhalten der Zeit wieder stärker. Besonders schöne Vorboten des nahenden Herbstes sind Sonnenblumen, die ihre Blüten majestätisch in die Höhe ragen und mit ihrem Gelb einen beeindruckenden Kontrast zum Blau des Himmels bilden. Wir jedenfalls konnten uns kaum sattsehen an ihrer Schönheit.

16. Juli - Die Leipziger Baumwollspinnerei


Gestern war der erste Tag nach Wagner22 und der Letzte unseres Aufenthalts in Leipzig. Er stand ganz im Zeichen eines Stadtrundganges zur Baumwollspinnerei, dem Mekka der bildenden Kunst in der Leipziger Weststadt. Auf dem Gelände der ehemaligen Spinnerei sind heute zahlreiche Galerien und Künstler beheimatet. Zu den Bekanntesten unter ihnen gehören Neo Rauch und Rosa Loy. Das Künstlerpaar schuf unter anderem das Bühnenbild zur aktuellen Lohengrin-Inszenierung in Bayreuth. Beim anschließenden Kaffee und Kuchen im Biergarten resümierten wir für uns, dass die Fundstücke außerhalb der offiziellen Ausstellungen mindestens so interessant waren, wie die gezeigten etablierten Werke. Und überhaupt - wer definiert denn, was Kunst eigentlich ist? Was Kunst darf? Und  ob Kunst immer auch eine Aufgabe zu erfüllen hat oder für jeden von uns erst beim Betrachten entsteht. Bestimmen gar einige wenige Kunstkritiker und Galeristen, was des Sammelns würdig ist - ein finanzielles Interesse hätten gerade die Galeristen an diesem Zustand - sozusagen ein Kunstmarkt, der sich an sich selbst berauscht und die Preise dadurch nach oben treibt. Und auch die Sammler hätten etwas von dieser Dynamik. In den einzelnen Galerien empfing uns immer dasselbe Bild: eine Person sitzt hinter einem Tresen, schaut einmal kurz auf, sagt - meistens - "Hallo", um dann den Blick wieder auf den Computer oder das Smartphone zu senken. Ansonsten kein Laut, es herrscht eine fast gespenstische Stille. Vermutlich, weil die geübten Augen und Ohren die Laien von den Kennern unterscheiden können. Wir haben uns dann recht schnell für einen weiteren Kaffee im Biergarten entschieden ...

15. Juli - Stolpersteine


Über viele Städte in Deutschland und Europas verteilt sind Stolpersteine im Boden vor den entsprechenden geschichtlichen Bezugspunkten eingelassen. Dieser Stolperstein liegt vor der Leipziger Oper und erinnert an den ehemaligen Dirigenten Gustav Brecher, der von 1923-33 Generalmusikdirektor und Künstlerischer Leiter der Oper war. Er plante damals die Aufführung aller Wagner-Opern (mit Ausnahme der ersten beiden Frühwerke) anlässlich Wagners 50. Todestages im Jahr 1933. Dem Unterfangen wurde jedoch jäh ein Ende bereitet, da Brecher - der Jude war - durch den Oberbürgermeister aufgrund eines neuen Gesetzes der Nationalsozialisten von einem auf den anderen Tag seines Amtes enthoben und aus Leipzig vertrieben wurde. Zusammen mit seiner Frau floh er daraufhin von den Nationalsozialisten und nahm sich 1940 nach dem Einmarsch der Deutschen in Belgien zusammen mit seiner Frau in Ostende das Leben. Beim Festakt anläßlich der Stolpersteinsetzung sagte die Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig Frau Dr. Skadi Jennicke: "Auch ein Suizid kann ein Mord sein." Unser Freund Andrej Hoteev, zu Lebzeiten ein profunder Kenner der deutschen Kultur, erzählte uns vor vielen Jahren, dass Deutschland bis zu Beginn der 1930er Jahre eine der ganz großen Kulturnationen war und mit Beginn der Nazi-Diktatur durch Mord, Vertreibung, Flucht und Emigration bedeutender Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler der kulturelle Abstieg begann.
Um so glücklicher sind wir darüber, dass wir in den letzten dreieinhalb Wochen diese geballte Kultur in Form aller dreizehn Wagner-Opern erleben durften. Der scheidende Generalmusikdirektor Prof. Ulf Schirmer hat sich mit diesen Aufführungen einen Traum verwirklicht und sich hiermit außerdem vor dem Leben und Wirken Gustav Brechers verneigt. Dass der Stolperstein vor der Leipziger Oper verlegt wurde, ist ihm ebenfalls zu verdanken. 

14. Juli - Zum letzten Mal …


… hob sich für das Wagner22-Festival der Vorhang. Oder sagen wir mal: er hob sich zum Teil, aber dazu gleich mehr. Heute stand Parsifal auf dem Programm und es gibt ein Zitat (Quelle: Wikipedia) von dem 23-jährige Gustav Mahler nach seinem Besuch der Bayreuther Aufführung im Juli 1883: "Als ich, keines Wortes fähig, aus dem Festspielhaus hinaustrat, da wusste ich, dass mir das Größte, Schmerzlichste aufgegangen war und dass ich es unentweiht mit mir durch mein Leben tragen werde." Das wären jetzt nicht ganz unsere Worte gewesen, es war aber ein dennoch sehr bewegender Abschluss dieses Festivals. Die heutige Inszenierung hatte etwas mystisch-spirituelles, was dadurch verstärkt wurde, dass über die gesamten drei Akte eine Art Gaze-Vorhang zwischen den Sängern und dem Publikum verblieb, der das spartanische Bühnenbild durch die ausgefeilte Beleuchtung unterstrich und dem Stück eine weitere Dimension verlieh. Unser Resümee nach über 44 Stunden reiner Aufführungsdauer mit durchweg interessanten Inszenierungen, zum großen Teil fantastischen Solisten, einem Orchester, das mit seinen Dirigenten (meistens stand Ulf Schirmer am Pult) einen für diese Stücke wundervollen Klang zauberten und einem beeindruckendem Chor. Wir haben uns die gesamte Zeit über im Opernhaus sehr wohl gefühlt, was sehr an der familiären Atmosphäre, der herrlichen Beinfreiheit - selbst für Christian - und nicht zuletzt unseren sehr netten Sitznachbarn lag, die wir hoffentlich hier oder zu einer anderen Wagner-Oper einmal wiedersehen werden. Uns würde dies jedenfalls riesig freuen.

13. Juli - Raus ins Grüne


Fast vier Wochen Leipzig mit einigen Unterbrechungen zollen ihren Tribut. Wir hatten genug von den vielen Menschen, dem Straßenlärm und - trotz der schönen Altstadt - auch genug von dem städtischen Grau. Also sind wir heute kurzerhand nach Freyburg an der Unstrut gefahren. Die kleine Burgenstadt ist das Zentrum des Weingebiets Saale-Unstrut und fiel uns schon während des Leipziger Weinfestes mit einigen tollen Weinen auf. Und so ging es für uns gleich nach der Ankunft auf dem Marktplatz an der Rotkäppchen Sektkellerei vorbei auf eine kleinen Rundweg um den Schweigenberg mit Zwischenstopp in Zscheiplitz. Das Wandern im Wein ist einfach eine besondere Art, sich dem Wein der jeweiligen Region zu nähern - er schmeckt für uns danach noch mal so gut - wir haben ihn uns dann sozusagen erwandert. Klingt verrückt und funktioniert doch ausgesprochen gut. Ein Wiedersehen mit Freyburg und der Umgebung haben wir noch auf der Rückfahrt nach Leipzig abgemacht und freuen uns schon auf den Herbst - dann wieder im Wein und mit den vielen Straußenwirtschaften als Pausenstopp. Morgen geht es dann ja noch einmal Oper, bevor wir dann am Samstag in Richtung Heimat aufbrechen. 

12. Juli - Zu Besuch bei zwei starken Frauen


Für Barbara und Katharina haben wir schon öfter fotografierte. Gestern und heute haben wir die beiden für Fotoaufnahmen wiedergesehen. Beide verbindet die Leidenschaft für Genuss, exzellente Lebensmittel und große Gastfreundschaft. Bei Barbara haben wir zudem wertvolle Tipps für unsere Mürbeteigträumereien inklusive Backform und Rezept bekommen und bei Katharina im Café Nu gab es zum Fotografieren und Genießen Elsässischen Weissweinkuchen. Jetzt sind wir wieder zurück in Leipzig, um am Donnerstag zum Abschluss der Wagner Festtage die Oper Parsifal zu sehen.

11. Juli - Klorollen für Kühe

Für ein Rezeptfotoshooting ging es heute morgen für uns von Leipzig nach Martfeld zu Barbara und ihrem Mann Erwing in Die Kastanie. Wieder einmal dürfen wir in dem schönen Ambiente ihres Bauerngartens fotografieren. Themenbedingt tauchen wir dabei in eine für uns komplett neue kulinarische Welt ein, nehmen diverse Anregungen mit nach Hause und werden von Barbara ermuntert, selbst einmal das ein oder andere Rezept auszuprobieren. Erwing schaut immer mal wieder vorbei und versorgt uns mit kleinen Geschichten. Zum Beispiel erzählt er uns von den den Klorollen für Kühe. "Klorollen für Kühe?" fragen wir erstaunt. Dann sehen wir seinen verschmitzten Blick zu den vielen Strohballen auf dem Feldern gegenüber ihres Hauses wandern und werden aufgeklärt: Erwing liebt es nämlich, seinen Enkelkindern diese und andere kleinen Tüdeleien zu erzählen. Nach so vielen Tagen in der Stadt genießen wir das Landleben zwischen Strohballen und Pferden und freuen uns auf den morgigen Fototag, wo unter anderem ein Besuch bei Katharina im Café Nu geplant ist, die wir bereits im letzten Jahr kennengelernt haben.

10. Juli - Götterdämmerung


Nach knapp sechs Stunden im Opernhaus sind wir gerade kurz vor Mitternacht in unserem Apartment angekommen, unfähig jetzt noch etwas über die Aufführung zu schreiben. Zu gewaltig sind die Eindrücke. Die Musik klingt nach und deshalb lassen heute einmal andere für uns sprechen beziehungsweise verwenden einige Zitate über den Ring (Quelle: Wikipedia).


Thomas Mann

"Es ist das Werk einer wahren Eruption von Talent und Genie, das zugleich tief ernste und berückende Werk eines ebenso seelenvollen wie vor Klugheit trunkenen Zauberers."


Friedrich Nietzsche

"Wagner hat, sein halbes Leben lang, an die Revolution geglaubt, wie nur irgendein Franzose an sie geglaubt hat. Er suchte nach ihr in den Runenschriften des Mythus, er glaubte in Siegfried den typischen Revolutionär zu finden. – ‚Woher stammt alles Unheil in der Welt?‘ fragte sich Wagner. Von ‚alten Verträgen‘; antwortete er, gleich allen Revolutions-Ideologen. Auf Deutsch: von Sitten, Gesetzen, Moralen, Institutionen, von Alledem, worauf die alte Welt, die alte Gesellschaft ruht."


König Ludwig II.

"Je mehr ich über dieses einzige, dieses wahrhafte Wunderwerk nachsinne, umso überwältigender fasst mich Staunen und stets wachsende Bewunderung des Riesengeistes, der es gottgleich geschaffen! – Glückliches Jahrhundert, das einen solchen Geist in seiner Mitte aufsteigen sah!"


Theodor W. Adorno

"Die Rheintöchter, die zu Beginn mit dem Golde spielen und es am Ende zum Spielen zurückerhalten, sind der letzte Schluss von Wagners Weisheit und Musik (…) Seine Musik gebärdet sich, als ob ihr keine Stunde schlüge, während sie bloß die Stunden ihrer Dauer verleugnet, indem sie sie zurückführt in den Anfang."

Dem können wir vorerst nichts hinzufügen. Wir haben der Oper Leipzig - inklusive aller Mitwirkenden - wieder einmal einen zauberhaften Opernabend zu verdanken. Und als dann noch der Mond beim Verlassen der Oper genau über dem gegenüberliegenden Gewandhaus stand, konnten wir kaum glauben, dass das nicht auch noch zur Inszenierung gehörte ... 

09. Juli - Endlich mal ein richtiger Held ...

... und dazu noch ein freier: an nichts und niemanden gebunden. Was anmutet wie ein Traum aus Kindheitstagen beim Indianer-Spielen, erlebte Siegfried heute Abend in der gleichnamigen Oper von Richard Wagner. Er wuchs ohne Mutter und Vater auf und wurde von Mime, dem Bruder des Bösewichts Alberich, großgezogen. Siegfried gedeiht in der Waldumgebung prächtig und besitzt eine Naivität, die sich ihn vor nichts Bösem fürchten lässt. Und von dem Bösen gibt es in der Oper doch recht viel. Da ist zum einen Mime, der Siegfried nur dazu benutzen will, den Goldschatz und den Ring für sich zu gewinnen. Später würde er seinen Ziehsohn dann gerne um die Ecke bringen. Zum anderen ist da der Riese Fafner, der im Besitz des Schatzes ist und diesen in Gestalt eines Riesenwurms bewacht. Von all diesen bösen Absichten und Plänen erfährt Siegfried nur zufällig, weil er die Sprache der Waldvögel verstehen lernt und da er ja bekanntermaßen als Held durch die Welt geht, entledigt er sich seiner bösen Kontrahenten und hat auch beim Aufeinandertreffen mit Wotan, der mittlerweile als Wanderer desillusioniert durch die Welten streift, keine Probleme damit, seinen übermächtigen Großvater aus dem Weg zu drängen. Es gibt eben kein Halten für einen wahren Helden. Aber was wäre ein Held ohne die Liebe? Und so kommt es, wie es kommen muss: Siegfried befreit die im Feuerring gefangen gehaltenen Brünnhilde und die beiden erkennen augenblicklich ihre Liebe zueinander. Großartig. Schluss. Aus. Applaus. Vorhang. 
Pizza und ein Bier sind dann nach fünf Stunden noch alles, an das wir - nach erneut hochkarätigem Operngenuss - noch denken können.

... und der dramatische Himmel hat uns in der zweiten Paues schon einmal auf die morgen stattfindende Götterdämmerung eingestimmt ...

08. Juli - Können 1.247 Menschen über fünf Stunden den Atem anhalten?


Was wie eine Saalwette bei "Wetten das?" klingt, geschah heute bei der Aufführung von Die Walküre von Richard Wagner in der Leipziger Oper. Es lag nicht nur an dem Orchester und seinem Dirigenten Ulf Schirmer oder der Inszenierung und dem - wieder einmal so wundervollen (Vorsicht vor diesen ständigen Superlativen - aber was soll’s !? ) - Sängerensemble, sondern vor allem an der Geschichte dieser Oper. Hervorzuheben ist hier die Vater-Tochter-Beziehung von Wotan und Brünnhilde, die so aufwühlend schön und schrecklich zugleich erzählt wird und im dritten Akt ihren traurigen Höhepunkt findet. Nach Ende der Aufführung blickten wir aus unseren in viele weitere gerötete Augen. Die Walküre handelt - in groben Zügen - von Siegmund, der seine vor vielen Jahren von ihm getrennte Zwillingsschwester Sieglinde (die beiden sind übrigens ebenfalls Wotans Kinder) wieder trifft und sie nicht sofort erkennt. Das unerkannte Zwillingspaar verliebt sich auf den ersten Blick ineinander und das Unheil nimmt seinen Lauf. (An dieser Stelle sei erwähnt, dass Wotan ein ganz besonders inniges Verhältnis zu seinem Spross pflegt, aber die komplette Inhaltsangabe sprengt diesen Rahmen und solllte selbst nachgelesen werden.) Sieglindes (Zwangs-) Ehemann Hunding tötet Siegmund mithilfe Wotans, ehe es ihn selbst tödlich trifft. Was dann Brünnhilde, die die Lieblingstochter Wotans ist, durch selbigen erleiden muss, weil sie sich seinem Befehl widersetzte und Siegmund retten wollte, das ist schon wahrlich grausam: Sie wird durch ihren Vater (ach so: erwähnten wir eigentlich, dass Brünnhildes Mutter Erda -"Die weiseste Frau" -  ist? ) in einen Feuerring verbannt, aus dem sie nur ein wirklich furchtloser Mann befreien - und freien - darf. Diesem Mann sei Brünnhilde dann liebende Ehefrau. Das alles geschieht, obwohl Wotan sie über alles liebt: "Leb wohl, du kühnes herrliches Kind, du meines Herzens heiliger Stolz". Mit diesen Worten verstößt er seine geliebte Tochter. Mehr Gefühlsschmerz geht kaum. Und dann noch diese Musik zu Beginn des dritten Aktes: Der Ritt der Walküren. Es ist eine der meistzitiertesten Kompositionen des 20. Jahrhunderts geworden. Wer kennt nicht die Szene aus dem Film Apocalypse Now, wenn die Hubschrauber der Amerikaner zum Einsatz fliegen oder erinnert sich nicht an die Filmmusik von dem Westernklassiker Bonanza? Aber das nur am Rande. Was bleibt, ist ein wundervoller Opernabend mit viel Herzschmerz und der Neugierde, wie es in den kommenden beiden Tagen weitergeht. 

07. Juli - Eine kritische Auseinandersetzung mit der (menschlichen) Gesellschaft

Darum ging es Richard Wagner in seinem vierteiligen Opernzyklus Der Ring des Nibelungen, welcher heute mit Das Rheingold unter der musikalischen Leitung von Ulf Schirmer seinen Anfang nahm. Mit insgesamt fast 16 Stunden Aufführungsdauer gehört die Tetralogie zu den gewaltigsten Bühnenwerken überhaupt. Die Geschichte beginnt mit den drei Rheintöchtern, die Alberich - dem Antagonisten des Zyklus, einem eher schlichten Gesellen - verspotten und sein Werben um ihre Liebe ins Lächerliche ziehen. Als er erkennt, dass er ihre Liebe niemals bekommen wird, entsagt er ihr schliesslich ganz, um mit dem aus dem gestohlenen Rheingold geschmiedeten Ring zu unendlicher Macht und Reichtum zu erlangen. Aber keine Figur ohne Gegenpart. Das ist im Rheingold Wotan - Gott und Machtmensch zugleich - der nur auf seinen eigenen Vorteil erpicht ist. Wotan hat sich gerade mit Gold, das er nicht hat, die Burg Walhall von den zwei Riesen Fasolt und Fafner bauen lassen. Als es dann an das Bezahlen geht, muss er widerwillig seine Schwägerin und Geliebte Freia an die beiden als Pfand abgeben. Glücklicherweise - denn ansonsten käme das Musikdrama nicht in Gang - hilft der gerissene Halbgott Loge durch eine List dem verzweifelten Wotan dabei, Alberich seinen Goldschatz und den Ring zu stehlen. Alberich, um den Ring beraubt, verflucht diesen daraufhin:

Wie durch Fluch er mir geriet, verflucht sei dieser Ring!
Gab sein Gold mir Macht ohne Maß,
nun zeug’ sein Zauber Tod dem, der ihn trägt!
Kein Froher soll seiner sich freun;
keinem Glücklichen lache sein lichter Glanz!
Wer ihn besitzt, den sehre die Sorge,
und wer ihn nicht hat, den nage der Neid!
Jeder giere nach seinem Gut,
doch keiner genieße mit Nutzen sein!

 
Fast erliegt Wotan der magischen Anziehungskraft des Rings, wird allerdings vor seinen vernichtenden Kräften durch Erda, der Erdgöttin, gewarnt, begleicht dann letztendlich mit dem Schatz - inklusive des Rings - seine Schulden bei den Riesen und befreit damit seine Schwägerin. Am Ende der Aufführung freuen sich die Götter an der Burg. Dass die Freude nicht von Dauer sein wird, hat die eindringliche Musik Richard Wagners am Ende des Stücks jedoch bereits angedeutet und das werden uns die kommenden Abende auch zeigen. Heute war es jedenfalls wieder ein sehr ausgewogenes Sängerensemble, das mit großer Spielfreude agierte und uns nach gut zweieinhalb Stunden sagen ließen: "Was? Das war’s schon?"

06. Juli - Blick hinter die Kulissen 

 

Zwei Stunden Eintauchen in eine Welt voller kleiner und großer Wunder: das erlebten wir heute anlässlich einer Opernführung in Leipzig. Es ging hinab in tiefste Tiefen und in höchste Höhen. Wir starteten nach einem kurzen Exkurs zur ehemaligen Bühnentechnik ca. viereinhalb Meter unterhalb der Drehbühne (und da war nach unten noch lange nicht Schluss) und erfuhren spannende Dinge. Zum Beispiel, dass ein etwa vierstöckiges Wonhgebäude unterhalb der Oper locker Platz hätte, etwa 860 Kilometer Kabel im gesamten Haus verlegt sind und die Leipziger Opernbühne zu einer der fünf größten Opernbühnen weltweit gehört. Außerdem erfuhren wir "so nebenbei", was hinter dem einzigartigen Lampenkonzept - im für den Besucher sichtbaren Teil des Opernhauses - steckt und merkten, dass aber auch nichts bei diesem Opernbau, der 1960 mit "Die Meistersinger von Nürnberg" eröffnet wurde, dem Zufall überlassen wurde. Die verschiedenen Hölzer wurden mit Bedacht und in Hinblick auf die Klangqualität ausgewählt. Die Holzkassettendecke erhielt über mehrere Wochen den letzten klanglichen Schliff. Hierzu wurden Soldaten der ehemaligen Volksarmee als "Probepublikum" eingesetzt. Dann ging es weiter in den Saal, wo wir das fast fertige Bühnenbild von der morgigen Aufführung des "Rheingold" bestaunen durften. Das weckte auf jeden Fall schon einmal unsere Vorfreude. Auch warteten schon viele Teile der weiteren Bühnenbilder auf den beiden Seitenbühnen. Ganz zum Schluss - in den "ungeahnten Höhen" unter dem Operndach, liefen wir im Schnelldurchgang an über 8.000 Kostümen vorbei, bevor wir uns zum Abschluss auf der Probebühne einfanden. Dort erfuhren wir noch, dass eine Opernproduktion von der ersten Idee bis zur Aufführung eine Dauer von durchschnittlich zwei Jahren durchläuft. Die knapp zweistündige Führung verging - ähnlich wie die Wagneropern - wie im Fluge und wir hätten unsere sachkundige Führerin noch Löcher in den Bauch fragen können, zumal sie selbst viele Jahre an der Leipziger Oper als Dramaturgin gearbeitet hat.

05. Juli - Gelebte GenussLiebe


Heute morgen: Der Wecker klingelte um 5.45 Uhr und keine zwanzig Minuten später saßen wir bereits im Auto in Richtung Thüringen. Es ging für einen Kunden zum Demeterbetrieb Gut Sambach in Mühlhausen. Unser Kunde möchte seine Produzenten vorstellen, um so ein Höchstmaß an Transparenz zu gewährleisten. Und so wurden wir kurz vor 9 Uhr neugierig von Hofhündin Luna empfangen. Nach einem kurzen Frühstück und dem Kennenlernen mit dem Geschäftsführer der Stiftung, Friedhelm Feindt, ging es auch schon zu den Milchkühen, den Kälbern und nach einem Zwischenstopp auf den Gemüsefeldern zu den Schweinen auf die Weide. Danach lernten wir noch die Molkerei, die Käserei und viele weitere Bereiche kennen, bevor wir nach knapp sechs Stunden noch zu einem Einkauf im Hofladen einkehrten. Nur mit Mühe war Mareike bereit, wieder mit nach Leipzig zu fahren, hatten es ihr doch vor allem die Kälber angetan. Dieser selige Blick in ihren Augen deutet wohl auf eine Zukunft mit dem ein oder anderen Tier, eventuell auch als Patin, hin. Zwei Schwarznasenschafe kamen vor einigen Jahren auch schon in den Genuss einer Tierpatenschaft. Am Ende konnten wir nur glücklich feststellen, dass diese Art von fotografischer Arbeit überaus erfüllend ist und wir wieder einmal einiges gelernt haben. Es wäre wünschenswert, wenn es - nicht nur in Detuschland - mehr von solch tollen Betrieben gäbe.
www.gut-sambach.de

04. Juli - Über das Vergleichen 

 

War jetzt dieser Wein besser oder der von eben? Fandest Du die Pizza heute besser oder die von letzter Woche? Der letzte Urlaub war irgendwie schöner. Die Mitarbeiter waren beim letzten Mal aber auch freundlicher. Die 1. Klasse ist aber auch nicht das, was sie einmal war. Das könnten wir jetzt noch ewig so weiterführen - genug Beispiele gäbe es bestimmt. Wir vergleichen ständig  Dinge, Menschen oder Ereignisse und können uns dagegen so gut wie gar nicht wehren. Allenfalls sollten wir uns fragen, warum wir noch eine andere Sorte probieren müssen, wenn wir unseren Lieblingswein doch bereits gefunden haben? Oder bringt dieses ständige Vergleichen gerade die Würze in unsere Leben? Und ist eigentlich das Vergleichen beim Konsumieren ausgeprägter oder findet es genau so häufig auch beim "selbst machen" statt? Zurück zu Wagner in Leipzig. Gestern Abend saßen wir - mit Pausen - sechs Stunden in der Oper und sahen uns "Die Meistersinger von Nürnberg" an. Großes Spektakel. Viel Komik. Schöne Inszenierung. Und das Publikum hier ist sehr entspannt, es geht geradezu familiär zu. Wir waren begeistert von den Stimmen und der Inszenierung. Wieder zurück im Appartement sahen wir uns noch zwei Stunden lang einige Ausschnitte aus einer Bayreuther Aufführung von 2017 an, die wir damals vor Ort - sogar als Premiere - gesehen hatten. Und was passierte? Wir verglichen. Die Sänger. Die Bühne. Am Ende einfach alles. Und es hat uns auch noch Spaß gemacht. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, ob wir das Stück mit dem Kopf oder mit dem Herzen sahen, beziehungsweise hörten. Und am Schönsten war: wir fanden beide Inszenierungen jeweils auf ihre Art großartig.  

Auf unsere Liebe für Wagneropern sind wir schön des öfteren angesprochen worden. Vor allem wurde dabei unsere Ausdauer ob der Länge der einzelnen Opern bewundert. Schon irgendwie merkwürdig - wenn jemand am Stück drei Folgen von GNTM in der Mediathek anschaut, bleibt das vollkommen unkommentiert.

03. Juli - Stadtspaziergang 

 

Wir sind ja nicht so die Stadtmenschen. Das gilt auch für Leipzig, obwohl wir gerade diese Stadt aufgrund ihrer überschaubaren Größe als sehr angenehm empfinden und auch die Lage unseres kleinen Appartements sehr zu schätzen wissen. Kaum zehn Gehminuten von der Oper entfernt, ist es herrlich, nach den Aufführungen durch die vielen kleinen Passagen zurückzugehen, nicht ohne noch einen kleinen Zwischenstopp auf dem Marktplatz - oder besser: dem Weinfest - zu machen. Gestern Nachmittag hatten wir "opernfrei" und sahen uns zuerst im Kino "Der beste Film aller Zeiten" an, gingen danach durch den Auwald in Richtung Westvorstadt, um dann noch einen kleinen Abstecher zum "Neuen Rathaus" zu machen. Dort angekommen, bot sich uns dieses beeindruckende Licht- und Schattenspiel. Der knapp 115 Meter hohe Rathausturm gilt als höchster in Deutschland und ist eines der Wahrzeichen Leipzigs. Und diese Vielfalt auf recht engem Raum hat man eben nur in einer Stadt und das können wir auch mal genießen.

02. Juli - Über eine unerfüllbare Liebe


Gestern Abend herrschte für ein oder zwei Sekunden absolute Stille, bevor der Applaus losbrach. Gerade erst waren Isoldes letzte Worte "Ertrinken, versinken, unbewusst – höchste Lust!" der Oper Tristan und Isolde verklungen. Catherine Foster als Isolde und Andreas Schager als Tristan begeisterten eingerahmt von einem starken Ensemble - gehören diese Opernpartien doch zu den schwersten der gesamten Opernliteratur. Dieses mit knapp vier Stunden reiner Spieldauer nicht gerade kurze Musikdrama beleuchtet dabei alle Facetten der Liebe, der Eifersucht, der Hingabe, des Verzichts und der Rache. Und dann noch diese Missverständnisse ... Am Ende des dritten Aktes sinkt das Publikum dann innerlich genauso entkräftet in sich zusammen, wie gerade zuvor Tristan und Isolde auf der Bühne.
Es ist faszinierend mitzuerleben, wie sich die Sänger nicht nur beim Singen am Rande des stimmlich möglichen bewegen, sondern wie sie das Gesungene auch noch schauspielerisch darstellen. Das verlangt eine wahnsinnig gute Vorbereitung und Kondition. Im Anschluss haben wir uns in unserem Appartment noch zweimal "Isoldes Verklärung" mit Waltraud Meier unter der Leitung von Daniel Barenboim angehört und ließen so langsam den Abend ausklingen. 
Und klingen und klingen und …

01. Juli - Verführung pur


"Und? Wieder die gleichen Törtchen?" "Ja, bitte!" So schnell kann es gehen, wenn man einmal seinen Lieblingsladen gefunden hat. Dabei gibt es im Röseling in der Gottschedstraße in Leipzig so viel mehr, als "nur" Törtchen, aber eben auch diese und das Schön-Schreckliche daran ist, dass sie alle verdammt gut schmecken. So haben wir jetzt neben den Opernbesuchen schon eine zweite Sache, die wir fast täglich machen "müssen", damit wir uns einmal quer durch das Sortiment testen können. Das Suchtpotential ist dabei extrem hoch. Bis heute wurde uns allerdings auf Nachfrage das Rezept vorenthalten. Komisch, wir verstehen gar nicht, warum eigentlich nicht ...

30. Juni - "Was soll denn der Quatsch?"


Heute waren nach drei Tagen Opernpause bei der Aufführung von Lohengrin in der Leipziger Oper bei Wagner22 und diskutierten am Ende über den Sinn und Zweck des Frageverbots. Wer denkt sich denn so etwas Bescheuertes aus? "Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam’ und Art!" Also Lohengrin, der nicht namentlich benannt werden darf, macht dieses Frageverbot zur Bedingung , damit Elsa und er heiraten und zusammen leben dürfen. Wir zerbrechen uns schon seit einigen Lohengrin Aufführungen den Kopf über dieses in unseren Augen "überflüssige" Frageverbot. Warum gibt es das? Was soll es bezwecken? Hat das etwas mit blinder Liebe zu tun? Gar mit Unterwerfung? Oder bedeutet es einfach loszulassen und zu vertrauen? Unabhängig von diesem Aspekt der Oper hat uns die Leipziger Inszenierung einfach umgehauen. Ganz zu schweigen von den Stimmen der Darsteller. Wie schön, wenn die Stimmen der Sänger gleichwertig sind. Und dann dieser Chor. Und das Orchester. Die Musik. Die Handlung. Die Aktualität. Und Klaus-Florian Vogt als Lohengrin. Nicht verschweigen wollen wir unseren anschliessenden Besuch des Leipziger Weinfests auf dem Marktplatz. Das letzte Glas gab es bei Rudi Huber und seiner Frau Christel. Und für alle, die jetzt noch den Text lesen möchten, den Lohengrin singt, nachdem er dann doch die Frage nach seiner Herkunft beantworten muss, bitteschön:


In fernem Land, unnahbar euren Schritten,
 liegt eine Burg, die Monsalvat genannt;
 ein lichter Tempel stehet dort inmitten,
 so kostbar als auf Erden nichts bekannt;
 
 drin ein Gefäß von wundertät’gem Segen
 wird dort als höchstes Heiligtum bewacht.
 Es ward, dass sein der Menschen reinste pflegen,
 herab von einer Engelschar gebracht.
 
 Alljährlich naht vom Himmel eine Taube,
 um neu zu stärken seine Wunderkraft:
 Es heißt der Gral, und selig reinster Glaube
 erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft.
 
 Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren,
 den rüstet er mit überirdischer Macht;
 an dem ist jedes Bösen Trug verloren,
 wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht;
 
 selbst wer von ihm in ferne Land entsendet,
 zum Streiter für der Tugend Recht ernannt,
 dem wird nicht seine heil’ge Kraft entwendet,
 bleibt als sein Ritter dort er unerkannt.
 
 So hehrer Art doch ist des Grales Segen,
 enthüllt muss er des Laien Auge fliehn;
 des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen,
 erkennt ihr ihn – dann muss er von euch ziehn.
 
 Nun hört, wie ich verbot’ner Frage lohne:
 Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt:
 Mein Vater Parzival trägt seine Krone,
 Sein Ritter ich – bin Lohengrin genannt.

29. Juni - Eine Königin für ein Himmelreich


Wie oft schauen wir ein wenig neidisch auf Großbritannien: Die Regierungen kommen und gehen, nur Königin Elisabeth II bleibt, und das hoffentlich noch für viele weitere Jahre. Von so einer Personenverehrung sind wir in Deutschland weit entfernt. Hier gibt es nur ernst dreinschauende Politiker, die dazu meistens auch noch sehr lange auf ihrem Posten kleben bleiben. Leider bleiben sie nicht nur kleben, sondern sind auch oft sehr viel unlustiger und strahlen nicht die Würde einer wahren Königin aus. Bis heute. Denn heute sahen wir eine echte Königin. Weinkönigin Nicole Richter aus Dresden ist von Beruf gelernte Pharmazeutisch Technische Assistentin und arbeitet als selbständige Apotheken-Teamtrainerin in ihrer Heimatstadt. Neben ihren Hobbies, wie Mountainbiken und Skilaufen, findet man sie ansonsten in ihrem eigenen Weinberg. Sie eröffnete heute zusammen mit der sächsischen Weinprinzessin Sabrina Papperitz das große Leipziger Weinfest 2022 und brachte etwas Glamour in diese dem Weingenuss dienende Veranstaltung.

28. Juni - Der Ring


Das monumentale Bühnenwerk Richard Wagners steht in der kommenden Woche auf dem Programm und war doch heute schon indirekt unser Thema. Nachdem wir die erste Woche fast ausschliesslich im Inneren des Stadtrings verbrachten, durchbrachen wir heute besagten Ring, um die nähere Umgebung zu erkunden. Zuvor waren wir noch im Kino - zum ersten Mal seit drei Jahren. Und dann gleich den Film Elvis von Baz Luhrmann, der schon Filme wie Strictly Ballroom, Moulin Rouge oder Romeo and Juliet gedreht hat. Der Film ist ein Spektakel für Augen und Ohren und nach den etwa 2 1/2 Stunden hatten wir das Gefühl, Elvis ein bisschen kennengelernt zu haben. Bestätit wurde dieses Gefühl in einem Interview mit Baz Luhrmann, der dort erwähnte: "Einige meiner Bekannten erzählten mir, dass sie das Gefühl hätten, jemanden kennengelernt zu haben, den sie zuvor überhaupt nicht kannten." - das beschreibt unser Gefühl ganz genau und das, obwohl wir uns davor nicht sonderlich viel aus Elvis Presley gemacht hatten. Das hat sich nun geändert. Also: Unbedingt hingehen und auf einer großen Leinwand genießen. 
Im Anschluss führte uns unser Weg durch die Gottschedstraße in der Westvorstadt vorbei an der Gedenkstätte der großen Gemeindesynagoge. Die älteste und bedeutendsde Synagoge der Stadt war 1925 mit ihren rund 13.000 Mitgliedern die sechstgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland und wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 vollständig zerstört. Heute erinnern hier die aufgestellten 140 Bronzestühle an die Synagoge, die einmal Platz für 1.600 Menschen bot, und laden zum Verweilen ein. Es ist einfach unvorstellbar, wozu wir Menschen fähig waren und immer noch sind. Und so setzten wir unseren Weg einige Zeit später ein klein wenig nachdenklicher fort.

27. Juni - "Ich bin der Welt noch einen Tannhäuser schuldig." 

 

Diese Worte Richard Wagners am Ende seines Lebens verdeutlichen eindrucksvoll die Stellung besagter Oper im Schaffen des Komponisten. Diese Oper trägt in der Figur des Tannhäusers starke autobiographische Züge Wagners. Oder wie der Sänger Klaus Florian Vogt einmal in einem Interview bestätigte, steckt in der Figur ein Rebell, ein Außenseiter, ein Heimatloser und sogar ein Hedonist. Für Wagner war der "Tannhäuser" sogar wichtiger als der "Tristan". Bei der gestrigen Leipziger Aufführung sang  Andreas Schager den Part des Tannhäusers und wurde - ebenso wie das gesamte Ensemble - am Ende des Dreiakters bejubelt. Die Stimmen passten so perfekt zueinander, dass selbst die extrem reduzierte Inszenierung nicht "störte". Draussen auf dem Opernvorplatz wurde wie am Abend zuvor live übertragen. Diesmal bei heissen 34 Grad und unter Zuhilfenahme diverser Regenschirme als Sonnenschutz. Für uns kaum fassbar war die Leistung von Elisabet Strid als Elisabeth, die uns schon am Vorabend beim "Holländer" in der Rolle der Senta faszinierte.  Und die Geschichte? Tannhäuser begehrt gegen die Konventionen der Liebe auf. Er singt von Leidenschaft, von seinem köstlichen Verlangen nach dem "Brunnen", die anderen Sänger verklären die Liebe als etwas Reines und Unerreichbares. Elisabeth ist von der Wildheit Tannhäusers angezogen und zerbricht doch am Ende an der Unerfüllbarkeit ihrer Liebe zu ihm. Traurig. Aufwühlend. Erschütternd. Beeindruckend. Schaurig schön. Unwiderstehlich. Und die Chorszene am Schluß des letzten Aktes presste uns förmlich in die Sitze und wir bekamen eine Gänsehaut, die wir so schnell nicht wieder los wurden.

26. Juni - "Wie geil war das denn?"


"Wie bitte? Was haben Sie gerade gesagt?" - das war die Reaktion unseres Sitznachbars nach Ende der Aufführung der Oper "Der fliegende Holländer", als es vor lauter Begeisterung lauthals aus uns heraus brach. Unfassbar schön und abwechslungsreich inszeniert. Stimmlich einfach nur zum Niederknien. Vollkommen high und dankbar verließen wir die Leipziger Oper. Natürlich ging es auch in dieser Wagner Oper um Themen wie Liebe, Treue, Erfüllung, Unsterblichkeit - also ganz einfach um "alles". Am Ende gab es sogar Standing Ovations und auch auf dem Opernvorplatz war die Stimmung ausgelassen und fröhlich, denn dort wurde die Aufführung live auf einer Großbildleinwand übertragen. Genau wie heute Abend, wenn "Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg" aufgeführt wird. Wir wollen in den nächsten Wochen auf jeden Fall auch noch ein wenig die Leipziger Umgebung erkunden und hoffen auch noch die Wartburg bei Eisenach zu besuchen. Jetzt schwelgen wir einfach noch ein wenig in der Musik des "Holländers", bevor es in wenigen Stunden weitergeht.

25. Juni - Schnelle Zeiten 

 

Zwischen Aufführung und Fotografie bleibt manchmal einfach wenig Zeit und Lust, um noch selbst zu kochen. Um es mit anderen Worten zu sagen: es siegt einfach öfter mal unsere Faulheit, was bei dem großen kulinarischen Angebot in unserem direkten Umfeld auch nicht schwer ist. Und so schauen wir in den einen oder anderen Topf oder besser: in die ein oder andere Fastfoodverpackung. Es ist schon erstaunlich, dass es trotz dem angeblich gestiegenem Umweltbewusstsein mehr und mehr Verpackungsmüll gibt. Wurde früher einfach mehr zu Hause gekocht, gab es diese ganzen Fastfoodketten nicht oder bot einfach nicht fast jedes Restaurant das Essen auch zum Mitnehmen an? Zu unser etwas fadenscheinigen Entschuldigung möchten wir jedoch erwähnen, dass wir die "Außer-Haus-Variante" nur sehr selten wählen.

24. Juni - "Aber ich wollte doch immer nur das Beste für uns alle!"


Dass das auch eindrucksvoll in die Hose gehen kann, bewies gestern die Oper Rienzi von Richard Wagner eindrucksvoll. Überhaupt sind in den Opern Wagners so viele Bezüge zur Jetztzeit oder um es anders zu formulieren: Es hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte so gut wie nichts am (Zwischen)menschlichen verändert. Rienzi, der letzte Volkstribun, tritt zuerst als bescheidener Streitschlichter Roms in Erscheinung, befreit die Römer von den bis dahin herrschenden Klassen und verschont selbst dann noch seine Gegner, als diese ihn hinterrücks ermorden wollen und das gegen den Rat seiner Anhänger. Das sät erste Zweifel an seiner Person. Nach einiger Zeit jedoch gefällt sich Rienzi mehr und mehr in seiner Staatsrolle - wundervoll in Szene gesetzt durch einen Maskenbildner, der ihn während einer Parade noch schnell nachschminkt und durch das Einstudieren vorher noch nicht dagewesener Herrscherposen. Immer wieder beschwört er seine guten Absichten. Es nützt ihm am Ende trotz der dann doch noch erfolgten Niederschlagung seiner Gegner nicht mehr und er wird von seinen eigenen Leuten umgebracht. Hinreissende Chorszenen, ein eindrucksvoll sparsames Bühnenbild und nicht zuletzt die zu Beginn des fünften Aktes einsetzende Arie "Allmächt'ger Vater, blick herab! Hör mich im Staube zu dir flehn! Die Macht, die mir dein Wunder gab, laß jetzt noch nicht zugrunde gehn!" waren ein Genuss und klingen auch einen Tag später noch nach.

23. Juni - Café Riquet oder wo die Zeit stehen bleibt


Das Kaffeehaus Riquet liegt in der Leipziger Innenstadt und hat bereits eine über einhundert-jährige Geschichte. Trotz schönsten Wetters fiel unsere Wahl auf einen Tisch im Inneren dieses Jugendstil-Cafés. Sich die Zeit zu nehmen mit einem Kännchen Filterkaffee, einem Stück Kuchen und - ganz wichtig - der Tageszeitung, während draussen das Leben vorbeirauscht, ist ein himmlisches Geschenk. Ob es ein oder zwei Stunden waren, wissen wir schon nicht mehr so genau, dafür war das Beobachten der anderen Menschen einfach zu schön und entspannend. Im Anschluß ging es wieder in die Oper, diesmal allerdings zu einem Vortrag mit dem Thema: Richard Wagner als Linkshegelianer. Nach etwas mehr als einer Stunde brauchten wir erst einmal ein Bier, um das Gehörte sacken zu lassen. Ob wir alles verstanden haben? Eher nicht und trotzdem war es interessant.

22. Juni - Vom Innen und Außen

 

Kein Innen ohne Außen - das gilt für uns Menschen genauso wie für die Architektur. Auf unseren Streifzügen durch Leipzig fanden wir diese beiden Motive, die jeweils mit ihren Rundungen spielen - ganz im Gegensatz zu der Architektur heutzutage, die sich dagegen mehr am Bauhausstil der 1930er Jahre orientiert. Klar und kantig wird seit vielen Jahren sowohl im Geschäftsbereich, als auch bei Privatgebäuden gebaut. Die Oper Leipzig mit ihrem markanten Treppenaufgängen wurde von 1954 bis 1960 erbaut, kein Wunder - wurde diese Epoche auch als Nierentisch-Zeitalter bekannt. Das Trias-Gebäude am Martin-Luther-Ring wurde dagegen erst 2014 fertiggestellt und liegt mitten in der Innenstadt. Um die eigene Perspektive zu verändern, lohnt es sich, den Blick immer mal wieder nach oben zu richten oder eben nach innen, denn das ist mindestens genauso wichtig. Und so kamen wir heute zwischen Nierentisch und Bauhaus fast ins Philosophieren. Doch als uns bewusst wurde, wie erschreckend wahr auch in uns das Höhlengleichnis von Platon wirkt, haben wir lieber noch eine Runde in den Himmel geschaut ...

21. Juni - Über die Doppelmoral


Das konnte Richard Wagner: seine Zeitgenossen aufs Korn nehmen. Heute stand Das Liebesverbot auf dem Spielplan von Wagner22 in Leipzig. Das zweite der drei Frühwerke des Komponisten, der dieses Werk neben Die Feen und Rienzi als zu schwach für sein eigenes Opernhaus in Bayreuth hielt und deshalb verfügte, dass diese dort niemals aufgeführt werden sollen. Bereits vor einigen Jahren waren wir schon einmal nach Leipzig gekommen, um diese drei Opern zu sehen. Heute konnten wir also zum erneuten Male das komische und überaus entlarvende an dieser Oper genießen: Wer anderes, als ein Deutscher - in diesem Fall Friedrich II aus dem Adelsgeschlecht der Staufer, der ab 1198 auch König von Sizilien war - konnte verfügen, dass der Karneval und die Liebe unter unverheirateten Menschen unter Todesstrafe standen? Natürlich begehrten die Menschen dagegen auf und machten sich lustig über die deutsche Frömmigkeit. Dass der Statthalter dann selber seinen eigenen Ansprüchen nicht genügt, sondern beginnt zu sündigen, ist nur eine der vielen Erzählstränge dieser Oper. Am Ende war das Publikum begeistert und strömte in den lauen Abend in die Altstadt von Leipzig, um sich den weltlichen Genüssen hinzugeben.

20. Juni - Drei Wochen Unendlichkeit


So lautet das Motto der Wagner-Festspiele in Leipzig, die heute begonnen haben. Innerhalb von drei Wochen werden alle Oper Richard Wagners, inklusive seiner Frühwerke, in der Reihenfolge ihrer Entstehung aufgeführt. Vor fast zwei Jahren saßen wir in unserem Wohnmobil an der Ahr und starrten abwechselnd gebannt auf die Uhr und den Computer. Um Punkt Mitternacht startete der Kartenvorverkauf für dieses Ereignis und innerhalb weniger Minuten hatten wir dann unsere Karten. Über die Pandemiezeit hindurch hofften wir, dass es wie geplant durchgeführt werden könnte. Und heute war es dann soweit. Mit Richard Wagners Frühwerk Die Feen startete es um 17 Uhr. Unsere Sitznachbarin erzählte uns, dass sie bisher nur eine Wagner-Oper gesehen hätte und jetzt überglücklich sei, hier in dieser Stadt zu sein diese Festspiele erleben zu dürfen. Und so verabschiedeten wir uns mit den Worten: "Dann bis morgen zum Liebesverbot."

19. Juni - Go Slow


Gestern im Briefkasten: das Slowfood - Magazin und der neu gedruckte Mitgliedsantrag mit einem unserer Fotos auf dem Titel. Es zeigt Manuel Reheis vom Restaurant Broeding in München. Mit ihm waren wir vor fast zwei Jahren nicht nur in der Küche sondern auch auf dem Feld unterwegs und hatten so die Gelegenheit, diesen außergewöhnlichen Menschen an unterschiedlichen Orten zu fotografieren. Ganz nebenbei vermittelte uns Manuel durch seine charmante Art so viel Wissenswertes über Ernährung.

18. Juni - Sechs Tage. Zwölf Motive. Und jede Menge Spaß.


In den letzten sechs Tagen sind wir kreuz und quer durch Deutschland und Österreich gefahren und haben zwölf Motive für den Dekra Akademie Kalender 2023 fotografiert. Zum Abschluss ging es auf den Großglocknerpass auf 2.400 Meter Höhe. Die gesamte Organisation der Reise, das Finden der Firmenmitarbeiter als Fotomodelle, das Aufspüren der unterschiedlichen Locations, die Unterbringung der Crew, bis hin zur Verpflegung, organisiert seit Jahren Karl-Heinz mit einer unglaublichen Ruhe und Perfektion. Für uns bedeutet das: Einsteigen, Augen zumachen und los geht das fotografische Abenteuer. Und so ganz nebenbei haben wir durch diese Kalenderprojekte sehr viel von Deutschland gesehen. Es war uns wie immer ein Vergnügen.

17. Juni - Wenn der Bergdoktor ruft


Und schon wieder etwas dazugelernt. In das Dörfchen Ellmau in Tirol pilgern jedes Jahr einige Tausend Besucher zur Praxis des Bergdoktors. Wir hätten davon nichts mitbekommen, wäre nicht eines unserer Fotomodelle ein begeisterter Fan dieser Vorabendserie. So wanderten wir ebenfalls zu dieser malerischen Fernsehkulisse und wurden auf dem Weg dorthin über die Handlung dieser Serie bestens Informiert. Gefühlt könnten wir jetzt jederzeit in das Geschehen eingreifen. Es geht um Liebe, Eifersucht, Familienbande, also um all das, worum es auch in fast jedem anderen Film geht. Und diese Landschaft ist einfach gschdiascht (schön) - wie man hier in Tirol sagt.

16. Juni - Ohne Worte ... naja, fast.

Auch die Österreicher haben Humor. Jedenfalls mussten wir in unserem Hotel in Kufstein schmunzeln, als wir die Toiletten aufsuchten. Und in jedem Spaß steckt ja auch ein Körnchen Wahrheit oder wie in diesem Fall durchaus auch mehr. Ansonsten sind die Berge für uns Nordlichter immer wieder ein Ereignis und der Kaiserschmarrn schmeckt einfach köstlich lecker.

15. Juni - Kulturhistorische Enfdeckung


Da reisen wir in den Süden Deutschlands, um uns nicht nur an der schönen Landschaft zu erfreuen, sondern neben der Arbeit auch noch ein wenig das kulinarische Angebot zu genießen, und dann entdecken wir ganz in der Nähe unseres Hotels die erste deutsche McDonald's Filiale im Stadtteil Obergiesing unweit des 1860er Fußballstadions. Irgendwo muss sie ja stehen, aber ausgerechnet hier in Bayern? Nach kurzer Recherche war klar, warum sich der Mutterkonzern in den siebziger Jahren dafür entschieden hatte: Wenn sie in der bayrischen Landeshauptstadt Erfolg haben würden, da waren sich die Amerikaner sicher, dass es dann auch problemlos in ganz Deutschland funktionieren würde. Man sitzt am Tisch oder im Auto, schiebt sich die Dinge in den Mund, mampft und stiert so vor sich hin, steckt die Papierberge zurück in die Tüte (bestenfalls) und hat danach so ein komisches Völlegefühl. Jedenfalls erging es uns immer so, als wir selbst noch diese "Gastronomie" besuchten.

14. Juni - Vom Alten Land in die Berge


Heute früh ging es zuerst nach Großwörden zu Jörg Ahrens. Der Ort Großwörden liegt direkt an der Oste und nur etwa zehn Kilometer von Himmelpforten entfernt. Himmelpforten ist bekanntermaßen der Ort, an dem jedes Kind seine ganz persönlichen Wünsche an den Weihnachtsmann per Brief schicken kann. Und genauso himmlisch ging es auf dem Obsthof von Jörg zu. Die Lage des Demeter-Obstbetriebes mit dem Hauptaugenmerk auf den Apfel- und Birnenanbau ist extrem ruhig und malerisch. Nach der anschließenden Bahnfahrt quer durch Deutschland sitzen wir nur wenige Stunden später in einer Hotellobby in München. Laute Musikbeschallung und viele Hotelgäste sind ein Kontrastprogramm zu dem nur wenig Stunden zurückliegenden Fotoshooting im Norden mit Anne auf dem Obsthof. Morgen geht es dann weiter mit Fotoaufnahmen im Englischen Garten in München, bevor es übermorgen in Richtung Österreich geht. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die Berge.

13. Juni - Hilfsbereitschaft 

 

"Ja, kommt einfach vorbei, kein Problem." war Eckhart Panz' Antwort auf die Anfrage nach einer Möglichkeit auf der Elbe bei Lauenburg ein Foto zu machen. Der sympathische Elbfischer aus Hohnstorf fuhr uns für das Shooting direkt vor die malerische Kulisse der Altstadt und wir konnten neben dem Fotografieren auch noch beim Abfahren einiger Reusenfangstellen dabei sein. Schon nach wenigen Augenblicken an Bord waren wir gebannt von der Schönheit der Natur und es stellte sich ein Urlaubsgefühl ein. Als wir dann wieder an Land bei Eckhard Panz waren, kam gerade Sebastian Baier aus Börnsen um die Ecke, um sich den besten Fang zu sichern.

12. Juni - Träume realisieren


Heute waren wir an der Ostsee und haben für ein Kalenderprojekt fotografiert. Es geht in den kommenden Tagen darum, verschiedene Fragen aus Kindheitstagen fotografisch umzusetzen, wie zum Beispiel: "Ob die Wolken eigentlich wissen wohin sie ziehen?“ Und wir sind uns noch nicht sicher, ob wir die Fotos in Schwarzweiß oder in Farbe schöner finden.

11. Juni - Sommer, Sonne, Strand und … 

 

… Party. Heute war das große Sommerfest der Spedition Jan Bode auf dem Firmengelände in Reinbek. Für uns war es neben der Arbeit einfach schön, so viele Menschen nach langer Zeit einmal wieder ausgelassen feiern zu sehen. Was dort für die Mitarbeiter und deren Familien aufgeboten wurde, war liebevoll und beeindruckend zugleich. Und neben den ganzen Essständen, Hüpfburgen und sonstigen Attraktivität, blieb uns vor allem ein kurzes Gespräch mit einem Kraftfahrer in Erinnerung: "LKW fahren ist neben der Familie meine große Liebe, ansonsten könnte, beziehungsweise würde ich diesen Beruf gar nicht machen wollen." Für die Firmenfeier nahm er mit seiner Familie gerne die mehrere hundert Kilometer lange Anreise in kauf. Ehrensache.

10. Juni - Ohne zu murren 

 

Wir müssen gestehen: wenn wir im Wohnmobil unterwegs sind, "vergessen" wir Kendo und Greta manchmal fast, denn sie sind so unauffälligen Reisebegleiter, machen keinen Lärm (oder zumindest kaum) und merken sofort, wenn wir "oben" konzentriert arbeiten. Dann liegen sie auf ihren Plätzen, dösen vor sich hin, versuchen ab und an nach einem gerade vorbei fliegenden Insekt zu schnappen und "purzeln" dann mit uns gemeinsam aus dem Wohnmobil, um dann doch noch ein paar Stunden die Natur zu genießen. Und so hat jeder von uns Vieren seinen Lieblingsplatz im Reisemobil - einfach eine tolle Ergänzung.

09. Juni - Land in Sicht


Nach einigen wundervollen Wochen auf Bornholm, die dann doch wieder viel zu schnell vergangen sind, fuhren wir heute morgen gegen sieben Uhr zur Fähre nach Rønne. Nur wenige Stunden später - und mit klein ein wenig schlechterer Laune unsererseits - lag auch schon die Insel Rügen mit ihren Kreidefelsen vor uns. Von da an wussten wir, es geht unwiederbringlich nach Hause. Knapp eine Stunde später waren wir wieder an Land und machten uns auf den Weg Richtung Wohltorf. Man merkt doch immer wieder ganz genau an der Geschwindigkeit des Fahrens, ob man zurück möchte oder lieber wieder umdrehen würde. Schon die Lautstärke des deutlich höheren Verkehrsaufkommens machte uns zu schaffen. An Einkaufen mochten wir noch gar nicht denken. Doch dann kam uns die rettende Idee, einfach in Lübeck in Richtung Ratzeburg von der Autobahn abzufahren, um in der Domäne Fredeburg für unser heutiges Essen einzukaufen und siehe da, ein wenig tröstete das uns über die Heimkehr hinweg. Und morgen sieht dann alles schon wieder ganz anders aus. Hoffentlich.

08. Juni - Der letzte Tag


Die Zeit auf Bornholm verging mal wieder wie im Fluge und neben der Arbeit, die wir hier hatten, blieb auch ausreichend Zeit, um die Insel zu genießen. Ebenfalls, um Neues zu entdecken und dazu gehörte in diesem Jahr auch das bald eröffnete zweite Café der Betreiber von IS KALAS. Im Hafen von Tejn lassen Christina und Christian derzeit ein ehemaliges Eishaus umbauen und wir folgten ihrer Einladung, uns die Baustelle einmal anzuschauen. Drinnen wurde bereits mit der Raumaufteilung begonnen. Es wird ein Zwischendeck geben. Kaffeeausschank und Eisverkauf werden sich auch hier perfekt ergänzen. Das Ambiente im Hafen von Tejn ist rauer, als in ihrem Heimatstandort Sandvig, aber gerade diese Kombination hat ihren ganz eigenen Charme. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen mit den beiden sympathischen Dänen - egal, ob in Sandvig oder Tejn. Wir kennen die beiden jetzt bereits seit einigen Jahren und sie sind uns echt ans Herz gewachsen.

07. Juni - Klassenfahrt


Heute erlebten wir eine Zeitreise der besonderen Art. Kaum in der Küche unsere Campingplatzes angekommen, sahen wir das Chaos. Nebenan saßen an die zwanzig Schüler mit ihren Lehrern, quatschten, aßen und alberten herum und in der Küche sah es aus wie ... ja wie eigentlich? Bestimmt genauso chaotisch, wie auf unseren eigenen Klassenfahrten. Hauptsache, Spaß haben und nicht so verkopft sein, wie wir als Erwachsene heute oftmals sind. Lehrer ärgern, Freundschaften schließen, lange wach bleiben, Gruselgeschichten erzählen, alberne Späße machen und das ganze ohne jedes Zeitgefühl. Einfach herrlich! 
Doch ganz so anarchistisch, wie hier eben dargestellt, waren sie Schüler dann aber doch nicht: eine Stunde später sah es in der Küche wieder aus wie geleckt.

06. Juni - Hammershus


"Oh, du Schöne!" Kann man das über eine Ruine sagen? Nun ja, vielleicht klingt es ein wenig merkwürdig, aber in dem Moment, als wir Hammershus gestern im Gegenlicht durch diese Blüten hindurch erblickten, war genau das unser Ausspruch. Die Burgruine zählt zu den größten Anlagen dieser Art in Nordeuropa. Heute ist von der imposanten Burg zwar nur noch wenig erhalten, doch seit 1890 wird - mit einigen Unterbrechungen - stetig an der Erhaltung und Restaurierung gearbeitet. Und immer, wenn wir durch das ehemalige Burgtor treten und diesen riesigen Innenhof erleben, versuchen wir uns vorzustellen, wie das Leben hier im Wandel der Jahrhunderte wohl aussah. Was uns jedes Mal aufs Neue fasziniert, ist der Blick über die Burgmauer in Richtung Westen, der uns in seinen Bann zieht und uns Jahr für Jahr immer wieder dorthin zurück kommen lässt. Nach einiger Zeit geht es dann für uns schnell wieder den Berg hinunter. Zum Kiosk in Hammerhavn - ein Sandwich in der Abendsonne genießen.

05. Juni - Irgendwo im Nirgendwo


Die letzten paar hundert Meter geht es nur noch über Stock und Stein. Wäre da nicht noch das Schild "Gårdbutik" als Hinweis, hätten wir vielleicht schon damals, bei unserem ersten Besuch, unsere Fahrt dorthin schon vorher aufgegeben. Endlich angekommen, fallen uns zuerst die vielen schwarzen Schafe auf der Weide auf - es mutet fast an, als wären dort alle sprichwörtlichen schwarzen Schafe dieser Welt versammelt. Und dann diese Ruhe auf dem Hof. Im Garten sitzen ein paar Gäste, leises Gemurmel, hier ein Hallegård-Hotdog, dort ein hoftypischer Tapasteller, ein Bier, ein Saft, mehr ist es nicht und dennoch in diesem Moment vollkommenes Glück. Drinnen der kleine Tresen mit frischen Waren und endlich, endlich - nach langer Zeit des Wartens - gibt es "unsere" luftgetrocknete Fenchelsalami mal wieder - für uns eine wahre Delikatesse und es hat bestimmt drei Jahre gedauert, bis wir mal wieder das richtige Timing hatten. Glücklich fahren wir vom Hof und entdecken dabei das zum wiederholten Male ausgebüchste schwarze Schaf auf der anderen Seite des Zauns direkt vor uns. Wie schön, dass es schwarze Schafe gibt - und diese luftgetrocknete Fenchelsalami.

04. Juni - "Mohn"light auf Bornholm oder die Magie des Lichts


"Die Farben sind ja der Wahnsinn!" - staunen wir auch nach so vielen Jahren immer noch über dieses besondere Licht- und Farbspiel auf Bornholm. Es liegt vermutlich an der Ostsee, die das Sonnenlicht reflektiert und so den Farben diese erstaunliche Leuchtkraft verleiht. Und an diesem "nordisch-mediterranen" Klima, welches eine spezielle Vegetation hervorbringt. Selbst die Farbe des Meeres ändert sich stündlich und erscheint gerade am Abend so tief blau, dass es uns jedesmal noch auf einen schnellen Blick dorthin zieht.

03. Juni - Das Juwel an der Küste oder Auftrag mit Aussicht


Hoch oben an der Steilküste, zwischen den Helligdomsklipperne und Gudhjem, liegt Dines Café. Oft sind wir hier schon auf einer unserer Wanderungen eingekehrt, haben Kaffee, Kuchen und die schöne Aussicht genossen. Und Dines Gastfreundschaft. Vor über dreißig Jahren haben ihre Eltern dieses Anwesen auf Bornholm gekauft. Seit vielen Jahren gibt es hier Märchenabende in den Sommermonaten, die - je nach Wetterlage - mal drinnen und mal draußen stattfinden. Früher lebte der Strandvogt in diesen Gebäuden und wachte über die Küste. Heute sind neben dem Café noch sieben Ferienwohnungen ausgebaut, und wir wurden von Dine gebeten drei von ihnen - sowie einige Impressionen - zu fotografieren. Was für ein wunderschöner Auftrag mit einer tollen Begegnung, Flammkuchen, Kaffee und vielen interessanten Geschichten und Gesprächen.

02. Juni - Michael Jackson forever


Frederik ist ein elf Jahre alter Langhaardackel und einer der größten Michael Jackson Fans aller Zeiten. Jedenfalls erzählte uns sein Frauchen, dass Frederik komplett entspannt, wenn er Songs wie zum Beispiel "Black and white" hört. Wir trafen diesen sympathischen - und überaus gut angezogenen - Dackel-Herren heute in Allinge nach dem Einkaufen auf dem Nachhauseweg und freuten uns über sein einnehmend freundliches Wesen. Musik kennt halt keine Grenzen, geschweige denn Sprachbarrieren und wir würden wohl jetzt noch gemeinsam den einen oder anderen Song von Michael Jackson anstimmen, wenn uns nicht der Hunger weiter getrieben hätte.

01. Juni - Warum das mit den Empfehlungen so eine Sache ist

"Wenn ihr auf Bornholm seid, dann müsst ihr unbedingt Kaffee und Kuchen bei Fru Petersens Café probieren." Das haben wir schon seit Jahren in diversen Foren gehört und gelesen. Eine Top-Adresse sei das und man müsse auf jeden Fall reservieren, um sicher einen Tisch zu ergattern. Heute war es dann soweit. Die Geschäftsidee ist gut. Ein Preis, zwei Stunden Zeit und alles ist inklusive. Das Ergebnis war enttäuschend oder um es mit einem Wort auszudrücken: Klackermatschkuchen. Von einer Bekannten erfuhren wir dann noch, dass der Sohn der Inhaberin ein erfolgreicher Koch (sogar mit einem Michelinstern) auf dem dänischen Festland ist und nach kurzer Recherche war uns klar, dass er das Konzept seiner Mutter ebenfalls erfolgreich umgesetzt hat: man nennt ihn dort den Pizzakönig von Dänemark. Vielleicht haben wir einen schlechten Tag erwischt, aber nun freuen uns mal wieder auf unsere selbst gebackenen Kuchen.

31. Mai - Sieht so das Paradies aus?

Heute waren wir in den "Paradisbakkerne" (den "Paradieshügeln") unterwegs und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Dieses im Osten Bornholms gelegene Gebiet bietet eine so abwechslungsreiche Landschaft, dass wir für ca. sechs Kilometer gut dreieinhalb Stunden gebraucht haben. Feuchte Waldgebiete mit moosbewachsenen Felsen wechseln sich dort mit schroffen Heidelandschaften und surreal anmutenden Spaltentälern. Der süße Duft von Kiefern steigt uns immer wieder in die Nase. Es wundert uns überhaupt nicht, dass sich um dieses Gebiet zahlreiche Sagen und Legenden ranken. Wo auf dem Rest der Insel zu dieser Jahreszeit gefühlt nur Bärlauch die Waldböden ziert, sind es hier wilde Heidel- und Preiselbeeren und Heidekraut. Und während Kendo und Greta ihre Nasen in die Luft steckten und so das neue Terrain erkundeten, malten wir uns aus, wo hier wohl die Trolle und anderen Waldgeschöpfe wohnen. Ob das Paradies so aussieht, können wir natürlich nicht sagen, aber wir finden, es kommt diesem vermutlich schon verdammt nah.

30. Mai - Provianten Gudhjem


Sonntag Abend in Gudhjem. Es ist herrlich ruhig im Hafen. Fast alle Tagestouristen haben die Insel bereits verlassen. Das lange Wochenende liegt hinter uns und die Sonne scheint den ganzen Tag über. Abendstimmung in warmen Farben. George Gershwin ertönt aus dem Provianten, der Hafenbar. Jacques Brel wacht über der Theke. Wie jeden Sonntag, spielt auch heute seit 16 Uhr eine Jazzcombo. Es herrscht eine locker-ausgelassene Stimmung. Im Provianten gibt es diverse ökologische südfranzösische Weine zur Auswahl - und damit defintiv mit die beste Weinauswahl auf der Insel. Dazu gab einen selbstgemachten Eintopf aus besten Zutaten - wahlweise mit oder ohne Fleisch. Den hatten wir vor ein paar Tagen schon einmal und auf genau diesen freuten wir uns erneut. Zum Abschluss noch ein Softeis mit Krokant-Topping aus der Nachbarschaft - mehr braucht es nicht ...

29. Mai - Skurrilitäten


Was für ein schönes Wort. Aber etwas anderes fällt uns auch nicht ein, wenn wir offenen Auges zum Beispiel durch Gudhjem spazieren. An fast jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Und wir schauen gerne in Fenster und Gärten. Doch warum sollte den Spieß nicht auch mal umgedreht werden? So wie heute, als wir beim Vorbeischlendern etwas aus den Augenwinkeln wahrnahmen. Bloß eine Irritation, aber bei genauerer Betrachtung war uns schnell klar: wir werden beobachtet.

28. Mai - Den Zwergen auf der Spur


Die Dänen sind tolle Menschen. Immer locker drauf und hyggelig sowieso. Dachten wir. Zumindest, bis es uns auf einen Campingplatz auf Bornholm verschlagen hat. Und siehe da, sie sind genauso spießig, wie alle anderen Menschen auch. Oder sagen wir lieber, es gibt solche und solche. Und so hat es auch der gute deutsche Gartenzwerg bis nach Dänemark geschafft. Und die Dänen und Schweden - von denen gibt es auf Bornholm auch eine ganze Menge - fegen, wischen und ordnen den lieben Tag lang auf ihrer "Scholle", was das Zeug hält. Da fühlen wir uns fast wie zuhause ... nicht. Der Gartenzwerg gehörte übrigens zu einem dänischen Gespann.

27. Mai - Achtung, Suchtgefahr


Jahr für Jahr die selbe Prozedur. Am Anfang gehen wir noch ganz gemütlich um die Nordspitze Bornholms herum und werden dann gegen Ende der gut einstündigen Wanderung immer schneller und schneller. Es liegt am Pawlowschen Reflex. Oder besser gesagt: es erscheint zu diesem Zeitpunkt ein inneres Bild vor unseren Augen: das Bild eines Sandwiches. Es ist das Sandwich des Hammerhavn Kiosk, welches uns spätestens ab dann antreibt. Kurz vor dem Ziel spielen sogar Kendo und Greta verrückt, denn auch sie wurden dort schon des öfteren mit Leckereien verwöhnt. Unsere Freude ist groß, wenn die Warteschlange nicht allzu lang ist. Und nach dem Verzehr fragen uns jedes mal, ob es schon reicht, oder ob wir doch noch ein zweites essen sollten.

26. Mai - Rau ist die See


Heute morgen ging es mit MS Ertholm von Gudhjem nach Christiansø. Wir hatten uns schon ein klein wenig gewundert, dass nur ein paar Menschen auf das Schiff warteten, aber nach Verlassen des Hafenbeckens wussten wir, warum. Spucktüten lagen bereits griffbereit und auf dem Oberdeck saßen ausser uns nur noch fünf weitere Personen. Die Rückfahrt war dann noch mal eine ganze Spur rauer, an das Betreten des Oberdecks war nicht mehr zu denken. Auf diese Weise haben die beiden Überfahrten etliche Dombesuche - inklusive der Fahrt im Mexikanerhut - ersetzt. Dazwischen lagen drei Stunden himmlischer Ruhe auf dieser kleinen Perle in der Ostsee mit ihrer ganz besonderes schönen Pflanzenwelt. Dagegen gleicht das Leben auf Bornholm schon eher dem einer Großstadt. Nachdem das letzte Schiff ablegt, kehrt wieder Ruhe auf der größten der drei Erbseninseln ein. Es hat auf Christiansø sogar mal einen Marathonläufer gegeben. Wie oft er die Insel zu Trainingszwecken umrunden musste, ist uns nicht bekannt. So an die dreißig Mal kommen jedenfalls für einen ganzen Marathon in etwa zusammen.

25. Mai - Gesichter erzählen Geschichten oder vom Glück des Unsichtbar-Werdens 

 

Wie schön wenn wir, wie am vergangenen Wochenende auf der Trabrennbahn in Almendingen, auch einmal hinter die Kulissen schauen dürfen. Es geht selten um das schnelle Bild, sondern mehr um die Zeit, die wir an einem Ort verbringen. Diese Ruhe macht uns dann oft unsichtbar. Wir werden zum Teil des Geschehens und dadurch nicht oder kaum beachtet. Erst dann können wir so fotografieren, wie wir es lieben. Nicht gestellt, sondern so, wie es tatsächlich ist. In jedem Gesicht liegt ein ganzes Leben und beim Betrachten der Bilder möchten wir am liebsten mehr über die Protagonisten erfahren.

24. Mai - Auf den Spuren des Bärlauch


Nirgendwo zuvor ist uns der Geruch von Knoblauch so stark in die Nase gestiegen, wie auf Bornholm. Jedes Jahr Mitte Mai fängt der Bärlauch an zu blühen, säumt die meisten Wanderstrecken entlang der Küste und bedeckt ganze Waldböden. Gestern ging es von Gudhjem aus wieder mit MS Thor zu den "Heiligtumsklippen" (Heligdomsklipperne), um danach auf dem Küstenweg wieder zurück nach Gudhjem zu wandern. Auf halber Strecke machten wir Rast in "Dines Lille Maritime Café", einer direkt auf den Felsen gelegenen alten Strandvogtei mit einem weitem Ausblick über die Ostsee. Nach einer kurzen Besprechung mit Dine ging es weiter am unteren Küstenabschnitt entlang und da war er wieder: dieser unverwechselbare Duft. Jedes Jahr nehmen wir uns erneut vor, aus dem Bärlauch Pesto zu machen, warten dann oft zu lange damit und landen dann doch wieder beim Räucherfisch. Auch lecker!

23. Mai - "I like crazy people“


Das war die Erwiderung dieser lustigen Dänin auf unsere Fotoanfrage. Schon von weitem sahen wir sie auf dem Pflanzenmarkt mit ihrer Kopfbedeckung und wie wir richtig vermuteten, verkaufte sie ausschließlich Chili-Pflanzen. Perfektes Marketing, dazu noch ein charmantes Lächeln und am Ende war ihr Stand komplett ausverkauft. Wir mögen ebenfalls "crazy people".

22. Mai - Hopp, hopp, hurra


Einfach unfassbar. Es war kaum zu glauben. Wir trauten unseren Augen nicht und Kendo und Greta waren nur schwer im Zaum zu halten. Ob sie allerdings gerne sofort mitgemacht oder doch lieber die plüschigen Akteure gejagt hätten ... man weiß es nicht. Wir waren heute erneut wegen der besonderen Atmosphäre auf der Bornholmer Trabrennbahn und besuchten vor den Rennen noch den angrenzenden Pflanzen- und Gartenmarkt. Dort entdeckten wir etwas abseits einen Parcours und dachten schon an Mini-Ponys, als wir die springenden Kaninchen sahen. Immer und immer wieder wurden sie über die Hindernisse geleitet. Der Bornholmer-Rassekaninchen-Zuchtverein hatte dort ebenfalls einen Stand. Es ist nur schwer vorstellbar, dass es so etwas auch bei den in Deutschland ansässigen Rassekaninchen-Zuchtvereinen gibt - die Dänen sind einfach herrlich "verrückt" und - wie uns erklärt wurde - lieben sie das Vereinsleben.

21. Mai - Vielfalt statt Einfalt


Fast egal, wo man gerade auf der Welt unterwegs ist - es gibt immer ein paar Dinge, die überall gleich sind. So auch in Gudhjem, wo wir an diesen Cola-Sonnenschirmen vorbeikamen und sofort darüber nachdachten, was für Marken uns sonst noch so einfallen. Natürlich darf eine Fast-Food-Kette bei der Aufzählung nicht fehlen. Und tatsächlich gab es bis 2006 eine eben dieser Filialen in Rönne. Die musste dann aber wegen fehlender Besucher geschlossen werden - kaum zu glauben. Trotzdem gibt es eine Verbindung der Insel zu der besagten Firma. In Hasle, im Westen Bornholms, werden jeden Tag circa 60 Tonnen Fisch für die Fish-Burger für alle europäischen Länder dieser Fast-Food-Kette produziert. Dagegen sind die Mengen an Fisch, die in den Räuchereien der Insel angeboten werden, geradezu gering. Vor vielen Jahren mussten bereits etliche dieser Räuchereien, die man schon von weitem so schön an ihren Schornsteinen erkennen kann, aufgrund von europäischen Hygienestandard-Verordnungen schließen. Industrieware lässt sich scheinbar besser definieren - wie traurig.

20. Mai - Eine Zeitreise von 1.700.000.000 Jahren


Innerhalb von nicht einmal zwei Stunden sind wir heute diese unvorstellbare Zahl an Jahren durch die Entstehungsgeschichte Bornholms gereist. Normalerweise sind Museumsbesuche nicht unsere erste Wahl während des Urlaubs, doch da wir gerade ganz in der Nähe von NaturBornholm in Aarkirkeby wohnen, machten wir uns heute vormittag auf den Weg dorthin. Wir waren nicht nur von der architektonischen Leistung dieses 1999 begonnen Museumsbaus begeistert, sondern ebenso von der Präsentation der Exponate. Das gesamte Museum lädt zum Mitmachen und Forschen ein und schärft den Blick für die vielen über die Insel verteilten Gesteinsformationen, die von der Entstehung dieser Insel "erzählen". Zum Abschluss gingen wir noch einen kleinen Rundweg um das Museum und legten uns auf den über 540 Millionen Jahre alten versteinerten Meeresboden. Auf dem Rückweg zum Museum interessierte uns dann noch, wer dieses Bauwerk entworfen hat. Es war der dänische Architekt Henning Larsen, der uns in den letzten Jahren mit seinen Bauwerken schon zweimal unbewusst begegnet ist: in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall und bei unserem Besuch des Opernhauses in Kopenhagen. Jedesmal fiel uns diese besondere Architektur ins Auge mit diesem wundervollen Spiel mit dem Licht. 

19. Mai - Kindheitserinnerungen


Wer hat sie nicht: Die Erinnerung an die eigene Kindheit? An das Entdecken der Welt. Das Spielen im Sandkasten. An den ersten Urlaub am Meer. Das Eisessen. Oder an Weihnachten mit all den Geschenken. Ostereier suchen. Verwandtschaftsbesuche, bei denen man am Katzentisch saß. Das erste Mal am Kaffee nippen und dabei das Gesicht verziehen. An das prickelnde Ahoi-Brausepulver. Das Taschengeld, das nie reichte. Die erste Cola. Daktari oder Knight Rider im Fernsehen. Erste Freundschaften. An kratzige Kleidung. An das doofe Schuhe kaufen. Und an so viele andere Dinge, die wir heute oft (wegen der Folgen) nicht mehr machen. Wie zum Beispiel durch eine Pfütze springen. Oder einfach mal wieder auf den Rasen in ein Meer von Gänseblümchen legen und die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten. Das haben wir früher als Kinder gerne gemacht und heute belächeln wir es und halten es für naiv. Dabei ist es bereichernd, manchmal eine neue (alte) Sicht auf die Dinge zu wagen und auch mal wieder wie ein Kind in einem Meer aus Gänseblümchen zu baden.

18. Mai - Auf der Suche


Menschenmassen erwarten uns am Strand von Dueodde. Nicht zu vergleichen mit den wirklich großen Hotspots weltweit, aber für Bornholmer Verhältnisse ist hier ganz schön viel los. Wir treffen ganze Schulklassen, die Bussweise ankommen, dann in schnellen Schritten ein paar hundert Meter über einen in die Jahre gekommenen Holzsteg, eingerahmt von herrlichen Kiefern und Sanddünen, zum Strand laufen, um endlich einmal die Füsse - oder auch ganz - in der noch sehr kalten Ostsee zu baden. Die Reiseleiterin einer direkt vor uns gehenden Reisegruppe aus Deutschland erklärt den erstaunten Gästen, sie mögen sich bitte nicht wundern, dass hier die Menschen in den Dünen umherwandern, denn es sei in Dänemark erlaubt. Gemessenen Schrittes wandert die Gruppe bis zum Ende des Steges, um dann nicht etwa die Ostsee zu genießen, sondern schnell ein paar Fotos zu machen und schnurstracks wieder umzukehren. Was nimmt man von diesen wenigen Minuten an Eindrücken mit? Von den heute sanften Wellen des Wassers, vom Kreischen der Möwen oder einfach nur von dem feinsten Sandstrand Europas? Und noch etwas ist erstaunlich: Die allermeisten Strandbesucher bleiben sowieso ganz in der Nähe des Steges zum Strand. Nur wenige suchen die Einsamkeit der Dünenlandschaft, die schon nach wenigen Metern beginnt und genau zu diesen weniger besuchten Orten zieht es uns immer wieder hin.

17. Mai - Der Mann ohne Namen


Nicht, dass dieser freundliche Mann keinen Namen hätte, wir haben nur schlicht vergessen, ihn danach zu fragen. Und selbst auf seiner Website findet man nichts. Dabei ist er mit seinem Fahrrradverleih täglich von 8 bis 18 Uhr für seine Kunden da. Gibt bereitwillig Auskunft, erklärt die besten Wege und baut mit himmlischer Gelassenheit den Anhänger ans Rad. Die ganze Zeit summt er dabei vor sich hin, und als wir ihm nach Ablauf der Mietdauer die Räder wieder zurück brachten, mussten wir ihn einfach um ein Foto bitten. Kein Problem, meinte er nur und lächelte verschmitzt. Seit über dreißig Jahren verleiht er im Süden Bornholms Fahrräder und das vollkommen unbürokratisch. Wie sagte er noch beim Verleihen: "Sollte es ein Problem mit den Rädern geben, ruft mich einfach an und ich komme dann vorbei." Wie entspannend - und spätestens seit dem Foto heisst er für uns einfach "Der Mann mit dem Lächeln".

16. Mai - Über Wohlfühl-Facebookgruppen


"Oh, wie ist das schön." oder "Bei uns sind es nur noch fünf Wochen, dann sind wir auch wieder da..." oder "Ich freue mich für Euch!" So oder so ähnlich lauten die allermeisten Kommentare in einer Bornholm-Facebookgruppe. Alle sind immer sehr nett miteinander und gönnen sich die Zeit auf der gemeinsamen Lieblingsinsel. Gäbe es da nicht das Thema "Kadeau". Das Kadeau liegt in Vestre Sømarken an der Südküste Bornholms und ist das einzige Sternerestaurant der Insel. Früher (da war ja Bekannterweise vieles besser) war es ein Strandkiosk, über den auch heute noch von vielen Bornholmliebhabern aus der Facebookgruppe geradezu liebevoll gesprochen wird. "Da habe ich als Kind immer mein Eis gekauft." Seit ein paar Jahren hat sich in diesem ehemaligen Kiosk eines der besten Restaurants Dänemarks etabliert. Nicht ohne Schwierigkeiten, aber es gibt es immer noch. Das gefällt lange nicht allen Mitgliedern und so lesen sich die meisten Kommentare dann doch eher kritisch. "Das muss man sich erst einmal leisten können!", "Da gehen wir bestimmt nicht essen." Nur ganz wenige mahnen etwas Toleranz an und verweisen auf die zahlreichen anderen Möglichkeiten der Insel, die durchaus zu "normalen" Preisen Speisen anbieten. Woher kommt bloß dieser Neid in uns Menschen? Es ist doch für jeden etwas dabei und genug für alle da - sollte man meinen ...

15. Mai - Genial einfach 

 

Revolutionen beginnen oft im Kleinen. Zum Beispiel hier auf diesem Parkplatz. Auf den ersten Blick ist es ein unspektakuläres Toilettenhäuschen. Nur bei genauerer Betrachtung erkennen wir das eigentlich revolutionäre an diesem Ort. Und wir meinen nicht die (in Deutschland offenbar nicht bekannte) Sauberkeit von öffentlichen Toiletten (die Dänischen sind in der Regel nämlich extrem gepflegt), sondern, dass hier jede:r jedes Klo benutzen kann. Keine getrennten Bereiche für Mann und Frau, sondern einfach Unisex. Genial, oder? Wo bei uns noch um Toiletten für X, Y und vielleicht auch bald für noch weitere Buchstaben gestritten wird, gibt es hier eine ganz einfache Lösung, die zudem noch kostengünstig ist. Eine für alle. Aber wo kämen wir hin, wenn sich das auch in Deutschland durchsetzen würde? Viel zu einfach - und überhaupt kann man die Dänen nicht mit uns vergleichen. Oder etwa doch? Einen Nachteil hätte diese Lösung allerdings für Christian: Er hätte einfach keine Lust auf lange Warteschlangen im Theater oder der Oper.

14. Mai - "Ja, wo laufen sie denn?"


Familiär. Gemütlich. Spannend. Rührend (ein paar Tränen beim Nachwuchsrennen). Unterhaltsam. Oder um es auf Dänisch auszudrücken: Hyggelig. Diesen Ausdruck der dänischen Lebensart erlebten wir heute auf der Bornholmer Trabrennbahn in Almindingen. Während alle paar Minuten ein neues Trabrennen auf der Bahn ausgetragen wurde, probierten die Erwachsenen den neusten Schnaps der Insel, konnten den einen oder anderen Cocktail verkosten, es wurde ordentlich gewettet (warum ist man denn schliesslich auf einer Rennbahn?), zahlreiche Hotdogs wurden verspeist und mindestens genausoviel wie Bier getrunken, die Kinder spielten unter den Bänken, Hunde tollten umher und nach jedem Rennen, das beim Zieleinlauf von einem lang anhaltenem Klatschen begleitet wurde, gab es den obligatorischen Blumenstrauß für den Sieger. Wir freuen uns nicht nur auf den nächsten Renntag - nächstes mal mit parallel stattfindendem Blumenmarkt - sondern sind auch schon voller Vorfreude auf den 31. Juli. Warum? Weil dann in Stove unweit von Geesthacht das großartige Stover Rennen stattfindet. Und das ist mindestens genauso schön und hyggelig.

www.stover-rennen.de


13. Mai - Friedhof der Tannenbäume


Dass die Dänen einer der größten europäischen Tannenbaumproduzenten sind, wussten wir schon seit einigen Jahren. Auch auf Bornholm gibt es Tannenbaumplantagen. Wie zum Beispiel hier im Süden der Insel. Im vorderen Bereich stehen die neuen, frischen Bäume in Reih und Glied und warten schon auf ihren großen Auftritt zu Weihnachten. Doch als wir uns ein paar Meter in den hinteren Bereich des Hofes begeben haben, fiel uns sofort der (leicht abgewandelte) Spruch "Vorne Hui, hinten Pfui" ein. Jedenfalls mussten wir beim Anblick der vertrockneten Bäume unweigerlich daran - und an ein Massengrab - denken. Die Dänen können halt auch makaber und brutal, was uns spätestens seit der Krimiserie "Die Brücke" bekannt ist.

12. Mai - Unverkennbar 

 

Woran erkennt man in Dänemark eine Ferienhaussiedlung? Natürlich: an den Briefkasten-Batterien. Wenn sie dann noch mit Aufklebern der verschiedenen Ferienhausvermietungen versehen sind - so wie hier - kann man sicher sein: Wir befinden uns in einer Ferienhauskolonie, und diese ist dann auch häufig noch fest in deutscher Hand. So, wie auch derzeit während unseres diesjährigen Bornholmaufenthalts im Süden der Insel. Hier spricht man deutsch. Zumidest lässt dies jedes zweite Autokennzeichen vermuten. Genau das ist es, was wir am Norden Bornholms so lieben: endlich einmal ein bisschen Distanz zu unseren lieben Mitmenschen und dafür ein wenig mehr Kontakt zu den Insulanern zu haben ...

11. Mai - Südseefeeling an der Ostsee


Nein, diese Überschrift ist nicht aus einem Tourismusführer abgeschrieben, sondern gibt genau unser heutiges Gefühl wieder, als wir nach einer Fahrradtour mit den Hunden am Strand in der Nähe von Dueodde ankamen. Der Sand so weiß, dass er einen blendet. Dazu der strahlend blaue Himmel, die Kiefern, kaum Menschen, eine leichte Brise und das Funkeln der Sonne auf dem Wasser. Nur die noch sehr niedrigen Wassertemperaturen verpassten dieser Illusion von Südsee einen kleinen Dämpfer, aber ansonsten passte alles. Dazu noch ein leichtes Meeresrauschen - wir verloren jegliches Zeitgefühl. Ist heute eigentlich Montag oder Mittwoch oder…? Egal, es ist einfach schön. Nur die täglich zu hörenden Schießübungen von dem einige Kilometer weit entfernt liegenden militärischen Übungsgeländes erinnert uns: Bornholm liegt, wenn auch weit vom Festland entfernt, mitten in Europa - mit all seinen Konflikten.

10. Mai - Wo das Wort "Mini" wirklich passt


Unglaublich, wie eng bebaut dieser Minigolfplatz in Bakkerne an der Südküste Bornholms ist. Als wir mit dem ehemaligen Besitzer sprachen, erzählte er uns stolz, dass er diesen Platz vor über dreißig Jahren eigenhändig aufgebaut hat. "Die Bahnen kamen direkt aus Frankreich und es hat uns ein Vermögen gekostet. In den über fünfzehn Jahren, die wir den Platz betrieben haben, hat er sich für uns wirklich gelohnt. Früher waren die Touristen noch nicht so anspruchsvoll, heute muss fast alles zu einem Event aufgebauscht werden, damit es die Leute anlockt." Wir sind immer wieder erstaunt, was die findigen Dänen auch auf kleinster Fläche anbieten und damit ihre Kundschaft finden.

09. Mai - Der Mann mit den tausend Ideen


Christian hat einfach jeden Tag neue Ideen. Seine Frau Christina bringt es so auf den Punkt: "Wenn zwischen zwei Aufgaben eine kleine Pause ist, dann denkt sich Christian wieder etwas neues aus." 
Und genau so haben wir ihn vor einigen Jahren auch kennengelernt - jedes Jahr war eine neue Idee entweder im Werden oder schon in die Tat umgesetzt. So war, angefangen beim Betreiben eines Minigolfplatzes, über die Herstellung leckersten Eises, dem Planen eines weiteren Cafés und darüber hinaus kleinen, feinen Bootfahrten, schon so einiges dabei. Auch dieses mal, als wir die beiden auf Bornholm in ihrem Café IS Kalas besuchten, erzählte Christian uns von seinem neuesten Plan. Er hat unlängst einige Weinreben bestellt und in den nächsten Wochen soll es dann losgehen mit dem Pflanzen und Pflegen der Weinstöcke. In ein paar Jahren hofft er dann auf seinen eigenen Weißwein. Er ist übrigens nicht der erste Däne, der auf die Idee kommt, in dem kleinen Königreich Wein anzubauen, selbst auf Bornholm gibt es echten dänischen Wein. Vor vier Jahren probierten wir hier auf der Insel einmal einen Bornholmer Rotwein, der für uns allerdings zu speziell war. Zum Glück ist Christian ein großer Weißwein-Liebhaber und wir sind schon sehr gespannt auf erste Ergebnisse. Und natürlich auf viele neue Ideen.

08. Mai - Eine Seefahrt, ...

... die ist nicht nur lustig, sondern in diesem Fall auch besonders schön. Wenn wir hier auf Bornholm sind, lieben wir es, die Tour mit MS Thor von Gudhjem nach Helligdomsklipperne zu machen, um dananch die knapp 6 km entlang des Küstenwanderweges wieder zurück nach Gudhjem zu gehen. Doch gestern wäre daraus fast nichts geworden, denn das kleine Motorschiff war scheinbar komplett ausgebucht. Das hatten wir so nicht erwartet. Blauäugig kamen wir ziemlich auf die letzte Minute an und sahen schon von weitem eine schier endlose Schlange an Menschen vor uns. Doch wir hatten Glück: Wir bekamen die letzten beiden Plätze an Bord. Die ganze Fahrt über strahlte der zweite Mann an Deck eine solche Fröhlichkeit aus, die auf sämtliche Passagiere übersprang. Dicht an dicht gedrängt ging es entlang der steinigen Küste, begleitet von Anekdoten und Erklärungen des Kapitäns auf dänisch und englisch und an den "Heiligen Klippen" angekommen, stiegen etwa die Hälfte der Passagiere gemeinsam mit uns aus. Der Küstenwanderweg zeigte sich in frühlingshaftem Gewand und wir entdeckten wieder so viel neues am Wegesrand. Angefangen beim Bärlauch und den Buschwindröschen, über die plätschernden Bächlein, bis hin zu grandiosen Ausblicken auf die Ostsee. Für uns ist dies einer der schönsten Küstenabschnitte auf dieser Insel. Niemals zuvor brauchten wir solange, um wieder am Ausgangspunkt in Gudhjem anzukommen. Es gab einfach zu viel Schönes zu sehen.

07. Mai - Held des Alltags


Heute sind wir mit der MS-Thor entlang der Küste von Gudhjem nach Hellingdomsklipperne gefahren, um dann den Rückweg zu Fuß nach Gudhjem zurückzulegen. Dort angekommen, trafen wir auf einen - unserer Meinung nach - "Held des Alltags". Markus ist Busfahrer und kutschiert deutsche Touristen für Kurzreisen quer durch Europa. Stets gut gelaunt, fast jedem noch so schrulligen Wunsch nachkommend, mit einer Engelsgeduld ausgestattet - das alles und noch viel mehr macht einen Busfahrer für Reisegruppen aus. Der erste und letzte am "Set", bzw. Gefährt, ist bei diesen Kurzurlauben stets der Busfahrer. Er begrüßt seine Gäste, hat für jeden ein Ohr und sieht von der Gegend (außer dem Parkplatz) eher wenig bis gar nichts. Markus, wir hätten gerne mehr von Dir erfahren - es wäre sicherlich eine Abendfüllende Unterhaltung gewesen.

06. Mai - Work-Life-Balance


Davon träumen so viele Menschen und es ist für die meisten nur schwer zu erreichen. Was ist das eigentlich, was sich hinter diesem wohlklingenden Namen verbirgt? An unserem ersten Tag auf Bornholm saßen wir heute morgen nach dem Frühstück mit Blick auf die Ostsee in unserem Wohnmobil und bearbeiteten für einige Stunden Bilder für unsere Kunden. Erst am frühen Nachmittag gingen wir dann mit Kendo und Greta spazieren, spielten Beachball, tobten mit den beiden und anschließend ging es nach Gudhjem, einem der wohl schönsten Orte auf der Sonneninsel. Wieder am Wohnmobil angekommen kamen wir zu dem Fazit: es hängt ganz stark von der Qualität, beziehungsweise der Freude an der Arbeit ab, ob es Spaß macht auch im Urlaub zu arbeiten. Und heute war es so. Wir bearbeiteten unter anderem einige Foodaufnahmen für ein nachhaltiges Kochbuch und es fühlte sich nicht schwer an, sondern machte einfach Spaß. Und jetzt sitzen wir schon wieder im Wohnmobil, genießen den Ausblick und die Aussicht auf die geräucherte Makrele - so schön kann die "Work-Life-Balance" sein.

05. Mai - Szenen einer Fährfahrt

Nach nur fünf Stunden Schlaf ging es heute schon sehr zeitig am Morgen los in Richtung Bornholm. Der Wecker klingelte viel zu früh und nach einer Katzenwäsche räumten wir schnell den Rest ins Auto. Die Hunde wurden auf eine Minirunde gescheucht und schon saßen wir im Auto. Glücklicherweise mit einer Thermoskanne voll Kaffee. Ansonsten wäre es schwierig geworden. In Sassnitz angekommen gab es, wie gewohnt, ein Frühstück in der Nähe des Hafens und schon kurze Zeit später waren wir an Bord der Hammershus. Nur wenige Urlauber gingen mit uns an Bord, was vermutlich der Überfahrt an einem Donnerstag in der Vorsaison geschuldet war. Die Menschen sicherten sich schnell die besten Plätze, so wie wir auch. An Deck ergaben sich beeindruckende Licht- und Schattenspiele durch die Strukturen der vielen Treppen und Geländer. Es ist immer wieder interessant für uns, den Menschen beim Träumen, Lesen, Sonnenbaden und Dösen zuzuschauen. Aller Stress fällt scheinbar mit dem Ablegen des Schiffes von uns Menschen ab. Ein Eldorado zum Fotografieren. Bornholm kann kommen.

04. Mai - Lieblingsadressen in aller Munde


Endlich. Endlich ist es soweit. Nach (gefühlt) hunderten von Telefonaten, Beratungen, diversen Terminverschiebungen und rund 80 Fototerminen, hielten wir heute die ersten Exemplare der aktuellen Lieblingsadressen Sachsenwald in unseren Händen. Neben der spannenden Frage, wie das Druckergebnis wohl sein wird, gilt es eines der am besten gehüteten Geheimnisse zu lüften: wie wird diesmal die Titelfarbgestaltung sein? Jedesmal anders und immer schön. Und schon sind die Anstrenungen der letzten Wochen vergessen. Gefeiert wurde in bester Gesellschaft mit hervorragender Stimmung in den besonders geschmackvoll gestalteten Räumlichkeiten des Restaurants „In aller Munde“ im Bergedorfer Schloss. Ein rundum gelungener Abend! 

03 .Mai - Eine Kuh macht "Muh", viele Kühe machen Mühe ...

... oder auch Joghurt und Quark. Jedenfalls auf Gut Wulfsdorf. Die auf dem Demeter-Hof in der Nähe von Hamburg beheimaten 60 Milchkühe werden zweimal am Tag gemolken und die Milch wird dann größtenteils von Timo zu Joghurt und Quark verarbeitet. Als wir ihn um sieben Uhr morgens zum Shooting trafen, fiel uns gleich seine Sicherheit beim Vor-Der-Kamera-Stehen auf. Auf die Frage, ob er schon öfter fotografiert worden sei, antwortete er nur: "Ich habe früher auf einer Werft gearbeitet, dort wurde oft fotografiert und gefilmt. Die Anweisungen sind mir auch heute noch geläufig." Dann erzählte er uns, dass er schon lange Kunde auf Gut Wulfsdorf gewesen ist, bevor er dort nach einem Job als Handwerker fragte. Gesucht wurde zu der Zeit ein Nachfolger für die Joghurt- und Quarkproduktion, die damals noch von Jan Koning, den wir 2020 kennenlernen durften, geleitet wurde. Nach einer längeren Einarbeitungszeit ist Timo jetzt dafür verantwortlich. Nicht nur er strahlte eine Ruhe und Gelassenheit aus, sondern ebenfalls die Kühe auf der Weide, die wir bei unserem zweiten Fototermin am Nachmittag besuchen durften Zuerst wurden wir ignoriert, doch dann gab es auch einige sehr neugierige Milchkühe, die und sogar richtig "auf die Pelle" rückten. Wir wären gerne noch länger geblieben …

www.gutwulfsdorf.de

02. Mai - Ein echter Kumpan


E-Mobilität gibt es nicht nur auf vier Rädern oder als E-Bike, sondern - wie in diesem Fall - auch als E-Roller. Heute war Arne Schmidt von der Firma Kumpan Electric bei uns in Wohltorf, um uns einen dieser E-Roller vorzuführen. Schon nach wenigen Minuten ging es auf die Straße und sofort stellte sich ein breites Grinsen bei uns ein. Es machte einfach so viel Spaß mit dem "Ding" durch die Gegend zu fahren. Eine tolle Beschleunigung, die bei unserem Modell allerdings bei 45 km/h aufhörte. Es gibt auch noch schnellere Modelle, aber für uns hat das heute erst einmal zum Spaß haben gereicht. Die Zwischenzeit nutzten wir für etwas Smalltalk mit Arne, dem sympathischen Hamburger, der schon so viel Verschiedenes in seinem Berufsleben gemacht hat und ganz begeistertet von seinen mehrmaligen Reisen nach Indien erzählte. Am Ende verstaute er ruckzuck den mitgebrachten Roller und auf ging’s zum nächsten Vorführtermin.
www.kumpan-electric.com

01. Mai - Ein Königreich für Hühner


Wir waren zu Besuch bei Sebastian Seelig auf seinem Biogeflügelhof im Wendland. Genaugenommen im "Königreich Diahren". Sebastian ist einer der Lieferanten für die Firma Wackelpeter aus Hamburg, für die wir in den kommenden Monaten auf diversen Höfen fotografieren werden. Diese Bilder dienen später zur Veranschaulichung, woher die Nahrungsmittel für das ökologische Kita-Essen tatsächlich kommen. Für uns ist es immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis, hinter die Kulissen der diversen landwirtschaftlichen Betriebe zu schauen. 
Bekleidet mit einem Schutzoverall und Überziehschuhen ging es gemeinsam mit Sebastian zur Fütterung der Masthähnchen in den Stall, neugierig beäugt von einigen hundert Hähnchen, die sich dann aber sehr schnell an uns gewöhnten. Im Anschluss gingen wir ins Freigehege, begleiteten Sebastian beim Einsammeln der Lachshuhn-Bio-Eier und im Anschluss zu den Freigehegen auf die Weide in der Nähe des Rundlingsdorfes. Als krönenden Abschluss wurden uns Hazel und ihr Sohn Herold vorgestellt - zwei beeindruckend schöne, wie auch friedliche Grauvieh-Rinder aus der Schweiz. Und das alles durften wir bei herrlichem Sonnenschein in einer der ruhigsten Regionen Norddeutschlands genießen. Was uns lediglich fehlte war die Zeit, uns einfach ins Gras zu legen und ein wenig zu dösen.

www.wendland-geflügel.de

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